Die Solarzellen des Mohammed bin Rashid Al Maktoum Solarparks und sein Solarturm sind zu sehen. Dubai ist Gastgeber der UN-Klimakonferenz 2023, die am 30. November beginnen wird. Foto: AP/dpa/Kamran Jebreili

Alle reden vom Klimawandel und seinen Folgen für die Zukunft der Menschheit. Doch nicht alles ist schrecklich und apokalyptisch. Es gibt auch positive Entwicklungen im Kampf gegen die Klimakrise. Ein Überblick.

Die Klimakrise und ihre unzureichende Bekämpfung sorgen immer wieder für deprimierende Nachrichten. Doch im Kampf gegen die Erderwärmung gibt es auch ermutigende Fortschritte. Das 2015 geschlossene Pariser Klimaabkommen hat einige positive Entwicklungen in Gang gebracht oder beschleunigt:

Etwas bessere Aussichten in puncto Erderwärmung

1,5 Grad: In Paris vereinbarte die internationale Gemeinschaft, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen, besser noch auf 1,5 Grad – verglichen mit vorindustriellen Werten. 2015 war die Menschheit wegen der Verbrennung fossiler Energieträger wie Öl, Gas und Kohle laut einer damaligen Analyse der Internationalen Energieagentur (IEA) auf dem besten Wege, die Erderwärmung bis zum Jahr 2100 auf 3,5 Grad hochzutreiben.

Eine derartige Erderwärmung würde ein massenhaftes Artensterben sowie das Schmelzen von Gletschern und Permafrost mit sich bringen. In der Folge stiege der Meeresspiegel um mehrere Meter, viele Gebiete der Erde würden unbewohnbar.

Bedrohungsszenario: Acht Jahre nach der Aushandlung des Paris-Abkommens sieht das Bedrohungsszenario nicht mehr ganz so schrecklich aus. Dank der Bemühungen vieler Staaten, ihren CO2-Ausstoß zu verringern, steuert die Erde laut einem Bericht des UN-Umweltprogramms von vergangener Woche nun auf eine Erwärmung zwischen auf 2,5 und rund drei Grad bis zum Ende dieses Jahrhunderts zu.

Weniger Emissionen: Das ist immer noch viel zu viel, warnen Klimaschützer und Experten. Aber immerhin schlage sich der „Fortschritt beim Umstieg auf ein Energiesystem mit niedrigeren Emissionen“ nieder, erklärt die IEA. Mit jedem Zehntel Grad Erwärmung, das die Weltgemeinschaft verhindert, verringert sie auch die katastrophalen Folgen des Klimawandels.

Das 1,5-Grad-Ziel als nicht mehr erreichbar einzustufen, wäre „dumm“, meint die deutsche Klima-Wissenschaftlerin Friederike Otto vom Londoner Imperial College. „Es ist in Reichweite, wenn wir es in Reichweite halten wollen.“

Höhepunkt des weltweiten Treibhausgasausstoßes absehbar

CO2-Ausstoß steigt weiter: Der jährliche Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen ist nach UN-Angaben seit der Pariser Klimakonferenz weiter gestiegen, und zwar um neun Prozent. Dieser Anstieg hat nach jüngsten Angaben der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) 2022 zu neuen Rekorden bei der Konzentration von CO2, Methan und Schwefeldioxid in der Atmosphäre geführt.

Langsamere Zunahme: Die Zunahme der Emissionen hat sich jedoch verlangsamt. Das Berliner Institut Climate Analytics prognostizierte kürzlich, der Höhepunkt des globalen Treibhausgasausstoßes werde 2024, vielleicht auch schon 2023 erreicht.

Zumindest in diesem Punkt würde die Menschheit also die Empfehlungen des IPCC umsetzen, nach denen zur Einhaltung der Pariser Klimaziele der Höhepunkt der Emissionen bis spätestens 2025 erreicht sein muss. Bis 2030 müsste der globale Treibhausgasausstoß demnach allerdings praktisch halbiert werden.

Weniger Gigatonnen CO2: Die Internationale Energieagentur hatte vor dem Pariser Abkommen vorhergesagt, dass der CO2-Ausstoß des Energiesektors – gut 80 Prozent des gesamten globalen CO2-Ausstoßes – im Jahr 2030 rund 43 Gigatonnen erreichen könnte. Mittlerweile hat die IEA ihre Prognose auf 35 Gigatonnen abgesenkt. Diese Differenz von acht Gigatonnen entspreche „den gesamten Emissionen des Energiesektors der USA und der EU“.

