Dank Folientunnel und Heizung wird auf den Feldern von Frank Scheuler schon seit 25. März Spargel gestochen. Foto: Werner Kuhnle

Allenthalben werden die feinen weißen Stangen schon angeboten. Doch nicht jeder Spargelbauer im Kreis Ludwigsburg konnte schon ernten. Das Wetter spielt bislang nicht mit.

Ein wenig Geduld brauchen die Feinschmecker noch. Die zarten weißen Köpfchen des Spargels haben die schützende Erde noch nicht durchbrochen. Das Wetter hat den Landwirten einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Es dauert noch ein bisschen“, sagt Rainer Schnurr, der in Hessigheim die kalorienarme Delikatesse anbaut. „Wir konnten noch keine Folie draufmachen, weil es immer geregnet hat.“ In etwa zehn Tagen müsse es aber so weit sein. „Der Spargel ist in den Startlöchern, das sieht man.“ Auch Tim Jaiser vom gleichnamigen Beerenhof in Freiberg am Neckar konstatiert: „Wir brauchen Sonne und wärmere Nächte.“ Der Hofladen im Stadtteil Heutingsheim hat zwar schon die begehrten weißen Stangen im Angebot, aber derzeit kommen sie noch aus Bruchsal.

Anders bei Uwe Würth, dem Chef von Landwürth in Ludwigsburg-Pflugfelden. „Wir haben schon begrenzte Mengen, die verwenden wir aber in unserem Hofrestaurant“, berichtet er. Richtig los gehe es wohl erst in der kommenden Woche. Warum er, anders als die beiden Kollegen, überhaupt schon Spargel hat? „Für unseren Eigenbedarf nutzen wir begrenzt Folientunnel.“ Begrenzt deshalb, weil sich deren Einsatz in den vergangenen Jahren nicht gelohnt habe, weil da das Wetter gepasst habe. „In diesem Jahr wäre es allerdings besser gewesen, wir hätten mehr davon.“

Ernte derzeit nur dank Folientunnel und Heizung möglich

Bei Scheuler in Löchgau, einem großen Spargelanbieter, der auch in Münchingen noch Felder hat und auch Supermärkte beliefert, wird indes seit dem 25. März Spargel gestochen. Das Geheimnis der trotz schlechten Wetters möglichen Ernte: Bei einem Feld wird mit Biogas geheizt. Zudem habe man einige Folien schon im vergangenen Herbst ausgebracht, weitere Ende Januar und Anfang Februar dieses Jahres.

Da alle befragten Spargelanbauer über Stammpersonal an Saisonarbeitskräften aus Rumänien und aus Polen verfügen, die zum Teil auch schon angereist sind, ist auch sichergestellt, dass alles geerntet werden kann. „Die kommen immer gern wieder“, sagt Frank Scheuler. Meistens handle es sich um Menschen ohne Berufsausbildung, die auch nicht ohne Weiteres anderswo eine Beschäftigung finden würden. „Und bei Amazon wollen die nicht arbeiten“, hat er festgestellt.

Mindestlohn und gestiegene Energiekosten

Dennoch macht der Punkt Arbeitskräfte den Befragten Sorgen. Das Problem sei der deutlich gestiegene Mindestlohn. Im Frühjahr letzten Jahres lag er noch bei 9,82 Euro je Stunde, in diesem Jahr sind 12 Euro zu bezahlen. Hinzu kommen hohe Energiekosten. Die fallen auch bei denen an, die auf den Feldern nicht heizen. Diesel für Landmaschinen ist deutlich teurer geworden. „Und auch der Strom, den Sortieranlage und Schälanlage brauchen, kostet einiges mehr“, sagt Uwe Würth. „Das alles zusammen wird es in diesem Jahr eine Herausforderung.“

Denn auch das ist den meisten Spargelbauern klar: Man müsse zwangsläufig die Preise anheben, aber die gestiegenen Kosten könnten trotzdem nicht komplett an die Verbraucher weitergegeben werden. Wenn die weißen Stangen liegen bleiben, weil die Kunden entweder ganz verzichten oder auf günstigere Importware zurückgreifen, ist den Landwirten auch nicht geholfen.

Preise steigen wohl nur moderat

Und: „Wenn wir zu einem niedrigeren Preis mehr verkaufen, sind wir besser dran, als wenn wir eine geringe Tagesmenge zu einem hohen Preis absetzen“, erklärt Frank Scheuler. Im letzten Jahr sei der Absatz in den Hofläden gut gewesen, bei den Lebensmittelketten dagegen relativ schlecht. Da hätten sich einige Verbraucher in Anbetracht der Folgen des Kriegs in der Ukraine schon deutlich zurückgehalten. Generell sei die wirtschaftliche Situation durch die Inflation bei einigen Kunden schlecht. „Da sollte der Monat nur 20 Tage haben, damit sie mit ihrem Geld auskommen“, meint der Löchgauer Landwirt.

Und was kostet die saisonale Delikatesse dann in diesem Jahr? Richtig festgelegt hat sich noch keiner der Befragten. Fest steht wie immer, dass sie, den Gesetzen der Marktwirtschaft folgend, zu Beginn und zum Ende der Saison teurer ist. In der Hochsaison dürfte das Kilo Spargel der Klasse II etwa 10 Euro kosten, wenn er in Massen gleichzeitig sprießt, kann er auch mal deutlich preiswerter zu haben sein. Der Pflugfelder Würth setzt gern auf Drei-Kilogramm-Angebote, die dann günstiger zu haben sind.

Alles in allem dürfte wohl mit einer eher moderaten Preissteigerung zu rechnen sein. Die Genießer können sich freuen.

Von der Heilpflanze zur beliebten Delikatesse

Gesundheitsfördernd
Schon die alten Römer und Griechen kannten den Spargel. Bis zum Mittelalter galt er vor allem als Heilmittel. Der Grund: Er ist reich an Kalium und Asparaginsäure. Letztere regt die Nierentätigkeit an, was entwässernd und blutreinigend wirkt. Außerdem enthält er Niacin, Folsäure, Vitamin A, C, B1 und B2. Kalorien hat er dafür wegen seines hohen Wassergehalts fast keine. Zuviel des Guten kann aber einen Gichtanfall auslösen.

Spargelanbau
 Spargel wächst im Prinzip auf vielen Böden, lockere, sandige Böden haben aber den Vorteil, dass man sie anhäufeln kann, sodass die frischen Triebe möglichst lang weiß bleiben, und dass die Stangen darin schön gerade statt krumm wachsen. Im Landkreis Ludwigsburg war Pleidelsheim für seinen Spargelanbau berühmt. Dort wurde schon 1931 Spargel gestochen. Heute gibt es dort keine Spargelbauern mehr. Aber dafür ein Tabak- und Spargelmuseum.