So oder so ähnlich könnte das Katastrophenschutzzentrum einmal aussehen. Foto: Landratsamt Ludwigsburg/Planzeichenbüro Faust

Der Kreis Ludwigsburg bringt ein Katastrophenschutzzentrum für Notfälle auf den Weg. Dafür hat er eine Fläche direkt an der Autobahn 81 neben dem Verkehrsübungsplatz in Asperg auserkoren. Kritik entzündet sich nicht am Projekt selbst.

„Transparenz“, „So geht es nicht“ oder „Bürgerbeteiligung“ steht auf den Zetteln, die rund 25 Personen am Montagnachmittag vor dem Landratsamt in Ludwigsburg in die Höhe halten. Sie sind gekommen, um gegen das neue Katastrophenschutzzentrum zu protestieren, das der Landkreis mehr oder weniger direkt vor ihrer Haustüre bauen möchte.

Das Zentrum, soll ein neues Führungs- und Lagezentrum und die Verwaltung aus dem Landratsamt sowie die Integrierte Leitstelle beherbergen. Auf einer Wiese direkt an der A 81, gegenüber dem neuen Verkehrsübungszentrum ist zudem eine Lagerhalle geplant. Das Katastrophenschutzzentrum wäre das erste seiner Art im Land. Obwohl das Gelände an den Ludwigsburger Ortsteil Eglosheim grenzt, gehört es zu Asperg. Die Kommune hat die Fläche zum Kauf angeboten.

Viele offene Fragen bei Anwohnern

Dass selbst der Eglosheimer Stadtteilausschuss aus der Presse von dem Großprojekt erfahren hat, wundert Mitglied Jürgen Schreiner (Freie Wähler) sehr. „Schofelhaft“ nennt er das Vorgehen der Entscheider. Beim Verkehrszentrum sei es anders gelaufen. Auch der Ludwigsburger Oberbürgermeister Matthias Knecht war überrascht, dass der Kreistagsausschusses für Umwelt und Technik (AUT) in dieser Woche schon einen Grundsatzbeschluss fassen sollte. „Wir waren über die planerischen und technischen Voraussetzungen und die möglichen Standorte informiert, über eine Entscheidung aber nicht“, sagt Knecht. Dass das Landratsamt den Rahmen allein mit Asperg abgesteckt habe, hält er zumindest für unglücklich. „Die Einwohner von Eglosheim gehören da schon auch dazu.“

Und die hatten im Vorfeld viele Fragen: zum Verkehr, zu alternativen Standorten, zum Lärm, zur Größe des Katastrophenschutzzentrums – kurzum: womit sie überhaupt zu rechnen haben. Der Kreis hat in Absprache mit Städten und Gemeinden vier Standorte ins Auge gefasst: das Gebiet Schanzacker, das die Ludwigsburger nach wie vor für am geeignetsten halten, das aber vom Land auch als Standort für eine Landeserstaufnahmeeinrichtung (Lea) geprüft wird, sowie eine weitere Fläche zwischen THW und Straßenmeisterei in Ludwigsburg. Beides sei letztlich nicht in Frage gekommen, sagt Landrat Dietmar Allgaier (CDU). Genauso wenig eine Fläche in Kornwestheim an der Grenze zu Stammheim, die von einem Schrotthändler verunreinigt sei. Ins Spiel gebracht wurde auch das Gelände angrenzend an die Autobahnmeisterei. „Dabei handelte es sich um ein Landschaftsschutzgebiet. Das scheidet aus“, sagte der für den Katastrophenschutz verantwortliche Kreisbrandmeister Andreas Dorroch. Es gehe bei den Planungen auch um „Geschwindigkeit“.

Haben Laster und Einsatzfahrzeuge auf einem Feldweg genügend Platz?

Er versuchte in der AUT-Sitzung und im Nachgang die größten Fragen abzuräumen: Um die 25 Mitarbeiter werden einmal im Katastrophenschutzzentrum arbeiten, die Belastung durch sie sei überschaubar. Die Einsatzfahrzeuge sollen über den Weg zwischen Asperger Freibad und Monrepos fahren, der ertüchtigt wurde, die Feuerwehr nutzt ihn schon. Das Katastrophenschutzzentrum kann rund 1300 Quadratmeter kleiner werden als die ausgeschriebenen 8000 Quadratmeter, weil im Notfall der Verkehrsübungsplatz mitgenutzt werden kann.

Für Cornelia Konrad, die sich mit Nachbarn zur Initiative „Altach 2795“ – so ist das Flurstück bezeichnet – zusammengeschlossen hat, übt scharfe Kritik am Vorgehen. „Wir sind nicht generell gegen ein Katastrophenschutzzentrum, aber mit Transparenz hat das nichts zu tun.“ Augenscheinlich gehe auch in der Kommunikation zwischen den Beteiligten einiges schief, meint Konrad. „Entscheidend ist jetzt, wie die Kritik in die Planungen mit aufgenommen wird.“ Das sieht auch Matthias Knecht so. Unter Bedingungen – etwa was die Verkehrsführung anbelangt – sei der Standort „akzeptabel“.

Landrat: keine Versäumnisse bei Kommunikation

Nachdem auch im AUT Kritik an der Vorgehensweise geäußert wurde, wurde nur eine Empfehlung abgegeben, entscheiden soll nun der komplette Kreistag. Alle Fraktionen bemängelten die fehlende Kommunikation, zudem wurde infrage gestellt, ob das Projekt auf 20 Millionen Euro gedeckelt werden kann, wie es die Vorlage vorsieht.

„Bei allem Verständnis für Fragen aus der Bevölkerung: Der Schutz der Menschen duldet keinen Aufschub“, sagt Allgaier. Man könne „Projekte auch zerreden. Da sind wir in Deutschland auf einem guten Weg“. Versäumnisse in Sachen Kommunikation mit der Verwaltung in Ludwigsburg sieht er nicht. „Dort wo es Gesprächsbedarf gibt, informieren wir gerne.“ Auch ihm sei es wichtig, die Bewohner mitzunehmen, so Allgaier. Auch über die im Zuge des Bebauungsplanverfahrens vorgeschriebene Beteiligung.

Allgaier erteilte Gerüchten, in der Halle könnten Flüchtlinge unterkommen eine Absage. Wo der Kreis die Menschen unterbringt, wenn wieder einmal kurzfristig ein Kontingent zugewiesen wird, das die Kapazitäten übersteigt, wird sich zeigen.

Was gehört zum Katastrophenschutzzentrum

Ausstattung
 Die Halle wird mit Betten,Schränken, Tischen und Stühlen sowie Hygieneartikeln für bis zu 5000 Personen und weiterem Equipment ausgestattet, das bei größeren Schadenslagen zum Einsatz kommt wie etwa Hochwasser, Zugunglücke, Großbrände. Kurzfristig können bis zu 500 Personen dort untergebracht werden.

Aufteilung
 Das Bürogebäude soll dreistöckig werden. Sozial-, Schulungs- und Sanitärräume sowie eine Großküche finden im Erdgeschoss Platz. Darüber ist die neue Leitstelle vorgesehen, ganz oben soll der Fachbereich Bevölkerungsschutz sowie die Stabsräume für den Verwaltungs- und Führungsstab untergebracht werden.