Wenn sie den Rechtsstreit um den Wasserpreis verliert, fehlen der EnBW 140 Millionen Euro Foto: dpa

Die EnBW muss den Wasserprreis senken. Für 250 000 Privathaushalte mit etwa 600 000 Menschen in Stuttgart ist die Nachricht ein großes Geschenk – und eine Wiedergutmachung, nachdem sie wohl ungebührlich abkassiert wurden.  

Stuttgart - Was für ein Schlag ins Kontor. Nach der Verfügung der Kartellbehörde, dass der Stuttgarter Wasserpreis rückwirkend bis 2007 um rund 30 Prozent zu senken sei, muss die EnBW nach Informationen der Stuttgarter Nachrichten um rund 140 Millionen Euro bangen. Entsprechend aufgeschreckt und zerknirscht haben die EnBW-Manager reagiert und erbitterten gerichtlichen Widerstand signalisiert. Für 250 000 Privathaushalte mit etwa 600 000 Menschen in Stuttgart ist die Nachricht allerdings ein großes Geschenk – und eine Wiedergutmachung, nachdem sie wohl ungebührlich abkassiert wurden.

Ein Vier-Personen-Haushalt mit durchschnittlichem Wasserverbrauch würde demnach um die 900 Euro zurückerhalten, jeder Einzelne rechnerisch 225 Euro. Man wird jedoch gut daran tun, nicht sofort die komplette Summe zu verplanen. Der Rechtsstreit könnte leicht zwei Jahre dauern. Und die Materie ist so knifflig, dass das Geschenk für die Wasserverbraucher noch schrumpfen könnte. Danach wird auch die Umsetzung Probleme aufwerfen. Denn viele, die direkt an die EnBW oder über ihren Vermieter Wasser bezahlten, sind längst weggezogen oder gar verstorben. Andere werden nicht mehr leicht auffindbar sein. Wer von der Verfügung der Kartellwächter profitieren will, tut gut daran, seine Wasserrechnungen seit 2007 zu ordnen und notfalls beim Vermieter vorstellig zu werden, wenn das Obergericht entschieden hat.

Für die Stadt hat die Verfügung, wenn sie rechtskräftig wird, einen schönen Nebeneffekt. Mit dem Wasserpreis sinkt der Ertragswert des Wassernetzes um 24 Millionen Euro pro Jahr. An diesem Ertragswert hat die Stadt sich orientiert, als sie sich anschickte, das Wassernetz von der EnBW für 139 Millionen Euro zu erwerben. Auch der Streit dauert noch an.

j.schunder@stn.zgs.de