Mehr grüne Energien

Regenerative Technologie: Fortschritte bei der Begrenzung der Erderwärmung seit 2015 gehen weitgehend auf den Ausbau dreier Technologien zurück: Sonnenenergie, Windkraft und Elektro-Mobilität. „Laut Prognosen wird der Einsatz von Photovoltaik die Treibhausgas-Emissionen im Jahr 2030 um rund drei Gigatonnen verringert haben“, schätzt die US-Behörde für saubere Energie (OCED). „Das entspricht in etwa dem Schadstoffausstoß aller Autos, die heute weltweit auf der Straße sind.“

Neuen Prognosen zufolge dürften Photovoltaik und Windkraft bis 2030 rund 15 Prozent der weltweiten Stromproduktion ausmachen. Das wäre sieben Mal mehr Windkraft und drei Mal mehr Photovoltaik, als die IEA 2015 prognostiziert hatte.

Mehr E-Autos: 2015 schien es utopisch, dass einmal größere Flotten von E-Autos auf den Straßen unterwegs sein würden. Die IEA nahm damals an, dass Elektro-Fahrzeuge 2030 weniger als zwei Prozent aller Autokäufe ausmachen würden. Heute schätzt sie diese Zahl auf mehr als ein Drittel, und die Entwicklung schreitet rasant voran.

„Der Einsatz sauberer Energietechnologie hat sich in den vergangenen zwei Jahren auf ungeahnte Weise beschleunigt“, bilanziert die IEA. Die Photovoltaik-Kapazitäten hätten in diesem Zeitraum um 50 Prozent zugenommen und der Verkauf von Elektro-Fahrzeugen um 240 Prozent. Diese Fortschritte sind laut Internationaler Energieagentur die Folge sinkender Kosten und politischer Initiativen in zahlreichen Ländern, vor allem China, den USA und Europa.

Info: COP 28

Klimakonferenz
Ab Donnerstag 30. November) verhandelt die internationale Gemeinschaft bis zum 12. Dezember wieder über die Eindämmung der Klimakrise. Die 28. UN-Klimakonferenz, die sogenannte COP28, findet in diesem Jahr in Dubai statt. Offizielle heißt die Konferenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten „United Nations Framework Convention on Climate Change, 28th Conference of the Parties“.

COP
COP ist die Abkürzung des englischen Begriffs „Conference of the Parties“. Zu der Konferenz kommen die 197 beteiligten Staaten („Parties“) sowie die EU zusammen, die 1992 in Rio de Janeiro die UN-Rahmenkonvention zum Klimawandel unterzeichnet haben.

COP
Die Klima-COPs finden seit 1995 – mit Ausnahme des Corona-Jahrs 2020 – jedes Jahr in einer anderen Stadt statt und werden durchnummeriert. Dieses Jahr findet die COP zum 28. Mal statt und wird daher COP28 genannt.

CMP/CMA
Bei der jährlichen Weltklimakonferenz beraten außerdem die Staaten, die dem Kyoto-Protokoll aus dem Jahr 1997 zur Verringerung des Treibhausgasausstoßes beigetreten sind. Dieses Format nennt sich CMP. Ein weiteres Format wird mit CMA abgekürzt; es handelt sich um die 195 Staaten, die das Pariser Klimaabkommen ratifiziert haben. Außer den Klima-COPs gibt es auch andere COPs zu anderen UN-Konventionen, wie Konferenzen zum Artenschutz.

Abkommen
Die zweiwöchigen Verhandlungen dienen der Formulierung eines abschließenden Beschlusstextes, der von den Teilnehmern nicht in einer Abstimmung, sondern per Konsensbeschluss angenommen werden soll und der idealerweise zu Fortschritten im Kampf gegen die Klimakrise beiträgt. Dabei ist es üblich, dass bei den Verhandlungen über den Text um einige Stunden oder sogar mehr als einen Tag überzogen wird.

Ergebnisse
Zu der diesjährigen UN-Klimakonferenz wird nach Angaben der Vereinigten Arabischen Emirate eine Rekordzahl von rund 70 000 Teilnehmern erwartet. Dass mit Sultan Ahmed al-Dschaber der Chef des emiratischen Ölkonzerns Adnoc die COP-Präsidentschaft übernommen hat, erregte viel Kritik. Andere sehen darin eine Chance, mit allen Beteiligten über eine Energiewende zu sprechen. Der künftige Umgang mit fossilen Energieträgern wird in jedem Fall auch in Dubai wieder viel Diskussionsstoff liefern. Die emiratische COP-Präsidentschaft hat dazu konkrete Vorstellungen. Bereits bis 2030 sollen demnach weltweit der Ausbau der erneuerbaren Energien verdreifacht und die Energieeffizienz sowie die Produktion von grünem Wasserstoff verdoppelt werden.