Die Anwendung ChatGPT lässt sich auch im Unterricht einsetzen. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Die Anwendung ChatGPT beschäftigt viele Lehrkräfte – das Landesmedienzentrum ist eine der Hauptanlaufstellen für Fragen zum Thema. Dessen stellvertretender Leiter Fabian Karg meint, dass anders unterrichtet werden muss.

Wie kann Schule mit Herausforderungen wie ChatGPT umgehen? Am Landesmedienzentrum beschäftigt man sich damit intensiv. Ein Gespräch mit dem stellvertretenden Leiter Fabian Karg über den Umgang mit künstlicher Intelligenz an Schulen und die Zukunft von Hausaufgaben.

Herr Karg, Sie haben viel Zeit mit ChatGPT verbracht – und schon erste Seminare für Lehrkräfte abgehalten. Welche Stimmung ist Ihnen entgegengeschlagen?

Bei den Fortbildungen war die Stimmung recht positiv, ich habe mehr Angst erwartet. Vielleicht hat Corona die Lehrkräfte abgehärtet, dass sie sich denken: Wenn wir mit einer Pandemie klargekommen sind, kriegen wir das mit dem Chatbot auch noch hin. Wir stellen jedenfalls ein sehr großes Interesse an dem Thema fest.

Welche Herangehensweise empfehlen Sie in Bezug auf ChatGPT?

Man sollte auf jeden Fall nicht davon ausgehen, dass ChatGPT einem das Wissen der Welt auf dem Silbertablett serviert. Dann wird man enttäuscht, das ist keine Frage. Aber wenn man die KI nutzt, um auf Lösungsmöglichkeiten zu kommen, kann man kreative Potenziale anzapfen. In der Schule kommt es doch darauf an, Problemlösefähigkeit zu vermitteln. Bisher passiert das nur leider zu wenig. Wir nehmen Kinder und Jugendliche und stopfen immer mehr Wissen in sie hinein, das sie dann wiedergeben müssen. Davon müssen wir weg kommen. Auch die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen hat im aktuellen Unterrichtsgeschehen leider zu wenig Bedeutung.

Wie könnten Lehrkräfte ChatGPT einsetzen?

Mein Kollege Christian Stumfol zeigt, wie man das auf vielfältige kreative Weise machen kann. Zum Beispiel in Geschichte, indem man einen Dialog zweier Personen schreiben lässt, die ein Jahr nach Hitlers Machtergreifung eine Unterhaltung aus verschiedenen Perspektiven führen. Lehrkräfte können das Tool auch für die eigene Unterrichtsvorbereitung nutzen. Diktattexte oder Lückentexte lassen sich damit ganz leicht erstellen, auch Dialoge für den Fremdsprachenunterricht. Das kann Zeitersparnis bringen.

Ein Schulleiter hat uns berichtet, dass manche seiner Kollegen noch nicht wirklich realisiert hätten, dass sie das Thema künstliche Intelligenz betrifft. Kann man sich als Lehrkraft dem Thema überhaupt verschließen?

Nein, man muss sich damit auseinandersetzen. Und man sollte generell seinen Unterricht überdenken – vor allem die Hausaufgaben. Wenn ich als Lehrkraft meine Aufgaben so stelle, dass meine Schülerinnen und Schüler ChatGPT nutzen können, dann mache ich etwas falsch. Dann ist es nur ein Herauslocken von Inhalten. Es gibt Stimmen, die sagen, man muss die Hausaufgaben nur auf andere Art stellen. Sinnvoller wäre es aus meiner Perspektive zu hinterfragen, ob Hausaufgaben überhaupt noch eine zukunftsorientierte Angelegenheit sind. Wir am LMZ kämpfen dafür, von den klassischen Hausaufgaben wegzukommen.

Fabian Karg Foto: LMZ

Zwei Fortbildungen im März

Erklärung
ChatGPT ist eine Anwendung, die das auf künstliche Intelligenz spezialisierte amerikanische Unternehmen Open AI im November auf den Markt gebracht hat. Es handelt sich um einen Chatbot, der Texte verfassen kann, die einzigartig sind. Die Daten, mit denen die Anwendung trainiert wurde, ist auf dem Stand von 2021. ChatGPT ist die am schnellsten wachsende Anwendung, die je veröffentlicht wurde. Im Januar 2023 erreichte ChatGPT bereits mehr als 100 Millionen Nutzer.

Fortbildungen
Vor allem für Schulen bedeutet ChatGPT eine Herausforderung. Das Landesmedienzentrum hat Lernmaterialien auf einer Themenseite zusammengestellt und bietet Online-Informationsabende an: Das Anfängerseminar heißt „ChatGPT, Open AI,… Was ist das denn?“ und findet am 1. März von 19 bis 20.30 Uhr statt. „Wie moderne Tools das Lernen für immer verändern werden“ ist der Abend für Fortgeschrittene überschrieben (14. März, 19 bis 20.30 Uhr). Auf der auf der Startseite des Zentrums verlinkten Themenseite finden sich die Links zu den Veranstaltungen. Mehr unter https://www.lmz-bw.de/.vv