Müll in Wald und Flur bei Kornwestheim Foto: z/z

Der Jagdpächter Hans-Otto Härle kann den Müll auf Feld und Flur kaum mehr ertragen.

Kornwestheim - Ob sich Hans-Otto Härle irgendwann einmal den Roman „Don Quijote“ von Miguel de Cervantes Saavedra zu Gemüte geführt hat? Der Titelheld, ein Ritter, führt einen aussichtslosen Kampf gegen Windmühlen, die er für vielarmige, gefährliche Riesen hält. Im Gegensatz zur Literatur entspringt der Gegner in Hans-Otto Härles Fall jedoch nicht seiner Fantasie. Der Müll und Abfall, die Sünden gegen die Natur, gegen die der Kornwestheimer Jagdpächter und Wildtierschützer kämpft, sind sehr real und inzwischen fast allgegenwärtig. Was Härle dann allerdings doch wieder mit Don Quijote gemein hat: Sowohl der eine als auch der andere ficht wohl vergeblich für seine Sache.

„Es ist extrem geworden“, sagt Härle, der seit zehn Jahren hiesiger Jagdpächter ist, sich aber bereits rund ein halbes Jahrhundert um die Natur in und um Kornwestheim kümmert. Die Pandemie habe die Lage nochmals verschlechtert. Vielerorts regiere purer Egoismus. Alleine, was er in Sachen Müll in der jüngeren Vergangenheit erlebt hat, macht ihn fast sprachlos. „Ich sehe Fahrradfahrer, die auf der Solitudeallee zur Arbeit fahren. Sie halten an, holen aus ihrem Rucksack Müllbeutel heraus und schmeißen ihren Hausmüll in öffentliche Behälter.“

Man könnte jetzt sagen: Gut, dass dieser Abfall wenigstens noch im Eimer landet. Das ist laut Härle aber nicht immer der Fall. „Ich habe neulich auf Hochsitzen 60 leere Bierflaschen eingesammelt, und auch Fast-Food-Essensreste waren dabei“, berichtet Härle, aus dem es im Gespräch förmlich herausbricht: „Wenn die Abfall-Annahmestelle am Wasserturm geschlossen hat, ja Sie glauben doch nicht, dass die Leute mit ihrem vollen Anhänger wieder nach Hause fahren?“ Viele laden laut Härle ihren Müll einfach auf dem Feld oder im Wald ab. „Wenn ich so etwas bemerke, melde ich es eben dem Bauhof.“

Neulich habe er mit der „Sauberfee“ gesprochen, einer Dame, die häufig in Kornwestheim unterwegs ist und Müll sammelt. „Sie hat inzwischen sechs, sieben Helfer. Mich erschreckt, dass eine Gemeinschaft so etwas nötig hat.“ Er selbst habe es so oder so ähnlich auch lange Zeit gemacht. „Aber irgendwann war mir das zu viel. Es läuft darauf hinaus, dass die Menschen das für selbstverständlich halten, nach dem Motto: Irgendein Depp macht’s schon weg.“

Nun fordert Härle, bei aller Resignation vor allem beim Thema Müll, dass sich die Informationspolitik ändert. Er nimmt dabei auch die Stadt in die Pflicht: „Es muss den Menschen viel deutlicher klargemacht werden, was man darf und was nicht, und warum man es nicht darf.“ Es müssten alle mit ins Boot geholt werden, angefangen bei Vereinen. Zielgruppen müssten ausgemacht werden. Er selbst informiere ebenfalls gerne.

Dabei geht es dann weniger um den Müll als um die Natur, die Tier- und Pflanzenwelt. „Wenn die Leute mich sehen, auf 80 Meter Entfernung, wird oft der Hund kurz angeleint und wenn ich wieder weg bin, darf er wieder springen.“ Ein solches Verhalten sei problematisch, zum Beispiel könnte der Hund Rebhühner jagen. „Auch die Felder darf man eigentlich nicht betreten“, fügt Härle hinzu. Vom Hundekot wolle er gar nicht erst anfangen. Es gebe so viele Vorschriften, an die sich jedoch kein Mensch halte, weil niemand die Einhaltung kontrolliere. In diesem Zusammenhang beklagt Härle eine „stillschweigende Duldung der Gesellschaft“.

Wenn er Menschen gezielt anspreche, höre er häufig: „Das habe ich nicht gewusst.“ Einige seien wirklich ahnungslos, andere einfach ignorant. In letztere Kategorie fallen für Härle auch diejenigen, die auf dem nahen Golfplatz vor wenigen Wochen eine Regenhütte abgefackelt hätten. „Auch da wird Party gemacht und der Müll bleibt danach einfach liegen.“

Das sagt die Verwaltung: Infopolitik
„Jeden Monat werden die Mülltermine für den Folgemonat veröffentlicht. Weitere Infos zur richtigen Entsorgung finden sich auch auf der städtischen Homepage. Dieses Angebot soll künftig erweitert werden. Die Stadt kann sich vorstellen, auf der Homepage und in der App den Müll regelmäßig zu thematisieren. Dennoch sieht die Stadt auch die Bürgerinnen und Bürger in der Pflicht, den eigenen Müll ordnungsgemäß zu entsorgen. Dafür stehen Mülleimer und auch weitere kostenlose Möglichkeiten zur Entsorgung zur Verfügung. Hilfreich ist hier auch die App der AVL. Sie erinnert zum Beispiel an Leerungstermine und es gibt ein sogenanntes Wertstoff-ABC, das auflistet, wo Wertstoffe und bestimmte Abfälle entsorgt werden können.“

Kontrollen „Der städtische Vollzugsdienst überwacht im Rahmen des sogenannten Feldschutzes wöchentlich auch die Felder und Feldwege in Kornwestheim. In erster Linie wird dabei das Durchfahrtsverbot kontrolliert. Aber auch die ordnungswidrige Müllentsorgung wird in diesem Zuge überwacht. Auch Hinweisen, die dazu eingehen, geht der Vollzugsdienst nach.“