Im Ernstfall können die Studenten über dieses Gerüst ins Freie gelangen. Foto: factum/Granville

Überfüllte Hörsäle, eine marode Sport- und Schwimmhalle: In der Ludwigsburger PH herrscht dringender Handlungsbedarf. Die Hochschulleitung wünscht sich daher einen rund 20 Millionen Euro teuren Umbau.

Ludwigsburg - Beim Gang durch die 1966 erbaute Schwimm- und Sporthalle der Pädagogischen Hochschule (PH) in Ludwigsburg fällt eines gleich ins Auge: Es bröckelt gewaltig, und zwar nicht nur an der Fassade. An der Decke kleben dunkle Flecken, die Fliesen rund um das Schwimmbecken haben Risse. Eine provisorische Feuerleiter hängt an der Außenwand, innen liegende Seminarräume, die dort ebenfalls untergebracht sind, wurden bereits geschlossen – aus Sicherheitsgründen. „Das gesamte Gebäude ist nicht mehr zeitgemäß und dringend sanierungsbedürftig“, sagt der PH-Rektor Martin Fix.

Aus der Sporthalle soll ein Seminargebäude werden

Eine Sanierung der Halle mit der Beibehaltung ihrer ursprünglichen Funktion wäre die eine Lösung. Doch die Hochschulleitung stellt sich etwas ganz anderes vor: Die Halle soll zu einem Seminargebäude umgebaut werden – und parallel dazu eine komplett neue Sport- und Schwimmhalle auf dem Platz des zweiten Fußballfeldes dahinter errichtet werden. „Wir sind am Limit dessen, was wir hier unterbringen können und brauchen dringend den Platz für unsere Seminare“, sagt Martin Fix.

Bereits vor einiger Zeit ist die Hochschule mit dieser Forderung auf das Amt Ludwigsburg des Landesbetriebs Vermögen und Bau zugegangen. Zwar sind die Gebäude der PH Eigentum des Landes. Die Ludwigsburger Behörde übt aber sowohl die Eigentümer-, als auch die Bauherrenfunktion aus. Die Überlegungen für eine Sanierung der Turn- und Schwimmhalle befinden sich nach Angaben des Amtsleiters Andreas Hölting derzeit noch in einer frühen Phase. „Mein Amt ist zunächst nur mit der Erstellung einer Machbarkeitsstudie beauftragt“, sagt Hölting. Im Rahmen dieser Untersuchung solle ein Wirtschaftlichkeitsvergleich zwischen einer Bestandssanierung und einem Neubau mit Abriss und Entsorgung des Altbaus gegenübergestellt werden.

Der Um- und Neubau würde 20 Millionen Euro kosten

Nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen könne aber davon ausgegangen werden, dass es preislich keinen allzu großen Unterschied macht, ob das Gebäude generalsaniert oder abgerissen und neu gebaut wird. „Wir gehen von einem erforderlichen Kostenrahmen in Höhe von etwa 20 Millionen Euro aus“, sagt der Amtsleiter. Der Knackpunkt des Ganzen ist das Hallendach: Dieses ist aus dünnen Betonplatten auf sogenannten Stahlpfetten, einer Art Unterkonstruktion, über eine Vielzahl von Abhängepunkten an den weitgespannten Stahlträgern aufgehängt. „Diese Konstruktion würde eine Sanierung sehr aufwendig und teuer machen.“

Die Finanzierung einer möglichen Baumaßnahme würde aus dem Staatshaushaltsplan des Landes erfolgen. Die Hochschule habe daher bereits eine Bedarfsanmeldung beim Finanzministerium eingereicht, sagt Martin Fix. Ein Um- und Neubau wäre aus seiner Sicht die beste Lösung. „Wenn wir die Sporthalle sanieren und in ihrer ursprünglichen Funktion belassen, würde monatelang der Sportunterricht ausfallen“, betont er.

Zudem sei dann noch immer nicht das Problem gelöst, dass es an der PH bezüglich des Platzes an jeder Ecke klemmt. Derzeit studieren dort rund 5600 junge Menschen, die Tendenz ist steigend. Zwar sei die PH mit Seminarräumen für jeweils 30 bis 40 Studenten relativ gut bestückt, auch gebe es genügend Hörsäle für 200 Zuhörer. Es fehle aber an Hörsälen der mittleren Größe. Auch die Angestellten seien auf recht beengtem Raum untergebracht; teilweise teilten sich zwei Professoren ein Büro. „Da sind wir weit weg von den Standards.“

Die PH will eine Campus-Uni bleiben

Eine Auslagerung in andere Gebäude beispielsweise innerhalb der Stadt hält der Rektor für keine gute Idee. Die Hochschule sehe sich als eine Campus-Uni mit kurzen Wegen – das solle möglichst auch so bleiben.

Darüber, ob und wann die Ideen der Hochschulleitung umgesetzt würden, könnte derzeit keine Aussage gemacht werden, sagt Andreas Hölting. Zunächst müsse die Studie abgeschlossen und bewertet werden, betont er. „Dabei müssen auch betriebliche Aspekte und die bauplanungsrechtliche Situation betrachtet werden.“

Wissen für Lehrer

Historie
Die Pädagogische Hochschule (PH) wurde 1962 in Stuttgart gegründet und 1966 nach Ludwigsburg verlagert.

Studenten
Mit rund 5600 Studenten und etwa 450 Mitarbeitern ist sie die größte der sechs Pädagogischen Hochschulen im Land. Zudem verfügt sie landesweit über eine der größten Fachbibliotheken.

Studiengänge
Die Schwerpunkte sind die Bachelor- und Masterstudiengänge für die Lehrämter Grundschule, Sekundarstufe I, Europalehramt Sekundarstufe I und Sonderpädagogik. Zunehmend beteiligt sich die PH Ludwigsburg auch am gymnasialen Lehramt.

Gebäude
Untergebracht sind die Räumlichkeiten in elf Gebäuden. Diese teilt sich die Pädagogische Hochschule mit der Hochschule für Verwaltung und Finanzen (HVF).