Diesen Freitag führen die Schauspieler ihren neuen Mundart-Schwenk auf. Foto: Müller-Baji

Das Neugereuter Theäterle bringt in dieser Saison „Hier senn se richtig“ auf die Bühne.

Neugereut - Der Regisseur schreitet im Brustpanzer à la Gladiator über die Bühne und der Vereinsvorsitzende trägt Toga: Es ist wieder Theaterzeit in Neugereut und die männlichen Rollen müssen dieses Mal schmerzfrei in Sachen Kostümierung sein. Gerade eröffnete der schwäbische Schwank „Hier senn se richtig“ von Marc Camoletti unter der Leitung von Jürgen Massenberg die neue Saison.

Freudige Erwartung im Rupert-Mayer-Saal des Hauses St. Monika: Die Generalprobe einer jeden neuen Saison findet traditionell vor Menschen mit Behinderungen statt und der Dreiakter verspricht ein anspielungsreicher Spaß zu werden.

Denn die Lage ist folgende: Eine Schauspielerin (Ruth Steininger), ihr Dienstmädchen (Dorothea Gruber), eine Pianistin (Evelyn Lingen) und eine Malerin (Diana Schneider) teilen sich eine Wohnung. Per Zeitungsannonce sucht jede etwas anderes: Einen Nachmieter (Berthold Guth), einen Ehemann (Stefan Gruber), einen Klavierschüler (Klaus Amann) und ein Spartakus taugliches Aktmodell (Jürgen Massenberg). Bewerber gibt es durchaus, sie landen allerdings nur nicht im richtigen Vorstellungsgespräch.

Regisseur und Schauspieler zugleich

„Gestatten, Spartakus“ dient also Regisseur Jürgen Massenberg in Person seine Dienste als Aktmodell an. Er präsentiert sogleich die entblößten Füße, denn das war in der Anzeige ausdrücklich verlangt. Und er würde sich auch sofort weiter entblößen, gar kein Problem. Dumm nur, dass er nicht der Malerin, sondern der geschockten Klavierlehrerin gegenübersitzt: „Soll ich Ihnen meine Bauchmuskeln zeigen“, fragt er eifrig und die Zuschauer im Ruppert-Mayer-Saal jubeln.

Dabei ist es für Massenberg keine leichte Aufgabe, gleichzeitig Regie zu führen und selbst auf der Bühne stehen. Für das eine muss er sich und alle anderen Schauspieler praktisch mit den Augen des Publikums sehen, für das andere soll er sich voll in seine Rolle hineindenken. „Das ist schon schwierig“, gibt er zu. Berthold Guth, der Vorsitzende des Neugereuter Theäterle, sitzt noch entspannt im Zuschauerraum, er tritt erst im dritten Akt auf: „Aber die Nervosität kommt schon noch.“ Über Nachwuchsschauspieler und Helfer würde man sich beim Theäterle jederzeit freuen. Interessierte bitte melden, ruft er noch, dann muss auch er hinter die Bühne.

Im Bühnenbild im Boheme-Stil tobt indessen das Leben: Das hoffnungsvolle Aktmodell plagt das Zipperlein, schöne Füße hin oder her. Der Bräutigam in spe trinkt sich die Situation schön. Es hilft alles nichts: Letztendlich finden sich alle männlichen Rollen als Spartakus-Verschnitt wieder: Kompliment, Toga und Lorbeerkranz können nicht viele mit Würde tragen. Aber die Irrungen und Wirrungen werden sich trotzdem in Wohlgefallen auflösen, das Gesetz des Mundart-Schwanks will es so.

Und für die Schauspieler des Neugereuter Theäterle ist nach dem Stück ohnehin vor dem Stück: In der Woche nach der Premiere wird bereits über das Mundartstück für die nächste Saison entschieden.