Steht bald an der Spitze der CDU: Friedrich Merz. Foto: dpa/Kay Nietfeld

Friedrich Merz soll Vorsitzender der CDU werden. Steffen Bilger hatte ihn unterstützt.

Kornwestheim - Steffen Bilger weilte am Freitagmittag, als im Konrad-Adenauer-Haus das Ergebnis der CDU-Mitgliederbefragung verkündet wurde, zu einem Interviewtermin in der KWZ-Redaktion. 60 Prozent werde Friedrich Merz holen, wagte der CDU-Bundestagsabgeordnete ein paar Minuten vor der Bekanntgabe eine Prognose. Der Mann aus Ludwigsburg scheint seine Partei gut zu kennen: 62,1 Prozent wurden es für Merz. Steffen Bilger, auch Vorsitzender der CDU Nordwürttemberg, ist mit dem Votum der christdemokratischen Parteibasis zufrieden. Merz war der Kandidat, den auch er unterstützt hat.

Insbesondere ist Bilger zufrieden damit, dass die CDU erstmals eine Mitgliederbefragung gemacht hat. Das habe er bei Versammlungen und in Gesprächen gespürt, dass man an der Basis habe mitreden wolle. Es habe nicht mehr das Vertrauen in die Parteispitze und in die Delegierten des Bundesparteitages gegeben, dass dort der passende Kandidat gefunden werde. Den Grund sieht der Bundestagsabgeordnete aus Ludwigsburg in der missglückten Suche nach dem Kanzlerkandidaten im Frühjahr. Und nun wird alles besser? Bilger hofft, dass Friedrich Merz die CDU breit aufstellt und dass er – falls nötig – aber auch Positionen vertritt, die in Umfragen nicht unbedingt eine Mehrheit haben. Für die Partei gehe es darum, nun eine starke Oppositionsarbeit zu leisten.

Waldenmaier will zur alten Stärke zurück

Sven Waldenmaier, der Vorsitzende des CDU-Ortsverbandes Kornwestheim, ist vor allem froh darüber, dass das Votum ziemlich eindeutig ausgefallen ist. „Dass wir im ersten Anlauf die absolute Mehrheit geschafft haben, finde ich super“, sagt er. Dass es Friedrich Merz wird, habe er so nicht kommen sehen und stellt in Frage, ob es der richtige Zeitpunkt für Merz sei, nun bei seiner dritten Kandidatur gewählt worden zu sein. Für Waldenmaier zählt aber, dass die CDU nach diesem Mitgliedervotum „geschlossen in die Zukunft“ gehen kann. „Vielleicht kommen wir so in der Opposition zur alten konservativen Stärke zurück“, sagt er.

Wieland kritisiert Mitgliederbefragung

„Hören und führen, fordern und fördern“ – das ist nach Ansicht von Rainer Wieland, Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes und Europaabgeordneter seiner Partei, die Aufgabe des neuen Parteivorsitzenden, der von einem Parteitag im Januar noch bestätigt werden muss. „Ich traue es ihm zu“, sagt Wieland im Gespräch mit unserer Zeitung. Wichtig sei auch, dass es Merz gelinge, die Parteimitglieder zu überzeugen, die nicht für ihn gestimmt hätten. Der Europaabgeordnete zeigt sich zufrieden mit dem Verlauf der Mitgliederbefragung. Es sei respektvoll miteinander umgegangen worden, es sei im Verlauf der Auseinandersetzung nicht polarisiert worden, und dass am Ende ein deutliches Ergebnis herausgekommen sei, bewertet Wieland auch positiv. Aber er macht auch keinen Hehl daraus, dass er eine Mitgliederbefragung nicht für das richtige Instrument hält, einen neuen Vorsitzenden zu finden. Entsprechend habe sich im Vorfeld auch der Kreisverband Ludwigsburg geäußert.

„Wir müssen überlegen, ob solche Prozesse künftig notwendig sind“, sagt Wieland. Soll Friedrich Merz nun auch den Fraktionsvorsitz im Deutschen Bundestag anstreben? Darüber, antwortet Wieland, sei bei der Mitgliederbefragung nicht abgestimmt worden. Und das sei auch keine Frage, die derzeit beantwortet werden müsste.