Die S 3 ist das Sorgenkind der Stuttgarter S-Bahn. Foto: imago/Hettrich

Wegen Problemen im Zusammenspiel von neuen und alten Zügen dünnt die Bahn den Fahrplan auf der S-Bahn-Linie 3 für mindestens drei Monate aus. Von Montag an fährt die S 3 im 30-Minuten-Takt.

Nächste Hiobsbotschaft für die Fahrgäste der Stuttgarter S-Bahn. Wegen technischer Probleme sind die Züge der Linie S 3 zwischen Backnang und Vaihingen nur noch im 30-Minuten-Takt unterwegs. Die Einschränkungen, die von Montag an gelten, sollen für mindestens drei Monate andauern. „Vorübergehend bis voraussichtlich 1. Mai“ fahre man nur alle halbe Stunde, heißt es in einer Mitteilung, die die Deutschen Bahn (DB) am Freitagnachmittag in Umlauf gebracht hat. Die Kette von Einschränkungen für die S-Bahn-Fahrgäste setzt sich damit fort.

 

Problem mit neuen Fahrzeugen

Während zuletzt vor allem Probleme an den Gleisen zu Ausfällen und Verspätungen geführt hatten, reagiert die Bahn mit der Taktausdünnung nun auf technische Schwierigkeiten. Derzeit kommen neue Züge zur bestehenden Stuttgarter Flotte hinzu. Obwohl diese zur selben Baureihe wie bereits im Einsatz befindliche Züge älteren Produktionsdatums gehören, gibt es im Zusammenspiel dieser Züge erhebliche Probleme. Diese treten dann auf, wenn mehrere Einheiten der verschiedenen Züge zusammengekoppelt werden. „Bis auf Weiteres können auf einer Linie nur Züge derselben Baureihe eingesetzt werden. Die seit 2013 eingesetzte Baureihe 430 kann weder mit den zusätzlichen neuen Zügen des gleichen Typs noch mit den Fahrzeugen der Baureihe 423 verbunden werden“, heißt es bei der Deutschen Bahn.

Diese Unverträglichkeiten zwingen die DB dazu, ihre Einsatzplanungen über den Haufen zu werfen. „Für die notwendige Aufteilung der S-Bahnen auf die einzelnen Linien muss die S-Bahn Stuttgart die Fahrzeugeinsätze kurzfristig nahezu vollständig neu disponieren.“ Erschwerend kommt hinzu, dass bei einem Teil der Flotte noch jene Schäden behoben werden müssen, die im vergangenen Sommer beim Umleitungsverkehr über die Panoramastrecke zwischen der Innenstadt und Vaihingen entstanden sind. Zusätzlich fehlen Fahrzeuge im Bestand, weil sie beim Hersteller Alstom derzeit mit der neuen Sicherungstechnik ETCS ausgerüstet werden, die von 2025 an im Stuttgarter Netz der Stand der Dinge sein wird.

Betroffen ist die kürzeste Linie

Dieser Engpass führt nun dazu, dass die Bahn für den Notbetrieb auf der S 3 Züge verwendet, die eigentlich auf der S 62 zwischen Weil der Stadt und Zuffenhausen unterwegs sein sollten. Diese Linie fällt deshalb komplett aus. Die Bahn verspricht, die vorhandenen Züge der S 3 mit der maximalen Länge verkehren zu lassen. Der Takt der S 3 wird ausgedünnt, weil sie die kürzeste Linie im Netz ist. Zudem böten drei Regionalzuglinien zwischen Backnang und Hauptbahnhof Alternativen zur S-Bahn. Diese halten aber längst nicht an allen Stationen der S-Bahn-Linie.

58 neue S-Bahn-Fahrzeuge sollen künftig auf dem 215 Kilometer langen Netz unterwegs sein. Der Hersteller Alstom hat aktuelle davon 43 ausgeliefert. In den ersten Betriebseinsätzen der neuen Fahrzeuge seien allerdings „Störungen aufgetreten, für deren Behebung unter anderem ein Software-Update erforderlich ist“, erklärt die Bahn. Der Hersteller arbeite „mit Hochdruck“ daran.

In den vergangenen Tagen herrschten im Netz der Stuttgarter S-Bahn teils chaotische Zustände. Eine defekte Weiche brachte das System durcheinander. Linien fuhren seltener, die S 6 endete und begann in Zuffenhausen statt an der Schwabstraße.

Beim Verband Region Stuttgart, der den S-Bahn-Verkehr bestellt und finanziert, beobachtet man die Entwicklung mit wachsendem Unbehagen. „Bei der S-Bahn folgt derzeit ein Nackenschlag dem anderen“, sagt Regionalpräsident Thomas Bopp. Erklärungen hierfür soll Dirk Rothenstein, Chef der S-Bahn Stuttgart, liefern. Die Tagesordnung des Verkehrsausschusses der Regionalversammlung für die nächste Sitzung am 15. Februar ist jetzt um einen Auftritt Rothensteins vor den Regionalräten ergänzt worden.