Die Plastinate stammen alle aus einem Körperspende-Programm. Foto: Torsten Ströbele

Die Ausstellung „Körperwelten – Am Puls der Zeit“ wurde am Freitag eröffnet. Rund 40 Körperspenden wurden für die Plastinate verwendet. Bis zum 28. Januar ist die Anatomieschau in den Königsbau-Passagen zu sehen.

Da steht ein Pferd mitten im Raum. Die Haut wurde entfernt. Man sieht seine Organe, die Sehnen und Nervenstränge. Auf dem Ross sitzen Reiter. Auch sie sind plastiniert worden. Ein Beispiel für die Ausstellung „Körperwelten – Am Puls der Zeit“, die seit Freitag „einen Blick gewährt auf uns selbst und unsere Lebensweise, die durch die Ausstellung nachhaltig verändert wird“, wie die Ehefrau von Plastinations-Erfinder Gunther von Hagens und Kuratorin der Ausstellung, Angelina Whalley, bei der Eröffnung sagte. Ihr Ehemann musste passen. „Seit seiner Parkinson-Erkrankung hat er sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen“, sagte Whalley. Dennoch ist von Hagens präsent. Auf einer Tafel ist sein Konterfei zu sehen, samt Stellungnahme: „Mein Ziel ist es, den Besuchern die wunderbare Komplexität des menschlichen und tierischen Körpers lebensnah aufzuzeigen. Hierbei soll das Plastinat auch an die eigene Sterblichkeit erinnern, indem es gleichsam augenzwinkernd zu den Betrachtern spricht: Ich war, wie Du bist: lebendig. Du wirst sein, wie ich bin: tot. Jedoch kannst Du auch sein, was ich bin: ein Plastinat.“

Stadtdekan Hermes wird für seine Aussagen kritisiert

Rund 40 Körperspenden braucht es, um genügend Exponate für eine Ausstellung zu generieren, sagte Whalley. Die in der Ausstellung gezeigten Plastinate stammen alle aus dem Körperspende-Programm des Instituts für Plastination in Heidelberg, in dem mittlerweile mehr als 20 000 Spender registriert sind. „Aber die Ausstellung ist kein Friedhof. Hier soll man etwas über das Leben und nicht über den Tod erfahren“, sagte Whalley. Das sehen Kritiker wie Stuttgarts Stadtdekan Christian Hermes anders. Im Interview mit unserer Zeitung nennt er die Ausstellung unter anderem „Gruselkabinett“, mit „hygienischen Plastikpuppen“, die zu „Nekro-Porn-Objekten verdinglicht werden“.

Der Professor für Philosophie, Franz Josef Wetz, war bei der Körperwelten-Eröffnung zu Gast und bezog klar Stellung zu den Vorwürfen des Stadtdekans: „Das ist Unsinn! Seine Aussagen sagen mehr über ihn als über die Ausstellung.“ Hier ginge es nicht darum, Leichen zur Schau zu stellen. „Anatomie hat immer etwas mit toten Körpern zu tun. Hier wird das Leben am Verstorbenen gezeigt.“ Zu sehen seien Menschen, wie sie unter der Haut aussehen. „Wo ist da das Problem?“

Es gehe um gesundheitliche Aufklärung, betonte die Kuratorin. „Wir können uns nur schützen, wenn wir unseren Körper kennen.“ Alles basiere auf Vorgängen in unserem Körper. Dafür wolle sie sensibilisieren. Man sehe gesunde und kranke Organe – eine Raucherlunge oder auch ein Knie mit Arthrose. Man könne sehen, was schlechte Ernährungsgewohnheiten für Auswirkungen haben. „Ich möchte nicht den Finger heben, aber die Besucherinnen und Besucher emotional bewegen.“ Nur so seien die Menschen bereit, eventuelle Kurskorrekturen vorzunehmen.

„Körperwelten – Am Puls der Zeit“ ist nun bis 28. Januar täglich in den Königsbau-Passagen zu sehen – außer am 24. Dezember. Tickets kosten zwischen 9 und 21 Euro.