Jan Hartwig ist die Sensation gelungen. Foto: dpa/Uli Deck

Landet der Koch Jan Hartwig in München den Supercoup? Muss jemand einen Stern abgeben? Am Dienstagabend wurden in Karlsruhe die Michelin-Sterne für 2023 verliehen. Das sind die neuen Sternerestaurants in Deutschland. Und eine bekannte Abstufung.

Die Aufregung ist groß im Konzerthaus Karlsruhe, als der Restaurantführer „Guide Michelin“ am Dienstagabend zur diesjährigen Verleihung seiner bekannten Sterne lädt. Für Feinschmecker gilt das rote Buch mit den Restaurantadressen immer noch als sogenannte „Bibel“. Nur die Köchinnen und Köche, die mit einer Aufwertung oder einem ersten Stern rechnen können, stehen auf der Gästeliste.

So viele Sterne wie nie

Und die Liste war lang: Bundesweit wurden dieses Mal 334 Sterne vergeben – so viel wie nie. In Deutschland gibt es nun zehn Restaurants mit drei Sternen, 50 Restaurants mit zwei Sternen und 274 Restaurants mit einem Stern.

Viele hatten es vermutet, dass das Restaurant Jan von Jan Hartwig in München direkt in der höchsten Kategorie aufgenommen wird. Hartwig hatte sein eigenes Restaurant erst vor einem halben Jahr eröffnet, kochte aber bereits im Münchner Atelier auf Drei-Sterne-Niveau. „Ich hatte es erhofft, aber nicht erwartet“, sagt der sichtlich gerührte Hartwig auf der Bühne. Und Kevin Fehling vom Drei-Sterne-Restaurant The Table in Hamburg erklärt: „Es ist kein Museum, man muss es jedes Jahr wieder beweisen.“

Bei den Zwei-Sterne-Restaurants ist auch Bewegung drin: Acht neue Restaurants wurden ausgezeichnet. Es gibt 34 neue Lokale mit einem Stern.

Die Sterne werden mittlerweile in 41 Ländern verliehen. Drei Sterne sind das Maximum, die höchste Weihe. Wer ein nachhaltiges Konzept hat, kann zusätzlich mit einem grünen Stern ausgezeichnet werden.

Dass München in Sachen Fine Dining weit vorne liegt, zeichnete sich schon länger ab. Bei den acht neuen Zwei-Sterne-Restaurants hoben die Michelin-Tester unter anderem das „Alois – Dallmayr Fine Dining“ in München hervor, das nach seiner Wiedereröffnung unter der Küchenleitung von Max Natmessnig direkt wieder zwei Sterne bekam.

Im Südwesten lieben viele Feinschmecker

Neben München schneidet aber auch Baden-Württemberg besonders gut ab. Das Karlsruher Restaurant „sein“ gehört wie die „Mühle“ in Schluchsee zu den neuen Zwei-Sterne-Lokalen im „Guide Michelin“. Insgesamt gibt es nun im Südwesten 64 Ein-Sterne-Lokale, zehn Zwei-Sterne-Lokale und zwei Restaurants der höchsten Kategorie: das „Restaurant Bareiss“ und die „Schwarzwaldstube“ in dem Ort Baiersbronn, wo zudem die Ein-Sterne-Lokale „Schlossberg“ und das „1789“ beheimatet sind.

Beachtlich ist der Zuwachs an Sternen in Freiburg: Hier gibt es mit dem „Colombi Restaurant“, der „Eichhalde“ und der „Wolfshöhle“ gleich drei neue Ein-Sterne-Restaurants.

Mit einem Stern schmücken sich nun auch „die burg“ in Donaueschingen, „Das garbo im Löwen“ in Eggenstein-Leopoldshafen, das „Esszimmer im Oberschwäbischen Hof“ in Schwendi, das „Hegel Eins“ in Stuttgart, das „MARKOS“ in Weingarten bei Ravensburg und das „bi:braud“ in Ulm, dessen Küchenchefin Alina Meissner-Bebrout zugleich mit dem „Young Chef Award“ geehrt wurde. Als Sommelier wurde Christophe Meyer aus dem „Le Pavillon“ in Bad Peterstal-Griesbach ausgezeichnet. Gestrichen wurden von der Sterne-Liste drei Adressen in Fellbach, Herrenberg und Mannheim, da die Restaurants geschlossen sind.

Ein bekannter Koch musste derweil einen Stern abgeben: Der TV-Koch Frank Rosin musste mit seinem „Rosin“ in Dorsten einen Stern abgeben – und wurde von zwei Sternen heruntergestuft. Insgesamt wurden 28 Sterne gestrichen.

Verleihung findet in Karlsruhe statt

Die Verwunderung ist groß, dass der Zuschlag als Ort der Verleihung nach Karlsruhe ging. Viele Jahre war hier die deutsche Dependance des Guide Michelin beheimatet, bevor man die Redaktion nach Frankfurt am Main verpflanzte.

Der „Guide Michelin“ war viele Jahre der Maßstab für viele Gourmets und ist immer noch der wohl bekannteste Restaurantführer weltweit und der einflussreichste. Doch es gibt auch Punkte und Hauben des Gault&Millau, die Zeitschrift Feinschmecker veröffentlicht regelmäßig seine besten Adressen, es gibt den Varta-Führer und den Schlemmer-Atlas sowie diverse Liste wie „The World’s 50 Best Restaurants“.