Immer wieder sind in der Region in den vergangenen Monaten Schüsse gefallen – so wie hier in Plochingen. Foto: SDMG/Kohls

Die Vorfälle mit Schusswaffen in der Region haben eine weitere Festnahme nach sich gezogen – allerdings per Zufall. Den Ermittlern ging ein Mann ins Netz, der wegen einer Straftat in Aachen gesucht wurde. Er hatte zwei Kilo Marihuana dabei.

So langsam entsteht ein Bild davon, wie rege die beiden konkurrierenden Gruppierungen unterwegs sind, die die Region Stuttgart zuletzt monatelang mit Schüssen in Atem gehalten haben. Hunderte Namen aus deren Umfeld stehen auf der Liste des Landeskriminalamts (LKA) und der Polizei. Und immer wieder taucht einer davon in ganz anderem Zusammenhang auf, weil die kriminellen Aktivitäten sich offenbar bei weitem nicht auf Baden-Württemberg beschränken.

So auch im jüngsten Fall, bei dem ein 30-Jähriger festgenommen worden ist. Allerdings vorerst nicht wegen einer konkreten Beteiligung an den Taten, sondern wegen etwas ganz anderem. „Er war zur Fahndung ausgeschrieben wegen einer räuberischen Erpressung in Aachen“, sagt ein Sprecher der dortigen Staatsanwaltschaft. Offenbar hat der Tatverdächtige dort im Februar gemeinsam mit zwei Komplizen jemandem damit gedroht, ihn oder seine Familie umzubringen, wenn er ihm nicht 185 000 Euro bezahlt. Dabei wurde auch eine Schusswaffe verwendet. Zu einer Bluttat ist es aber glücklicherweise nicht gekommen.

Der Gesuchte ist am Montag in Heilbronn festgenommen worden. Er war zu diesem Zeitpunkt in Begleitung zweier weiterer Personen unterwegs – allerdings offenbar nicht denjenigen, die bei der Tat in Aachen dabei gewesen sind. Bei der Durchsuchung des von dem Beschuldigten und seinen Begleitern genutzten Autos fanden die Ermittler 1000 Euro Bargeld und gut zwei Kilogramm Marihuana. Die Männer sind also offenbar auf unterschiedlichen kriminellen Schauplätzen unterwegs.

Wegen des Verdachts des gemeinschaftlichen unerlaubten Handels mit Betäubungsmitteln sind auch die beiden Begleiter des Beschuldigten, 24 und 40 Jahre alt, festgenommen worden. Bei anschließenden Durchsuchungen wurden bei dem 24-Jährigen weitere zwei Kilo Marihuana gefunden. Der 30-Jährige sitzt nun wegen der räuberischen Erpressung und des Rauschgifts in Untersuchungshaft. In welchem Zusammenhang er genau mit den Schüssen in Stuttgart und Umgebung steht und ob ihm auch deshalb eine Anklage droht, will das LKA noch nicht sagen. Die Ermittlungen dazu liefen noch.

Mit diesem Zufallsfang erhöht sich die Zahl der Menschen, die im Zusammenhang mit der Schussserie in der Region festgenommen worden ist, auf insgesamt 28. Polizei und LKA haben angekündigt, den Druck auf die einschlägige Szene und die beteiligten Gruppierungen weiter hoch halten zu wollen.