Die Stadt Ludwigsburg versucht jetzt, für einen Pilotversuch zu einem Lastenrad-Verleihsystem in ein Förderprogramm zu kommen. Foto: dpa/Sina Schuldt

Mobilitätswende in kleinen Schritten: Die Stadt Ludwigsburg bemüht sich jetzt doch um die Förderung für ein Lastenrad-Mietsystem.

Wundersame Wende: Die Stadt Ludwigsburg bemüht sich jetzt doch um ein E-Lastenrad-Mietsystem – zumindest um die Aufnahme in ein Förderprogramm, welches das Projekt für die Stadt attraktiv machen würde. Mit dem Fördergeld wären 90 Prozent der Investitionen und des Betriebs für zwei Jahre gedeckt und ein Teil einer Personalstelle mitfinanziert. Die Hochschule Anhalt und die Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Berlin wollen über die Nationale Klimaschutzinitiative ein Pilotprojekt zum Verleih von E-Lastenrädern wissenschaftlich begleiten, Ludwigsburg wäre gerne Projektpartner.

Im Januar hatte der Mobilitätsausschuss das Thema angesichts eines Stimmen-Patts beerdigt, CDU, FDP und Freie Wähler waren dagegen gewesen, dann war die Frist um – dachte man. Doch nun tat Mobilitätsmanager Matthias Knobloch eine Verlängerungsmöglichkeit auf. Die laufe aber am darauffolgenden Tag ab, so die Info.

Wie das Kaninchen aus dem Hut

Der neuerliche Abstimmungsablauf wurde der Sitzung von einer Gruppe Rad-Aktivisten angeheizt, die vor dem Kulturzentrum Parolen durchs Megafon schmetterten. Einige saßen später unter den Zuschauern, riefen und filmten, bis OB Matthias Knecht sie aufforderte, das zu unterlassen. „Ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals einem Antrag zugestimmt haben, der so wenig Substanz hatte“, kommentierte CDU-Rätin Gabriele Seyfang. Die CDU werde es wiederum nicht tun, „auch wenn wieder ein Entrüstungssturm über uns herzieht“. Richtung Zuschauerbänke sagte sie: „Ihre Energie könnten Sie statt in Protest in eigene Initiativen stecken.“

Die Gemeinderatsmehrheit stimmte indes zu, jetzt auch die Freien Wähler. Es gehe ja nur um die Fördermöglichkeit. Ob das Vorhaben wirtschaftlich sinnvoll sei, werde man dann sicher noch gesondert diskutierten, sagte Fraktionschef Reinhardt Weiss und frotzelte darüber, dass die Stadt die Chance, „dass wir noch bis morgen den Antrag stellen können, wie ein Kaninchen aus dem Hut gezogen“ habe. Die FW legten eine umfängliche Liste mit noch zu klärenden Fragen vor.

Sollte die Förderung klappen, müsste die Stadt rund 30 000 Euro Eigenanteil von den 270 000 Euro Kosten zahlen. Die Lastenräder – erst mal die überschaubare Zahl von zehn – würden bis Sommer 2024 fest in Stadtteilen stationiert werden, nicht frei herumstehen wie die E-Scooter, so Matthias Knobloch.