Lena Schilling, 23, österreichische Spitzenkandidatin der Grünen für Europa – und nicht unumstritten. (Archivbild) Foto: dpa/Tobias Steinmaurer

Die Grünen in Österreich kommen vor der EU-Wahl nicht zur Ruhe. Neue Vorwürfe ranken sich um ihre Spitzenkandidatin Lena Schilling. Sie reagiert auf ihre Weise.

Unbeirrt von neuen Vorwürfen gegen ihre Spitzenkandidatin für die EU-Wahl halten die österreichischen Grünen an Lena Schilling fest. Bei den Vorwürfen handle es sich um den „hemmungslosen Versuch, eine junge, engagierte Frau fertigzumachen“, sagte die Grünen-Generalsekretärin Olga Voglauer am Mittwoch in Wien. „Die Grenzen sind überschritten.“ Die jüngst bekanntgewordenen Chats bezeichnete Schilling als aus dem Zusammenhang gerissen und bestritt deren scheinbare Aussage. Laut diesen von Medien veröffentlichten Nachrichten soll die Klimaaktivistin an eine damalige Freundin geschrieben haben, dass sie nach der Wahl zur Linksfraktion im EU-Parlament wechseln wolle und die Grünen eigentlich hasse. So wird sie in einem Chat, der dem Medium „Der Standard“ nach eigenen Angaben vorliegt, wie folgt zitiert: „Dann bin ich gewählt, und die Grünen können nichts mehr machen muhahha.“

Komplett ins Reich der Fabeln verweist die Kandidatin die Vorwürfe nicht, zumindest in der Vergangenheit nicht immer auf Linie mit der Partei zu sein, die sie heute unterstützt. „Ich war kritisch gegenüber den Grünen“, räumte Schilling ein. Aber die Partei sei als einzige wirklich engagiert im Kampf gegen die Klimakrise, was sie letztlich überzeugt habe – einen Fraktionswechsel nach der Wahl tut sie in einer Videobotschaft, in der sie zu den Vorwürfen Stellung bezog, als „Bullshit“ ab.

Grünen-Mitgliedschaft beantragt

Aus Dankbarkeit für die große Unterstützung in den vergangenen Tagen werde sie nun auch Mitglied der Grünen, kündigte die 23-Jährige an, die als bekannteste Klimaaktivistin Österreichs gilt. Voglauer bezeichnete Schilling als „politisches Ausnahmetalent“, um das sich auch andere Parteien bemüht hätten. 

Hier Schillings Reaktion auf X, ehemals Twitter, im Video:

Zweieinhalb Wochen vor der EU-Wahl gehört die von der Zeitung „Der Standard“ ausgelöste Diskussion zu den wichtigsten innenpolitischen Themen des Landes. Das Blatt hatte 50 Personen aus dem Umfeld Schillings befragt und dabei den Eindruck bekommen, dass die Kandidatin ein problematisches Verhältnis zur Wahrheit haben könnte. Schilling habe viele Menschen verärgert oder verletzt und einige durch das Verbreiten von Gerüchten sogar in existenzbedrohende Schwierigkeiten gebracht, so das Blatt. Vizekanzler und Grünen-Chef Werner Kogler hatte bei Bekanntwerden der ersten Vorwürfe von „anonymem Gemurkse“ und „Gefurze“ gesprochen, was ihm in der Öffentlichkeit Kritik einbrachte.