Der Wanderweg führt entlang des Grats der Caldera de Taburiente. Foto: Sven Dittmar

La Palma, die bei Touristen beliebte Insel, ist wie die sechs anderen Kanaren Gran Canaria, Lanzarote, Teneriffa, Fuerteventura, El Hierro und Gomera vulkanischen Ursprungs - das sieht man bei jedem Schritt und Tritt.

Santa Cruz - „Vulcanus“ war der römische Gott des Feuers, der Schmiede und Metallhandwerker, welche die Kraft des Feuers für ihre harte Arbeit nutzen. Der Schmiedegott war für ein militärisch aggressives Volk wie die Römer, die mit Hilfe ihrer überlegenen Armeen und Waffentechnologien ein Weltreich eroberten, von besonderer Bedeutung.

„Vulcanus“ fertigte für Aeneas nach dessen Flucht aus Troja Waffen an, die ihm bei der Gründung der Stadt Alba Longa – aus der später Rom entstand – geholfen haben sollen.

„Vulcanus“ - Gott des Feuers

In der römischen Mythologie galt die Insel Vulcano, eine der Liparischen Inseln im Tyrrhenischen Meer rund 20 Kilometer vor der Nordküste Siziliens, als Heimatschmiede des „Vulcanus“. Noch bekannter als das 21 Quadratkilometer große Eiland und seine Nachbarinseln Lipari, Panarea, Filicudi und Alicudi ist das ebenfalls zu dem Archipel gehörende Stromboli, auf der ein aktiver Schichtvulkan bis heute Lava ausspeit.

Hätte „Vulcanus“ nicht schon vor Urzeiten auf seiner Lieblingsinsel Quartier bezogen, wäre er vielleicht auf La Palma gelandet. Die bei Touristen beliebte Insel ist wie die sechs anderen Kanaren Gran Canaria, Lanzarote, Teneriffa, Fuerteventura, El Hierro und Gomera vulkanischen Ursprungs. Anders als in Deutschland, wo es keine aktiven Vulkane mehr gibt, spuckt die Erde auf dem 45 Kilometer langen und 27 Kilometer breiten Flecken mitten im Atlantischen Ozean immer wieder Magma aus – zuletzt 1971. Drei Wochen lang trat aus den Schloten des Teneguía Lava aus und floss zum Meer, wo 29 Hektar Neuland entstand.

Entlang der Cumbre Vieja auf der Vulkanroute

Die rund 20 Kilometer lange Vulkanroute verläuft längs durch den südlichen Teil La Palmas, der auch Cumbre Vieja genannt wird. Über pechschwarzes Vulkangestein und Lavaasche geht es vorbei an über 100 Vulkanen. Spektakulärer Höhepunkte der Tour sind der bei der vorletzten besonders explosiven Eruption im Juli 1949 entstandene Cráter del Hoyo Negro, die Vulkane Deseada I und II sowie der Vulkan Martin bei der im Süden gelegenen Gemeinde Fuencaliente. Sie geben fantastische Einblicke in die geologische Vergangenheit der Insel.

Der Norden wird von der überwältigenden Caldera de Taburiente beherrscht, einem riesigen Felskessel, der einen Durchmesser von neun und einen Umfang von 28 Kilometern hat. Als vor einigen Hunderttausend Jahren die Westflanke des Taburiente-Vulkans einstürzte, hinterließ sie ein gewaltige Gestein- und Geröllhalde. Durch den Einsturz entstand der zehn Kilometer langen Gebirgszug der Cumbre Nueva. Eindringlicher als auf der Schwäbischen Alb zeugen die zyklopischen Landschaftsformationen von den ungeheuren Kräften im Erdinneren, welche Vulkane schufen und wieder zusammenbrechen ließen.

Caldera de Taburiente

Caldera ist der spanische Name für einen Kessel in der Landschaft, der vulkanischen Ursprungs ist. Davon zu unterscheiden sind Maare, die durch vulkanische Dampfexplosionen entstanden sind. Das Schwäbische Vulkangebiet um Bad Urach mit seinen rund 360 seit Jahrmillionen erloschenen Vulkanen besteht ausschließlich aus Maar-Diatrem-Vulkanen, die vor 17 bis elf Millionen Jahren ausbrachen (Diatrem ist der Fachbegriff für Vulkanschlot).

Die Vulkane auf der Schwäbischen Alb waren nach Aussage der Vulkanologen Hans-Ulrich Schmincke und Cornelia Park in die Erdoberfläche eingesenkte Kratertrichter, die von einem niedrigen Wall umgeben waren. Diese Maar-Krater füllten sich mit einem See, der im Laufe der Jahrtausende verlandete. Die Ringwälle wurden schließlich durch Erosion abgetragen.

Supervulkan im Yellowstone-Nationalpark

Calderen entstehen entweder durch explosive Eruptionen, wodurch eine Art Sprengtrichter entsteht, oder durch den Einsturz von Magma-Kammern eines Zentralvulkans, die nah der Oberfläche liegen und zuvor durch Ausbrüche entleert worden sind. Nachdem die Lava abgekühlt ist, füllt sich der tiefer gelegene Talkessel häufig mit Wasser und bildet einen Calderasee.

Die Ausmaße solcher Calderen sind gewaltig. Noch größer als der Vulkankessel auf La Palma ist die Caldera, die der Ausbruch des Supervulkans im Yellowstone-Nationalpark (US-Bundesstaat Wyoming) hinterlassen hat. Sie ist gigantische 80 Kilometer lang und 55 Kilometer breit. Die Yellowstone-Caldera entstand vor rund 640 000 Jahren über einer Kammer mit Gesteinsschmelze, die in über acht Kilometern Tiefe liegt. Mit einer Länge von rund 80 Kilometern, einer Breite von 40 Kilometern und einer Dicke von zehn Kilometern ist sie mächtigste auf dem amerikanischen Kontinent. Im Vergleich dazu sind die Magma-Ansammlungen unter La Palma geradezu „Peanuts“.