Mit oder ohne Bon, das ist die Frage. Foto: dpa

Die Kornwestheimer Betriebe machen derzeit gemischte Erfahrungen mit dem neuen Belegzwang. Einige sind noch unsicher in Sachen Technik und Abläufe.

Kornwestheim - Auch in Kornwestheim stellen dieser Tage Bedienungen und Verkäufer immer wieder die gleiche Frage: „Möchten Sie einen Bon?“ Und nicht selten geht die Hand mit dem ausgedruckten Zettel automatisch wieder hinter die Theke oder neben die Kasse, noch bevor die Antwort kommt, denn meist gibt es ohnehin ein genervtes oder süffisantes „Nö“ – die Verkäuferinnen kennen das schon.

Die Bonpflicht beschäftigt den Handel seit Anfang des Jahres massiv. Wer sich unter den Kornwestheimer Gewerbetreibenden umhört, der bekommt dazu durchaus gemischte Meinungen zu hören. Im Übrigen will sich auch nicht jeder zu der Causa öffentlich äußern, zumal es auch noch Unsicherheiten in Sachen Abläufe und Technik gibt.

Iris Dannenmann von der gleichnamigen Bäckerei hat keinen Hader damit, ihre Erfahrungen kundzutun. Sei Beginn des Jahres bieten ihre Mitarbeiter jedem Kunden einen Beleg an. „Wir haben uns entsprechend vorbereitet“, betont sie. Auch die Umrüstungsmodule für die Kassen seien bestellt, aber noch nicht da. „Da gehen Politik und Handel nicht konform, die nötige Technik kann nicht immer gleich geliefert werden“, hat sie beobachtet. Immerhin gebe es eine Übergangszeit bis September. Iris Dannenmann sagt darüber hinaus: „Viele Kunden wollen den Bon nicht. 90 Prozent lassen ihn liegen.“ Sie findet die neue Gesetzgebung nicht dramatisch schlimm, ärgert sich aber über die Müllberge, die dadurch entstehen.

Ähnlich äußern sich auch Mitarbeiterinnen der Apotheken in Kornwestheim. „Aus meiner Sicht ist das Problem, dass unnötig viel Müll entsteht“, sagt May Alfas von der Easy-Apotheke am Kornwestheimer Bahnhof. „Ich habe auch vor dem 1. Januar fast immer den Bon ausgedruckt. Nur dann nicht, wenn der Kunde schneller war und gleich gesagt hat, dass er keine Kassenzettel möchte.“

Cristina Daradics, Mitarbeiterin der Stern-Apotheke in der Bahnhofstraße, erklärt: „Für uns bedeutet die neue Pflicht kaum mehr Arbeit.“ Das Drucken jedes einzelnen Bons verursache zwar mehr Müll. Aber problematisch sei das vor allem aus Kundensicht. „Sie beschweren sich oft über das neue Gesetz, wenn ich ihnen einen Kassenzettel anbiete“, berichtet Daradics weiter.

Der Bund der Selbstständigen Kornwestheim hat noch kein einheitliches Meinungsbild unter seinen Mitgliedern eingeholt, berichtet der neue Vorsitzende Harald Schulz. Der Schornsteinfegermeister weiß allerdings aus eigener Erfahrung, dass es auch unter Handwerkern noch Unsicherheiten gibt. Denn: Auch sie verkaufen ja teilweise nebenbei die ein oder andere Ware. „Wir haben etwa Rauchmelder im Angebot. Brauchen wir dafür künftig Bons, wenn wir sie nicht auf Rechnung rausgeben?“, fragt sich Schulz. Derlei müsse er noch klären, ergänzt er.

Ein wenig Unsicherheit herrscht auch noch unter den Händlern der Stände auf den Kornwestheimer Wochenmärkten. Ein Verkäufer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, sagt, er müsse keine Bons ausgeben, weil er eine offene Ladenkasse betreibe. „Manche Händler geben auf den Märkten Bons aus, manche nicht“, hat er beobachtet.

Freuen können sich natürlich Betriebe, die gar nichts umstellen müssen – wie die Metzgerei Schlag, die ihren Hauptsitz in Mühlhausen hat, aber in Kornwestheim eine Filiale betreibt. „Von uns haben die Kunden schon immer einen Kassenbon erhalten“, sagt Geschäftsführerin Regina Schlag. „Sie sind es also gewohnt.“ Auch Kassen müssten nicht nachgerüstet werden, da ist man auf Stand. Ganz glücklich ist Regina Schlag allerdings auf einer grundsätzlichen Ebene doch nicht mit der Bonpflicht. „Ich finde eigentlich, das sollte jedem Händler selbst überlassen werden.“