EnBW-Chef Frank Mastiaux verkündet schwarze Zahlen Foto: dpa

Der Betrieb von Stromnetzen galt lange Zeit als ertragsschwaches, langweiliges Geschäft. Gemessen an den Verlusten im Stromgeschäft ist es jetzt aber wieder richtig attraktiv. Davon profitiert nun die EnBW, die es seinerzeit nicht abgestoßen hat, kommentiert Klaus Köster.

Stuttgart - Jahrzehntelang war der Betrieb eines Atomkraftwerks praktisch die Lizenz zum Gelddrucken. Die Erlöse aus dem Stromverkauf waren riesig, die laufenden Kosten überschaubar. Hinzu kam, dass die Konzerne über lange Zeit Gebietsmonopole besaßen und damit große Spielräume, um höchst auskömmliche Preise zu erzielen.

Mit der Energiewende änderte sich die Lage dramatisch – je mehr grüner Strom produziert wird, desto weniger und unregelmäßiger laufen die teuren konventionellen Kraftwerke, die als Brücke zwischen Atom- und Ökostrom aber zwingend benötigt werden. Der Verfall der Großhandelspreise für Strom treibt die Konzerne tief in die roten Zahlen. Kein Wunder, dass Energieriese Eon sieben Millionen Verlust machte und auch RWE rote Zahlen schrieb.

Nur dem Kleinsten in diesem Dreibund, der Energie Baden-Württemberg (EnBW), gelang das Kunststück, trotz gigantischer Einbußen schwarze Zahlen zu schreiben. Ein wenig hat der Konzern seinem Glück allerdings auch nachgeholfen, denn zu dem Ergebnis trugen auch ungewöhnlich hohe Gewinne aus Wertpapierverkäufen bei, wie man sie nicht jedes Jahr wiederholen kann. Allerdings hat das Unternehmen durchaus auch substanzielle Vorteile gegenüber den anderen Konzernen, denn es verfügt als einziges der drei noch über ein eigenes Netz. So etwas galt früher als langweiliges Geschäft und zog bei den Großen zudem den Unwillen der Kartellwächter auf sich – der EnBW aber liefert es heute eine stabile Grundlage, die mit dem Ausbau der Windkraft und damit auch der Netze eher noch stärker wird. Früher galt diese Strategie als unmodern, heute wird die EnBW dafür beneidet. So wechselhaft können Moden sein.