Erdbeben in der Eifel deuten darauf hin, dass der Laacher Vulkan noch immer aktiv ist und unter dem malerischen See Magma aus dem Erdinnern aufsteigt.
Maria Laach - Der Laacher See in der Eifel nahe der Benediktinerabtei Maria Laach in Rheinland-Pfalz ist ein friedlicher Ort. Das war nicht immer so. Vor rund 13 000 Jahren war an diesem heute so idyllischen Vulkansee die Hölle auf Erden. 16 Kubikkilometer Magma schleuderte der Vulkan bei seinem bisher letzten Ausbruch an die Erdoberfläche.
Wie aktiv der Laacher Vulkan bis heute ist, ist unter Experten umstritten. Seismologen haben jetzt Hinweise dafür gefunden, dass sich die Magmakammer unter dem Krater allmählich wieder mit geschmolzenem Gestein füllt. Der Vulkan sei nicht wirklich erloschen, sondern befinde sich in einer Art Langzeitschlaf, berichten Forscher um den Geophysiker Martin Hensch in einer Studie, die im „Geophysical Journal International“ veröffentlicht worden ist.
„Die Auswertung früherer explosiver Zentren in der Osteifel legt nahe, dass die Aktivitätsphase des Laacher See-Vulkans noch nicht beendet ist und es dort auch in Zukunft wieder zu Ausbrüchen kommen kann“, erklärt Co-Autor Torsten Dahm vom Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam. Die Gefährdung in Deutschland sollte auch wegen der Atomendlager-Problematik neu erfasst werden. „In Deutschland existiert bisher noch kein Vulkan-Überwachungssystem, was aber sinnvoll wäre“, sagt der Geowissenschaftler. Wie das aussehen könnte, darüber wollen Experten auf einem Workshop der Deutschen Vulkanologischen Gesellschaft am 28. Februar und 1. März in Mendig sprechen.
Erdbeben-Serie unter dem Laacher See
In der Vergangenheit gab es am Laacher Vulkansee alle 5000 bis 10 000 Jahre einen verheerenden Ausbruch. Rein theoretisch ist die nächste Eruption also überfällig. Hensch und sein Team vom Verbund der Landeserdbebendienste, dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und dem Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ) in Potsdam haben die Daten von schwachen Erdbeben – sogenannte Deep-Low-Frequency-Erdbeben (DLF)– seit 2013 in der Eifelregion ausgewertet.
Solche Erdstöße entstehen in einer Tiefe zwischen zehn und 40 Kilometer in der Grenzregion zwischen Erdkruste und Erdmantel. An der Oberfläche sind sie nicht zu spüren. „Insgesamt wurden in den vergangenen fünf Jahren vier räumlich eng begrenzte Gruppen solcher DLF-Erdbeben in der Osteifel nachgewiesen“, berichtet Hensch. Die Seismologen deuten diese Aktivität im Erdinnern als Hinweis, dass Magma aus dem oberen Erdmantel aufsteigt, und möglicherweise Magmakammern unter dem Vulkansee befüllt.
Letzter Vulkanausbruch in der Eifel war vor 13 000 Jahren
Eine vulkanische Aktivität steht allerdings nicht unmittelbar bevor, erklären die Forscher in einer Mitteilung des GeoForschungsZentrums. „Der Aufstieg von Magma in die flache Erdkruste geht in aller Regel mit hochfrequenten Erdbebenschwärmen einher“, betont Joachim Ritter vom KIT. Solche Erdstöße seien bislang nicht beobachtet worden. Ein Vulkanausbruch würde sich außerdem mit Verformungen des Bodens ankündigen. Auch dafür gibt es Ritter zufolge keinerlei Anzeichen.
Der Kieler Vulkanologe Hans-Ulrich Schmincke hat die Eifel-Eruption detailliert untersucht. Allein im Umkreis von 55 Kilometern vom Laacher Vulkansee wurde damals eine Fläche von 1400 Quadratkilometern unter einer ein bis 50 Meter dicken Bimssteinschicht begraben. Die Aschewolken wehten bis Norditalien und Schweden und hüllten das Land grau ein.
Glutlawinen rasten die Abhänge hinab, im Rheintal lagerte sich eine sechs Meter hohe Ascheschicht ab. Im Krater bildete sich der Laacher See. Voluminöse pyroklastische Ströme (zerstörerische, partikelgespickte Wolken, die am Boden entlang schossen) aus festen und gasförmigen Stoffen erreichten über ein Seitental in acht Kilometern Entfernung vom Krater den Rhein und stauten ihn zu einem riesigen See auf.
Untersuchungen des Gesteins vom letzten Ausbruch vor 13 000 Jahren deuten darauf hin, dass die Magma-Kammer sich seinerzeit rund 30 000 Jahre lang füllte. Das heißt: Es dürfte noch einige Tausende Jahre dauern, bis es in der Eifel wieder explosiv wird.
Vulkane auf der Schwäbischen Alb
Wie der Laacher See-Vulkan und die anderen über 70 Maarseen in der Eifel sind auch die Vulkane auf der Schwäbischen Alb keine Schichtvulkane wie der Vesuv und Ätna in Italien, sondern von einem niedrigen Ringwall umgebene Kratertrichter in einer weitgehend flachen Landschaft. Vulkanologen nennen diese Gebilde auch Maar-Diatrem-Vulkane.
Wie es auf der Schwäbischen Alb dazu kam, beschreibt die Tübinger Geologin Cornelia Park so: Vor 17 bis elf Millionen Jahren kam es im Gebiet rund um Bad Urach mehrfach zu gewaltigen Wasserdampfexplosionen, immer wenn die aus der Tiefe aufsteigende Gesteinsschmelze (auch Magma genannt) in Oberflächennähe auf Grundwasser traf. Die bei diesen Eruptionen erzeugten Gesteinstrümmer und aus dem Magma entstandenen Partikel wurden explosionsartig empor geschleudert.
Maare – Überbleibsel vulkanischer Aktivitäten
Bodenwolken, die sich mit rasender Geschwindigkeit vom Krater ausbreiteten, lagerten die Partikel ringsum als niedrigen Ringwall ab. Heute ist infolge der Erosion allerdings nur noch die Tufffüllung der ehemaligen Schlote erhalten. Sie besteht aus Material, das bei der Eruption in den Krater zurückgefallen beziehungsweise größtenteils von oben nachgerutscht war.
Nachdem die Maar-Vulkane erloschen waren, entstand in ihrem trichterförmigen Krater ein See. Das bekannteste und größte Maar der schwäbischen Vulkangebiete ist das Randecker Maar südöstlich von Bissingen an der Teck. Die Kratertrichter der Alb-Vulkane wurden vermutlich innerhalb von einigen Tausend bis Zehntausend Jahren – nach deren Aktivität – mit Seesedimenten komplett ausgefüllt und ihr Ringwall aus losen Auswurfmassen durch Erosion abgetragen.