Im Winter müssen alle draußen bleiben. Dann ist die Verbindung zwischen den beiden Teilen der Klingenbachanlage durch die Kleingärten unterbrochen. Foto: Jürgen Brand

Der kürzeste Weg zwischen den beiden Teilen der Klingenbach-Grünanlage führt durch eine Kleingarten-Kolonie – und bleibt im Winter verschlossen. Die Durchgänge sind eng, steil, dunkel und werden nicht geräumt und gestreut. Zufrieden ist damit weder der Bezirksvorsteher noch der Leiter des Garten-, Friedhofs- und Forstamtes.

S-Ost - Die Untere Klingenbachanlage in Gaisburg hat Stadt, Land und Bund eine ganze Stange Geld gekostet. Am 1. Oktober weihte der Bau- und Umweltbürgermeister Matthias Hahn sie persönlich ein. Wer aber in diesen Wintertagen vom oberen Teil der Klingenbachanlage oder beispielsweise von der Gaisburger Schule in den neuen Parkteil will, steht vor verschlossenen Türen. Die Durchgänge durch die Kleingartenanlage sind verschlossen, ein Aushang weist darauf hin, dass dies „aus verkehrssicherheitstechnischen Gründen“ bis Mitte März so bleiben werde. Weder der Bezirksvorsteher von Stuttgart-Ost noch der Leiter des Garten-, Friedhofs- und Forstamts sind glücklich damit. Ändern können sie es aber nicht.

Zur Vorgeschichte: Der Bereich des unteren Klingenbachs zwischen Hornberg-, Tal- und Landhausstraße war ein unzugängliches Dickicht von Büschen und Bäumen. Erst als das Quartier links und rechts der Talstraße zum Sanierungsgebiet Stuttgart 24 Ost erklärt wurde, war Geld da, den Gaisburger Urwald in eine Parkanlage zu verwandeln. Ziel war, die schon alte und sehr beliebte obere Klingenbachanlage zwischen Klingen- und Landhausstraße bis zum Gaskessel hinunter zu verlängern. Die öffentlichen Wege durch die Kleingartenanlage an der Landhausstraße sollten die beiden Parkteile verbinden.

Die Durchgänge sind schmal, steil und dunkel

Das Garten-, Friedhofs- und Forstamt entfernte also das Dickicht und schuf eine 4800 Quadratmeter große Grünanlage mit einer Hangrutsche, einem Kletterfelsen und Fitnessgeräten. Zugänge wurden nach oben zur Kleingartenanlage hin, nach unten zur Einmündung Hornbergstraße und seitlich zur Talstraße geschaffen. 390 000 Euro kostete die Parkanlage, in der auch das Kunstwerk Kuhherde von Otto Baum, das einst die Schlachthof-Fassade schmückte, eine neue Heimat fand.

Schon vor der offiziellen Eröffnung am 1. Oktober erfreute sich der neue Park relativ großer Beliebtheit, auch beispielsweise bei den Kindern vom Schülerhort an der Grundschule Gaisburg. Von der Schule führt der Weg in den neuen Park über den sogenannten Lidl-Spielplatz durch die Kleingärten, vom oberen Klingenbach über die Landhausstraße und den dortigen Durchgang durch die Gärten. Beide Durchgänge sind schmal, steil, nicht beleuchtet und beispielsweise für Kinderwagen ungeeignet. Aber es sind – wie auf den Schildern steht – öffentliche Durchgangswege, die von 8 bis 20 Uhr geöffnet sind. Die Benutzung erfolgt auf eigene Gefahr. Die Schlüssel hat der Kleingartenverein.

Alle sind sich einig, dass sich etwas ändern muss

Seit November sind die Tore verschlossen. „Dies ist mit der Stadt Stuttgart so abgestimmt und legitim“, ist auf den Aushängen zu lesen. Hinter den „verkehrssicherheitstechnischen Gründen“ verbirgt sich schlicht die Unfallgefahr bei Schnee und Glatteis. Vor drei Jahren sei im Winter eine Frau auf dem Weg gestürzt, erzählt der Vorsitzende des Kleingartenvereins Stuttgart-Ost, Bernd Staiger. Nur durch Zufall sei sie abends entdeckt worden. Daraufhin habe der Verein die rechtliche Situation auch durch das Rechtsamt der Stadt prüfen lassen. Ergebnis: Da im Zweifel der Vereinsvorstand haftet und er dieses Risiko verständlicherweise nicht übernehmen will, werden die Durchgänge seitdem im Winter verschlossen.

„Ich bin ein bisschen verärgert darüber, dass die Ämter dem Vorschlag nicht folgen konnten, diese Situation im Bezirksbeirat zu erklären”, sagt Martin Körner, der Bezirksvorsteher von Stuttgart-Ost. Er hatte das Thema auf die Tagesordnung einer Sitzung im November gesetzt, musste es aber wegen der Absagen der Ämter wieder streichen. Körner. „Die Zugänge zu der neuen Anlage müssen verbessert werden.“

Auch Volker Schirner, der Leiter des Garten-, Friedhofs- und Forstamts, ist nicht glücklich über die Situation. „Ich kann ja nicht unten eine Anlage schaffen und dann die Zugänge schließen.“ Allerdings sei es auch nicht vertretbar, die bestehenden Wege bei Glatteisgefahr zu öffnen. Anfang 2013 soll es Gespräche mit dem Stadtplanungsamt geben, wie die Durchgänge durch die Kleingartenanlage,verändert werden können. „Wenn wir für 2013 Mittel bekommen, werden wir auch eine Lösung finden”, sagt Schirner.