Ludwigsburg wird kein eigenes E-Lastenrad-System aufbauen. Foto: IMAGO/Michael Gstettenbauer

CDU, Freie Wähler und FDP sprechen sich in Ludwigsburg gegen ein städtisches Leihsystem aus. Das löst viel Kritik aus.

Sind Lastenräder wichtig und vor allem ein essenzieller Bestandteil der Mobilitätswende? Darüber gehen die Meinungen in Ludwigsburg weit auseinander. Unlängst ist um ein Förderprogramm gar ein regelrechter Streit entbrannt.

Die Verwaltung hatte in der jüngsten Sitzung des Mobilitätsausschusses vorgeschlagen, einen Förderantrag für ein E-Lastenradsystem im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) einzureichen. Zwei Hochschulen hätten das Projekt wissenschaftlich begleitet, die Förderquote von 90 Prozent war aus Sicht der Stadt sensationell, das „Projektvolumen“ hätte 270 000 Euro betragen. Start wäre 2024 gewesen.

Aktivisten kritisieren CDU, FDP und FW

Der Antrag allein hätte auch noch keine „Grundsatzentscheidung“ pro Lastenräder bedeutet. Aber schon das war CDU, Freien Wählern und FDP zu viel. Lastenräder seien gefährlich, Fördermittel auch Steuergeld, und wer ein solches Transportmittel wolle, könne sich selbst eines kaufen, lauteten die Argumente. Am Ende stimmten die drei Fraktionen dagegen. Grüne, SPD und Linke dafür – mit sechs zu sechs Stimmen war der Vorschlag trotzdem abgelehnt.

Das Retourkutsche auf die Blockadehaltung folgte prompt: die Initiativen Fridays for Future, Ludwigsburg Zero und Campus for Future schrieben von „Fassungslosigkeit und Enttäuschung“. Zudem verwiesen sie darauf, dass Ludwigsburg sich als Vorreiter in Sachen Klimaschutz sehe. Ins gleiche Horn blies auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC). „Es ist nicht vertrauenserweckend, Anfang des Monats für eine Beschleunigung beim Klimaschutz zu stimmen und am Ende des Monats gleich den ersten Bremsklotz in den Weg zu werfen”, so ADFC-Sprecherin Kathrin Werner. Sie hob damit auf das Ziel ab, dass Ludwigsburg bis 2035 klimaneutral sein will. Dafür hatten auch CDU, Freie Wähler und FDP gestimmt.

Ein Lastenradverleihsystem helfe denjenigen, die die recht hohen Anschaffungskosten für eigenes Fahrzeuge nicht stemmen können und denjenigen, die keine sichere Abstellmöglichkeit für die sperrigen Räder hätten, argumentierte Werner.

Keine weitere Debatte im Gemeinderat

Grüne, SPD und Linke versuchten Anfang der Woche, das Thema kurzfristig auf die Tagesordnung im Gemeinderat zu heben. Zu spät, erläuterte Oberbürgermeister Matthias Knecht. Deshalb wurde nicht noch einmal beraten, ein städtisches Lastenradsystem ist damit endgültig vom Tisch. Zumal die Deadline für das Förderprogramm, auf das es die Stadt abgesehen hatte, abgelaufen ist.