Gibt es womöglich bald ein Burka-Verbot in Marokko? Die Burka und damit die Vollverschleierung wird in Marokko kaum getragen, die meisten Frauen tragen einen Niqab, der die Augen frei lässt. Foto: dpa

Am Montag hat Marokko laut Medienberichten inoffiziell den Verkauf, die Herstellung und den Import des islamischen Ganzkörperschleiers, der Burka, verboten. Das Motiv dafür bleibt unklar.

Paris - Während Europa über ein Burka-Verbot streitet, hat Marokko den Verkauf, die Herstellung und den Import des islamischen Ganzkörperschleiers verboten. Die Anordnung sei den Händlern in dem nordafrikanischen Land am Montag mit einer 48-Stunden-Frist mitgeteilt worden, berichtete der französische Auslandssender RFI am Mittwoch.

Als Grund wurde nach Angaben des marokkanischen Nachrichtenportals Le360 Sicherheitserwägungen genannt. Die Burka sei für Verbrechen genutzt worden, hieß es demnach aus Kreisen des Innenministeriums. Was wie ein Vorwand klingt, ist eigentlich ein kluger Schachzug: So hat die Regierung bislang nicht das Tragen der Burka offiziell verboten, sondern lediglich deren Produktion und Verkauf. Ob bald auch das Tragen des Ganzkörperschleiers verboten werden soll, blieb unklar. Denn bislang hat sich die Regierung nicht zu dem Verkaufsverbot geäußert, auch gibt es kein offizielles Gesetz, das sowohl das Tragen als auch den Verkauf verbietet.

Verkaufsverbot trifft vor allem religiöse Extremisten

Von der Neuerung sind in dem Land allerdings nur sehr wenige Frauen betroffen, denn in Marokko gibt es fast keine Burka-Trägerinnen. Warum also die Vollverschleierung verbieten? Der Islamforscher Karim Ifrak äußert sich gegenüber der ARD folgendermaßen: „Die Burka ist Teil des Islams, aber nur eines sehr kleinen Teils. In den Maghreb-Staaten ist sie kulturell und religiös nicht sehr verbreitet. Deshalb richtet sich die Botschaft an diejenigen, die eine andere Ideologie in Marokko einführen wollen.“

In dem nordafrikanischen Königreich dominiert zwar ein konservativer Staatsislam, der in den vergangenen Jahren immer mehr zur Zielscheibe salafistischer Eiferer wurde, allerdings ist der marokkanische König Mohammed IV dafür bekannt, sich für einen moderaten und toleranten Islam in seinem Land stark zu machen.

Generelles Verbot gefordert

Das Verkaufsverbot löste in dem Maghreb-Staat ein geteiltes Echo aus. Die Feministin Najwa Boukouss plädierte für ein generelles Verbot der Burka: „Sie ist eine Bedrohung unserer Sicherheit, sie ist eine Bedrohung unseres Respekts.“ Die frühere Frauenministerin Nouzha Skalli bezeichnete das Verkaufsverbot als wichtigen Schritt im Kampf gegen religiösen Extremismus.

Menschenrechtler sprachen dagegen von einem willkürlichen Eingriff des Staates in bürgerliche Freiheiten. Der Salafist Hammad Kabbaj, der wegen extremistischer Haltungen nicht zur Parlamentskandidatur zugelassen wurde, übte Kritik. Marokko verbiete den Verkauf von Burkas, betrachte aber das Tragen eines westlichen Badeanzugs an seinen Stränden als unantastbares Recht, kritisierte er.

Hidschab, Niqab oder Burka?

Speziell in Marokko ist der Begriff Burka nicht vielen Menschen bekannt. Das liegt auch daran, dass die Burka im Königreich kaum zu sehen ist. Im Norden des Landes tragen Frauen teilweise einen Niqab. Der Großteil der Frauen aber trägt einen Hidschab, der das Gesicht frei lässt.

So unterscheiden sich Niqab und Burka

Oft wird der Niqab mit der Burka verwechselt, da auch er den Körper fast vollständig verschleiert, allerdings die Augen frei lässt. Er wird oft in Verbindung mit einem Tschador getragen, einem großen, meist dunklen Tuch in Form eines umsäumten Halbkreises, das vor allem von muslimischen Frauen im Iran als Umhang um Kopf und Körper gewunden wird und lediglich das Gesicht oder Partien des Gesichtes frei lässt. Durch seine verschiedenen Variationen, die das Feld der sichtbaren Haut um die Augenpartie mal größer, mal kleiner frei lassen, wird der Niqab oft mit der Burka verwechselt. Der Niqab ist in Saudi Arabien, Syrien, Irak und Jordanien, Ägypten und im Jemen, aber auch in den nordafrikanischen Ländern weit verbreitet.

Die Burka dagegen ist ein Kleidungsstück, das der vollständigen Verschleierung dient, auch die Augen werden hinter einem Sichtgitter verborgen. Die Burka wird von vielen Frauen in Afghanistan und in Teilen Pakistan getragen.

Burka-Verbote haben die Länder Frankreich, Belgien und die Schweiz beschlossen sowie die Niederlande für öffentliche Gebäude.

In Deutschland hat sich die Bundesregierung im Dezember darauf verständigt, Beamten und Soldaten bei Ausübung ihres Dienstes und bei Tätigkeiten „mit unmittelbarem Dienstbezug“ eine Verhüllung des Gesichts zu verbieten.