Das Kornwestheimer Rathaus ist schon weit her sichtbar. Am Sonntag wird entschieden, wer künftig das Sagen im Turm und in der Stadt haben wird. Foto: Werner Kuhnle

Die Kornwestheimer können am Sonntag über die Nachfolge von Stadtchefin Ursula Keck bestimmen. Eine hohe Beteiligung ist wichtig, denn Wahlen sind die Grundsäulen der Demokratie und stärken den Bewerbern und der Bewerberin den Rücken.

Der Countdown läuft. Gegen halb acht am Sonntagabend wird – im Falle einer pannenfreien Auszählung – klar sein, wer im Rennen um den Posten des Oberbürgermeisters oder der Oberbürgermeisterin in Kornwestheim die Nase vorn hat. Dass einer als klarer Sieger oder als klare Siegerin bereits im ersten Wahlgang über die Ziellinie laufen wird, damit rechnet kaum jemand in und außerhalb der Großen Kreisstadt.

 

Belegt wird die Einschätzung durch einen Blick in die Daten des Statistischen Landesamtes. Der Blick zeigt: Wenn der bisherige Amtsinhaber oder die bisherige Amtsinhaberin bei einer Wahl nicht mehr antritt und es mehrere aussichtsreiche Bewerbungen gibt, wird in drei von vier Fällen erst im zweiten Wahlgang entschieden, wer das Rathaus in den nächsten acht Jahren führt.

Für einen Durchmarsch bräuchte es am Sonntag in Kornwestheim die absolute Mehrheit von 50 Prozent der Stimmen plus. In der möglichen zweiten Runde, zwei Wochen später, würde dann die einfache Mehrheit genügen. Wer die meisten Kreuze auf sich vereint, kann die Sektkorken knallen lassen.

In der Regel, das lehrt die Erfahrung vergangener Wahlen, ist der Abstand zwischen Platz eins und Platz zwei am Ende deutlich, aber er kann auch hauchdünn sein. In Berne in Niedersachsen etwa schaffte vor einigen Jahren ein Bewerber den Sieg mit nur einer einzigen Stimme Vorsprung. Und im badischen Eschbach gelang erst im Mai Sarah Michaelis ein Coup. Die Herausforderin hatte am Ende vier Stimmen mehr – der Amtsinhaber war damit abgewählt. Der Kornwestheimer Stadtchefin Ursula Keck kann das nicht passieren. Sie tritt nach zwei Amtsperioden nicht mehr an.

Aber was beziehungsweise wer kommt nach ihr? Das ist die Frage, die sich die Bürgerinnen und Bürger stellen. Zunächst: Die Auswahl ist einer OB-Wahl angemessen. Fünf Kandidaten und eine Kandidatin kämpfen um das Amt an der Spitze der Stadt, mehrere respektable darunter, wenn es auch gewiss nicht allen zuzutrauen ist, eine Kommune von der Größe Kornwestheim in schwierigen Zeiten zu führen. Manches vereint die Kontrahenten. Sie alle hoffen auf ein gutes persönliches Abschneiden und eine möglichst hohe Beteiligung der exakt 24 312 Wahlberechtigten. Je mehr von ihnen am Sonntag ihr Kreuzchen machen, desto mehr Rückendeckung bedeutet dies für den neuen oder die neue auf dem Chefsessel im Rathaus. Im Jahr 2007, als Ursula Keck das erste Mal antrat, lag die Wahlbeteiligung bei 47,65 Prozent. Bei der Wiederwahl vor acht Jahren betrug sie nur noch 33,4 Prozent.

Wahlen sind die Grundpfeiler unserer Demokratie. Der Blick ins Land zeigt jedoch, dass sich immer weniger Menschen ihrer Verantwortung bewusst sind. Bei der OB-Wahl in Mannheim am vergangenen Wochenende lag die Wahlbeteiligung bei erbärmlichen 32 Prozent. Am 9. Juli müssen die Kurpfälzer noch einmal an die Urne. Die niedrige Beteiligung hat für Wahlforscher mehrere Gründe. Für viele Menschen ist die Bundespolitik relevanter als die Kommunalpolitik, wenngleich viele Entscheidungen in den Rathäusern prägend für den Alltag der Bürger sind. Zudem spielt die Bekanntheit der Bewerber offenbar eine Rolle – zumindest in Mannheim mangelte es daran.

Der zweite Teil dieses Befundes von Wahlforschern lässt aufhorchen. Denn in Kornwestheim, das darf unterstellt werden, sind die meisten der Bewerber und die Bewerberin bekannt. Und wenn sie es noch nicht gewesen sind, haben sie sich in den vergangenen Wochen zumindest bemüht, es zu werden. Auch jener, der sich selbst schon zum König ernannt hat.

Der Countdown läuft.