Der designierte DFB-Präsident Reinhard Grindel Foto: dpa

Der CDU-Politiker Reinhard Grindel soll neuer DFB-Chef werden. Der Hamburger ist kein Mann leiser Töne. Aber der Kandidat der Landesverbände.

Berlin - Mit beruflichen Umbrüchen kennt sich Reinhard Grindel, der designierte neue DFB-Chef, gut aus. Obwohl er sie selbst vielleicht gar nicht als Umbrüche empfindet – eher als logische Weiterentwicklungen. Wie schon im Jahre 2002, als er für die CDU in den Deutschen Bundestag einzog. Seine politischen Gegner begleiteten das damals mit ziemlich giftigen Kommentaren.

Grindel war nicht irgendjemand, sondern immerhin einer der wichtigsten Fernseh-Journalisten des Landes. 1997 hatte er die Leitung des ZDF-Büros in Berlin übernommen und wechselte 1999 in gleicher Funktion nach Brüssel. Da fragte mancher rückblickend, wie unabhängig Grindels Berichterstattung habe sein können, wenn er sich damit doch für die Union habe qualifizieren können.

Selbst die strenger parteipolitischer Unabhängigkeit verpflichtete Bundestagszeitschrift „Das Parlament“ ließ in einer Berichterstattung einmal den erstaunlich hintersinnigen Kommentar einfließen: „Erstaunlich schnell schaltete der Journalist auf den Mandatsträger für die CDU aus Rotenburg (Wümme) um.“

Im Bundestag pflegt er das kompromisslose Offensivspiel

Grindel hat das nicht eingeschüchtert. Als Parlamentarier pflegt er ein kompromissloses Offensivspiel. Er selbst bezeichnet sich auf seine ersten Jahre im Parlament rückblickend als „kämpferischen Heißsporn“. Im Parlament machte sich der CDU-Politiker, der seinen niedersächsischen Wahlkreis Rotenburg zuletzt zweimal direkt gewonnen hat, zunächst als Innenpolitiker einen Namen. Als Obmann im Innenausschuss koordinierte er lange Zeit die gesamte Innenpolitik der Unionsfraktion. Inzwischen ist er stellvertretender Vorsitzender des Sportausschusses – und dort bescheinigt ihm selbst der politische Gegner viel Engagement. „Er hat sich immer sehr für die Sache des Fußballs eingesetzt“, sagt Michaela Engelmeier, die sportpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagfraktion. Nun müsse er an der Spitze des Deutschen Fußball-Bundes „die Aufklärung der Korruptionsvorwürfe rund um die Vergabe der WM 2006 zur Chefsache machen“. Dafür bringt Grindel aus seiner Zeit im Bundestag sicher kein schlechtes Rüstzeug mit, war er doch gleich Mitglied in zwei wichtigen Untersuchungsausschüssen (Visa-Affäre und Gorleben).

Ohnehin rückt da jemand an die Verbandsspitze, der den DFB auch von innen kennt. Auch das gehört zu dieser erstaunlichen Art grindelscher „Weiterentwicklung“. Er war von 2011 bis 2014 Vizepräsident des niedersächsischen Fußballverbandes, und ist seit 2013 DFB-Schatzmeister. Von einem Bruch kann also durchaus nicht die Rede sein, wenn der Politiker, wie er bereits angekündigt hat, sein Bundestagsmandat aufgeben wird, sobald er tatsächlich an die DFB-Spitze gewählt werden sollte.

Schon am heutigen Mittwoch will Grindel seinen Sitz im Sportausschuss des Deutschen Bundestages zur Verfügung stellen. Dann zählt nur noch der DFB.