Der Stettener Radarturm steht mitten in einem Wohngebiet. Foto:  

Die Flugsicherung braucht den Radarturm in Stetten (Leinfelden-Echterdingen) unbedingt. Doch seine Technik ist veraltet. Am bisherigen Standort muss deshalb aus Sicherheitsgründen neu gebaut werden. Die Suche nach dem Interim läuft.

Stetten - Als die Deutsche Flugsicherung im Jahre 1963 einen Radarturm in Stetten baute, standen drumherum kaum Häuser, da waren vor allem Wald und Felder. Heute ragt das 35 Meter hohe Gebäude weit über ein Wohngebiet am südlichen Ende des Stadtteils hinaus. Verändert hat sich seither jedoch nicht nur die Umgebung, auch die Technik ist vorangeschritten.

„Die Geräte im Radarturm sind rund 30 Jahre alt“, sagt Boris Pfetzing von der Deutschen Flugsicherung (DFS). Da die Sicherheit für die DFS höchste Priorität habe, halte man auch lange an bewährter Technik fest. „Doch nun müssen wir handeln, es wird immer schwieriger, passende Ersatzteile zu bekommen“, sagt der Pressesprecher und berichtet von einem deutschlandweiten Projekt. Und das bedeutet: Alles muss raus und das Bauwerk selbst auch saniert werden. Deshalb sucht die DFS seit rund vier Jahren nach einem Interimsstandort, von dem aus der Flugverkehr in der Bauphase überwacht werden kann.

Bürgerinitiative gegen den Radarturm

Die DFS hatte sich bereits einen Platz ausgeguckt. Der lag westlich von Stetten rund 400 Meter von den Häusern entfernt in den „Soläckern“ auf einem städtischen Grundstück. Damit waren jedoch einige Anwohner nicht einverstanden und gründeten eine Bürgerinitiative. Dann wurde außerdem festgestellt, dass dieser Platz zu nah an der Einflugschneise liegt und für die Zwecke der Flugsicherung ungeeignet ist. „Es gibt einen Schweigekegel“, sagt Pfetzing. Und das heißt nichts anderes, als dass die auf den Bildschirm blickenden Fluglotsen die Flugzeuge im Luftraum über dem Flughafen eine Weile aus den Augen verlieren, da diese nicht von den Radarstrahlen erfasst werden. Und das darf nicht sein.

Der ausgeguckte Standort wird nun geprüft

Also alles auf Null, ein neuer Standort musste her. Zurzeit konzentriert man sich auf einen Platz am Waldrand etwas südlich der Verlängerung des Solwegs hinaus auf die Felder, wo heute noch ein paar Streuobstbäume wachsen. Dafür läuft zurzeit ein Scoping-Verfahren – es wird also geprüft, ob alle Anforderungen an die Flugsicherheit erfüllt werden. Erst dann wird der Bauantrag gestellt, der von der Stadt, aber auch vom Landratsamt und dem Regierungspräsidium geprüft wird. Rund vier Jahre wird der Umbau des alten Radarturms am bisherigen Standort dauern, an dem die DFS bisher festhält – weil er momentan als der beste angesehen wird. „Es ist jedoch auch denkbar, dass der Interimsstandort zum Dauerstandort wird“, sagt Pfetzing. Das hänge davon ab, was bei den umfangreichen Prüfungen herauskomme. Wenn der Standort im Südwesten von Stetten aus Sicht der Flugsicherheit genehmigt wird, werde man mit den Grundstückseigentümern in die Verhandlungen gehen, schildert der Pressesprecher die Vorgehensweise.

Egal, wo die neue Radaranlage letztlich stehen wird: Die Belastung durch die Radarstrahlen werde dank der neuen Technik wesentlich geringer, auch die Abschirmung sei besser. Zudem würden die Antennen in 30 Meter Höhe vor allem nach oben abstrahlen. „Schon jetzt ist wissenschaftlich belegt, dass alle Richtwerte eingehalten werden und die Menschen keinen Schaden nehmen“, sagt er.

Pfetzing macht jedoch auch deutlich, wie wichtig der Standort Stetten für die Radarüberwachung des Luftraums über Stuttgart ist. „Ohne Interimsstandort“, so Pfetzing, „müssten wir den Flughafen dicht machen“.