Insbesondere die Baubranche ächzt unter den aktuellen Einflüssen. Foto: Gottfried Stoppel

Die Stimmung in der heimischen Wirtschaft ist zunehmend angespannt. Das zeigt die jüngste Umfrage der IHK im Rems-Murr-Kreis. Kammerpräsident Claus Paal spricht von einem Warnsignal, das alle Akteure zum Handeln anstacheln sollte.

Claus Paal, der Präsident der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart, redet nicht drumherum: „Die Ergebnisse unserer Herbstumfrage sind nicht gut.“ Gleichwohl will der Schorndorfer Unternehmer und frühere CDU-Landtagsabgeordnete aber auch keine Weltuntergangsstimmung verbreitet wissen. „Wir verknüpfen das Warnsignal mit der Aufforderung an alle Akteure, den Kopf nicht in den Sand zu stecken, sondern stattdessen zu handeln.“

Lageeinschätzung deutlich getrübt

Die turnusgemäße Befragung unter Mitgliedsfirmen im September und Oktober hat laut eigenen Angaben auch für den Rems-Murr-Kreis einen allgemein beklagten Trend bestätigt: Die heimische Wirtschaft leide zunehmend unter den hohen Zinsen, einer schwächelnden Weltkonjunktur sowie unter inflationsbedingten Kaufkraftverlusten, so die Auswertung der Bezirkskammer. Gleichzeitig bereiteten Standortprobleme wie Arbeitskräftemangel, nicht wettbewerbsfähige Energiekosten, fehlende Gewerbeflächen und eine immer mehr ausufernde Bürokratie den Unternehmen zunehmend größere Probleme.

Kammerpräsident Claus Paal: Die Wirtschaft benötigt dringend Planungs- und Investitionssicherheit. Foto: IHK

Über fast alle Branchen hinweg hat sich demnach die Lageeinschätzung vieler heimischer Unternehmenschefs offenbar weiter deutlich eingetrübt. Während nahezu die Hälfte (46 Prozent) aller befragten Unternehmen ihre Geschäftslage nur als befriedigend bezeichnet, ist die Anzahl derer, die sie bereits als schlecht eingestuft hatten, von 11,4 zum Jahresbeginn nun im Herbst auf 19 Prozent gestiegen. Auch der Blick in die Zukunft sieht nicht gerade euphorisch aus. Nur 11,7 Prozent erwarten laut der Umfrage eine Verbesserung der Geschäftslage. Besonders drastisch sieht es laut Markus Beier, dem leitenden Geschäftsführer der IHK im Rems-Murr-Kreis, in der Baubranche aus. Das hohe Zinsniveau dämpfe die Wohnungsbauinvestitionen massiv, Hoch- und Tiefbauunternehmen kämpften mit Stornierungen, hohen Materialpreisen und einer starken Zurückhaltung der Kunden.

Claus Paal appelliert deshalb eindringlich an die Politik, rasch für wettbewerbsfähigere Rahmenbedingungen zu sorgen. „Die Wirtschaft benötigt dringend Planungs- und Investitionssicherheit, um die Chancen beispielsweise im Bereich der Energiewende und der Veränderungen in vielen Branchen anpacken zu können. Der permanente Streit in Berlin ist ein riesen Investitionshemmnis“, sagt er.

„Bürokratie-Check“ gestartet

Die IHK selbst sei bereit und längst tätig, im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu unterstützen. Paal nennt eine Kooperation mit dem Ausländeramt Stuttgart als ein Beispiel für neues Engagement, welches das Ziel habe, internationale Fachkräfte zu gewinnen, einzustellen und zu halten. Außerdem habe die Kammer einen „Bürokratie-Check“ gestartet, mit dem konkrete Beispiele unter die Lupe genommen und daraus systematische Lösungsansätze entwickelt werden sollen. Dazu habe man unter der E-Mail-Adresse buerokratieabbau@stuttgart.ihk .de eine Anlaufstelle eingerichtet, über die Unternehmen direkt und einfach Beispiele für überflüssige bürokratische Regelungen einreichen könnten. Bei der Auswertung soll ein eigens geschaffenes Tool zum Einsatz kommen, das künstliche Intelligenz zur schnelleren Auswertung der Fälle nutzt. „Mitmachen hilft, schneller zu werden“, sagt Paal in diesem Zusammenhang und ruft alle Betriebe auf, sich aktiv einzubringen.