Platino: „Extern 129.1,“ (1988/2011, Ausschnitt) Foto: Courtesy: Platino

Er machte seinen Lebensraum zum Kunstraum, malt mit seinen Installationen und schafft begehbare Farbräume – der Stuttgarter Platino geht seit 35 Jahren einen ganz eigenen künstlerischen Weg. Jetzt erhält er den Hans-Thoma-Preis des Landes Baden-Württemberg. Und das ist nur konsequent, findet StN-Titelautor Nikolai B. Forstbauer.

Stuttgart - Man redet im Zusammenhang mit künstlerischen Arbeiten gerne von Konsequenz. Nur selten aber wird diese so spürbar wie im Schaffen des Stuttgarters Platino. „Kaum einer“, schrieb unser Kritiker Rainer Vogt über Platinos Werk, „hat die singulären Eigenschaften der Farbe Rot so gründlich gelebt und erlitten wie Platino im ‚Red Space I‘ in Stuttgart.“

1948 in Öhringen geboren, studiert Platino Philosophie in Tübingen, dann, von 1970 bis 1976, Malerei und Bildhauerei an der Stuttgarter Kunstakademie. Es ist eine Zeit des Aufbruchs, eine Zeit, in der in Stuttgart konzeptuelle Formen der Kunst dominant werden – und in der die Frage nach Lebensmodellen radikal gestellt wird.

1979 beginnt die Arbeit an „Red Space I“

Platino beantwortet sie mit dem „Red Space I“ – verwandelt Räume in der Olgastraße in eine Lebenswerkstatt der Kunst. Achim Kubinski wird auf ihn aufmerksam, Max Hetzler, 1979 Mitinitiator der von Galerien organisierten Gegenwartskunst-Schau „Europa 79“, zeigt 1981 eine erste Ausstellung. Wie aber verbindet sich der Anspruch, alles aus einer Raumfolge zu entwickeln, damit, Aspekte dieser Arbeit auch außerhalb zu präsentieren? 1989 sagt Platino: „Ich habe meinen zentrischen Standpunkt verlassen.“ Fünf Jahre arbeitet er da schon, nun in der Landhausstraße, an einem (von dem Sammler Rolf Mayer mitermöglichten) „Red Space II“ – und längst ist ausgemacht, dass seine Überformung des Vorhandenen Kernfragen der Malerei berührt.

Gudrun Inboden holt Platino in die Staatsgalerie

Ebendies macht Platino nicht zuletzt für Ulrike Gauss (als Leiterin der Graphischen Sammlung der Staatsgalerie) und für Gudrun Inboden interessant. 1990 bereits unter dem Stichwort Fotografie präsent, zeigt Inboden im Jahr 2000 in der Staatsgalerie unter dem Titel „Nahdistanzen“ ein Projekt, in dem Platino mit zu eigenwertigen Ausschnitten („Externs“) gewordenen „Red Space“-Einblicken den musealen Ausstellungsraum befragt. Damit findet Platino, seit einigen Jahren nun schon durch die Galerie Schlichtenmaier begleitet und so auch im Kunstmarkt präsent gehalten, seine gültige Äußerungs- und Präsentationsform.

Preisübergabe am 13. August 2017 in Bernau

Am Donnerstag hat das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst bekannt gegeben, dass Platino der diesjährige Hans-Thoma-Preis des Landes zugesprochen wird. Da passt es, dass am 30. November im Württembergischen Kunstverein Stuttgart die Publikation „Flechtwerke und Fliehkräfte“ (Verlag Hatje Cantz) zur bis jetzt gültigen Werkbestandsaufnahme 2013 im Kunstverein vorgestellt wird. Übergeben wird die Auszeichung am 13. August 2017 in Bernau im Schwarzwald.