Sommerwetter – wie hier im vergangenen Juni – ist für April eigentlich ungewöhnlich, wird durch die Klimakrise aber häufiger (Symbolbild). Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Am Wochenende sollen die Temperaturen in Stuttgart auf mehr als 25 Grad steigen. Das ist in den vergangenen sechzig Jahren beispiellos – mit einer Ausnahme.

Bis zu 27 Grad sind für den Samstag in Stuttgart vorhergesagt – der erste Sommertag, sowohl in der Wahrnehmung der Menschen als auch laut der Definition von Meteorologen (25 Grad oder mehr). Aber kommen diese Temperaturen nicht viel zu früh?

Der Blick in die Daten unserer „Klimazentrale“ mit Aufzeichnungen aus mehr als sechzig Jahren zeigt: Dieses Wochenende könnte geradezu historisch werden. Nur einmal hat der Deutsche Wetterdienst am Schnarrenberg den ersten Sommertag früher registriert als dieses Jahr, nämlich am 3. April 2011 – ebenfalls ein Samstag. Damals kamen geschätzte 200 000 Menschen zur langen Einkaufsnacht in die City, die Stuttgarter Zeitung berichtete von „Trubel und Partylaune in der Königstraße“ noch gegen Mitternacht. Gleichwohl wurde der damalige Hitzeeinbruch auch als „überraschend“ bezeichnet.

1961 hatte es einen ähnlich frühen Temperaturaufschwung gegeben, da fiel der erste Sommertag auf den 6. April. Ansonsten sind solche Werte allerdings erst für die zweite Aprilhälfte oder die ersten Maitage üblich, wie das Schaubild zeigt.

Sind 27 Grad am 6. April also ungewöhnlich oder schlimm? Selbst im häufig sehr warmen Stuttgarter Talkessel waren in den vergangenen Jahren Anfang April nur Temperaturen bis 20 oder 21 Grad der Normalfall. Der Meteorologe Dominik Jung spricht gegenüber dem „Westfälischen Anzeiger“ von „Luftmassen wie im Hochsommer“. Dämpfend könnte höchstens der in der Atmosphäre erwartete Saharastaub wirken.

Verantwortlich für die frühen warmen Temperaturen sind immer bestimmte Wetterkonstellationen. Der Klimawandel beeinflusst das Auftreten solcher Großwetterlagen. Dadurch verschieben sich die Jahreszeiten in Deutschland, wie sich an der Blütezeit einzelner Pflanzen ablesen lässt: Frühling und Sommer beginnen früher.

Wann wird die 30-Grad-Marke geknackt?

Wetterereignisse einzelner Jahre sind dabei viel weniger aussagekräftig als die größeren Trends, wie wir sie im Schaubild darstellen. Tatsächlich zeigt die Wetterhistorie, dass es beim Datum des ersten Sommertags sehr starke Schwankungen gibt; in einigen Jahren wurden in Stuttgart auch erst im Juni erstmals 25 Grad oder mehr gemessen. Eine deutlichere Verschiebung gibt es dagegen bei den Hitzetagen.

Solche Tage mit 30 Grad oder mehr kommen tatsächlich immer früher im Jahr – die Sommer werden dadurch im Schnitt länger, Hitzetage zunehmend zur Belastung für Mensch und Natur. Bis in die 1990er Jahre wurden 30 Grad typischerweise erst im Juli erreicht, seither wurden die ersten Hitzetage viel häufiger im Juni, teilweise sogar im Mai registriert. Bisheriger Rekordhalter ist das Jahr 2012, als warme Luft aus dem Mittelmeerraum Stuttgart bereits am 28. April den ersten Hitzetag bescherte – auch damals ein Samstag.

Klimazentrale Stuttgart

Dieser Artikel ist Teil des Wetter- und Klimamonitors von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten. Wir stellen für alle Orte in der Metropolregion Stuttgart Daten von amtlichen Wetterstationen zur Verfügung und vergleichen sie automatisiert mit Langzeitmessreihen: Ist das Wetter heute ungewöhnlich oder nicht?

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