Er hat die Gespräche für den Demokratie-Podcast geführt, ohne seine Gesprächspartner zu sehen: Felix Heidenreich. Foto: Stadtpalais/Julia Ochs

Wie kann der Graben zwischen Bürgern und Politikern zugeschüttet werden? Darum geht es in einem Podcast in acht Teilen, den das Stadtmuseum Stuttgart jetzt freigeschaltet hat. Zu verdanken ist er dem ersten Manfred-Rommel-Stipendiaten.

Stuttgart - Wie steht es um die repräsentative Demokratie? Woher rührt ihre viel diskutierte Krise? Um diese Fragen kreisen acht Podcast-Beiträge, die das Stadtpalais (Stuttgarter Stadtmuseum) jetzt freigeschaltet hat. Jeder Beitrag ist ein rund 50-minütiges Gespräch, das der Manfred-Rommel-Stipendiat Felix Heidenreich geführt hat – einmal mit OB Fritz Kuhn (Grüne), ansonsten mit einschlägig forschenden Wissenschaftlern. Kuhn sagte anlässlich der Freischaltung, in dem Demokratie-Podcast werde der Frage nachgegangen, „wie sich der Graben zwischen Bürgerinnen und Bürgern einerseits und politischen Verantwortungsträgern andererseits überbrücken lässt“.

Den Konsens in den Gesprächen könnte man so zusammenfassen: In manchen Ländern der Welt und Europas erodiert die Demokratie. In Deutschland möge die Lage vielleicht nicht so akut beunruhigend erscheinen. Doch es gebe Grund zu Sorge und Suche nach Auswegen.

Ein OB und sieben Wissenschaftler äußern sich

Die Gespräche sind ein Ertrag des Manfred-Rommel-Stipendiums, das die Stadt Stuttgart alle zwei Jahre vergibt. Damit will sie jene Felder beleuchten, auf denen sich der ehemalige Stuttgarter Oberbürgermeister ganz besonders engagierte: Völkerverständigung und internationale Aussöhnung, Integration und Toleranz, kommunale Selbstverwaltung, solide Finanzen, Demokratie und gesellschaftlicher Zusammenhalt. Zugleich möchte die Stadt erreichen, dass Rommels Fragestellungen aktualisiert werden, weil sich die gesellschaftlichen Verhältnisse ja schließlich ändern.

Das Stipendium ist mit 35 000 Euro dotiert. Der Politikwissenschaftler Heidenreich (der auch Philosophie und Geschichte studiert hat) konnte dadurch seine Lehrtätigkeit an der Universität Stuttgart im vergangenen Jahr reduzieren und für seine Demokratieforschung reisen und recherchieren.

Für den Demokratie-Podcast sprach er – unter anderem wegen der Corona-Situation via Datenleitung, ohne die Gesprächspartner zu sehen – mit OB Kuhn als einem Sprachwissenschaftler und Kommunikationsexperten, der überdies Erfahrungen aus der politischen Praxis hat. Weitere Gesprächspartner aus Geschichtswissenschaft, Rechtswissenschaft, Politikwissenschaft und Philosophiewissenschaft waren Hedwig Richter (Universität der Bundeswehr in München), Christoph Möllers (Humboldt-Universität zu Berlin), Paula Diehl (Universität Kiel), Dirk Jörke (TU Darmstadt), Cristina Lafont (Northwestern University Evanston/Chicago), Hélène Miard-Delacroix (Universität Sorbonne in Paris) und André Bächtiger (Uni Stuttgart).