MVV ist das einzige börsennotierte Stadtwerkenetzwerk Deutschlands. Foto: dpa

Der Energiekonzern bangt nicht um bestehende Partnerschaften auf der Insel und investiert in Schottland. Doch auch in Deutschland gibt es Großprojekte, die die Mannheimer im kommenden Jahr angehen wollen.

Mannheim - Der Mannheimer Energieversorger MVV Energie AG lässt sich vom erklärten Willen der Briten, aus der EU austreten zu wollen, nicht verunsichern. Vor wenigen Wochen habe man einen Vertrag im schottischen Dundee unterschrieben, teilte am Dienstag der MVV-Vorstandschef Georg Müller bei der Bilanzvorlage in Frankfurt mit. Die MVV übernimmt von der Kommune Dundee und dem Council Area Angus eine bestehende Abfallverwertungsanlage, betreibt diese drei Jahre weiter und baut parallel ein neues Heizkraftwerk, dessen Abwärme als Prozessdampf in einem Michelin-Reifenwerk zum Einsatz kommen soll.

MVV betreibt bereits zwei Kraftwerke in den südenglischen Städten Plymouth und Ridham. „Wir haben uns mit dem Thema Brexit natürlich ausführlich beschäftigt“, sagte Müller. Da alle Projekte auf der Insel aber auf belastbaren Verträgen basierten und mit verlässlichen Partnern in deutsch-britischen Teams durchgeführt würden, habe der Konzern keine Zweifel, dass dies auch in Zukunft trage.

Ein neues Gaskraftwerk entsteht an der Kieler Förde

Dundee ist eines von mehreren großen Investitionsprojekten der Mannheimer. Ein weiteres ist ein hochflexibles Gaskraftwerk, dass die mehrheitliche MVV-Tochter Stadtwerke Kiel derzeit an der Förde baut. 20 hocheffiziente Gasmotoren werden dort künftig Strom und Fernwärme erzeugen. Hinzu kommt ein Wärmespeicher und die Möglichkeit, Windstrom in Wärme zu wandeln. Eine merkliche Summe will MVV zudem auf der Friesenheimer Insel in Mannheim investieren, um das dortige Heizkraftwerk an das Mannheimer Fernwärmenetzanzuschließen, einen Düker unter dem Altrhein zu bauen, der unter anderem die Belieferung des Mannheimer Roche-Werkes mit Dampf ermöglicht und eine Anlage zum Phosphor-Recycling aus Klärschlamm zu errichten. Insgesamt wollen die Mannheimer, die sich mehrheitlich im Besitz der Stadt befinden, in den kommenden Jahren drei Milliarden Euro „in das Energiesystem der Zukunft investieren“ – davon 300 Millionen im am 1. Oktober begonnenen Geschäftsjahr 2018.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2017 hat die MVV ihr operatives Ergebnis zum dritten Mal in Folge gesteigert – um fünf Prozent auf 224 Millionen Euro. Die Erlöse sanken leicht auf gut vier Milliarden Euro. Für 2018 rechnet Müller erneut mit einem leicht steigenden Ergebnis sowie etwas mehr Umsatz. MVV ist das einzige börsennotierte Stadtwerkenetzwerk Deutschlands. Es beschäftigt 6100 Mitarbeiter. Zum schwelenden Streit mit dem Karlsruher Konkurrenten EnBW, der seinen Anteil an der MVV um 6,3 auf 28,8 Prozent ausbauen will, äußerte sich Müller nicht. Bis zum 15. Dezember will das Bundeskartellamt die Aufstockung geprüft haben. Wie zu hören ist, wird es grünes Licht geben.