Protest der Gewerkschafter in Sindelfingen vor Verhandlungsbeginn Foto: dpa

Der Auftakt zur Tarifrunde für die 800 000 Beschäftigten der Metallindustrie im Südwesten lief wie erwartet – ohne Annäherung. Am 26. Januar folgt in Ludwigsburg die Fortsetzung.

Sindelfingen - Zwei Stunden lang haben sich die Tarifparteien am Mittwochnachmittag beraten. Für Kompromisse ist es aber anscheinend noch zu früh. „Um in ernstzunehmende Verhandlungen zu kommen, müssen sich die Arbeitgeber jetzt bewegen. “, sagte Roman Zitzelsberger, IG-Metall-Bezirkschef, nach dem Gespräch in der Stadthalle Sindelfingen. Stunden zuvor meldeten die Tarifpartner aus dem Bezirk Bayern die Vertagung der Verhandlungen. Dort fiel der Startschuss zur Tarifrunde für die deutschlandweit 3,8 Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie.

Auch in Baden-Württemberg ging es zunächst nur darum, die Forderungen klar zu formulieren. „Wir wollen 5,5 Prozent, weil wir uns dies erarbeitet und verdient haben“, rief Zitzelsberger vor Gesprächsbeginn den etwa 500 anwesenden Gewerkschaftern in der Stadthalle zu.“ Und erntete dafür erwartungsgemäß Beifall. Doch auch die anderen Themen wie Alters- und Bildungsteilzeit sind den Beschäftigten wichtig. „Ich arbeite seit 29 Jahren bei Daimler in Sindelfingen und möchte auch gerne früher in Rente gehen“, sagte Klaus Methfessel (48). Länger arbeiten, wie von den Arbeitgebern gefordert, sei Quatsch. „Die Arbeit fällt mit fortschreitendem Alter zunehmend schwer, da sollen ruhig die Jungen ran.“ Einen breiteren Zugang zur Altersteilzeit würde er daher ebenso begrüßen wie mehr Möglichkeiten zur Weiterbildung. Ein Kollege, der bei einem mittelständischen Unternehmen arbeitet und seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, ergänzt: „Wir haben viele Ungelernte, die bei all den Neuerungen an ihre Grenzen kommen, Weiterqualifizierungen wären da gut.“

Eine Annäherung jedoch ist noch nicht in Sicht. Als „völlig überhöht“ wies Südwestmetall-Chef Wolf in Sindelfingen die Forderungen nach 5,5 Prozent mehr Lohn zurück. Noch weiter auseinander sind die Meinungen beim Thema Weiterbildung. „Es gibt einen Tarifvertrag zur Qualifizierung, den wir jederzeit wieder in Kraft setzen können“, sagte Wolf. Darüber hinausgehende Regelungen seien jedoch unnötig, weil die Betriebe ohnehin sehr viel für die Fortbildung machten.

Immerhin: Ganz auf einer Linie sind Arbeitgeber und Gewerkschaften bei der Verurteilung der Anschläge von Paris. „Wir bekennen uns zu einer offenen Gesellschaft, in der es keinen Platz für Extremismus und Intoleranz geben darf“, sagten Wolf und Zitzelsberger vor Verhandlungsbeginn. Danach war Schluss mit der Einigkeit.

Wissen, was wichtig ist – abonnieren Sie hier den StN-Newsletter