Kaum ein Bereich in unserer Umfrage Heimat-Check hat so schlecht abgeschnitten wie Klima, Energie und Digitalisierung. Die Stuttgarterinnen und Stuttgarter haben konkrete Ideen, wie es besser werden könnte.
Kein guter Wert: 4,48 Punkte von 10 haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer Umfrage Heimat-Check in der Kategorie Klima, Energie und Digitalisierung vergeben. Das ist das zweitschlechteste Ergebnis von allen 14 Kategorien. Besonders schlecht haben in dieser Kategorie die Menschen in Hedelfingen (3,77) und Wangen (3,92) abgestimmt, am positivsten äußerten sich noch die Menschen in Sillenbuch (5,55) und Möhringen (5,25). Lediglich beim Thema Immobilienmarkt scheinen die Stuttgarter noch unzufriedener zu sein: Dieser Bereich hat eine Gesamtwertung von 3,95 erhalten.
Der Heimat-Check ist keine repräsentative Umfrage, liefert aber ein informatives Stimmungsbild, wie die Stuttgarter Bürger Themen wie Wohnen, Verkehr, Digitalisierung, Sicherheit, Gesundheit, Einzelhandel und Lebensqualität in ihrer Stadt bewerten.
Einhelliger Wunsch nach mehr Grün in der Stuttgart
In den Kommentaren erhält man Hinweise darauf, warum die Teilnehmenden der Umfrage den Bereich Klima, Energie und Digitalisierung so schlecht bewertet haben. Offenbar ist etlichen Menschen die Stadt nicht grün und blau genug. So heißt es in den Kommentaren in abgewandelter Form mehrfach: „Bitte mehr Bäume!“, „Gebäude und Fassaden begrünen“, „mehr grüne Flächen mit Wasser zum Verweilen“. Zudem leiden offenbar einige Menschen unter der Luftqualität in Stuttgart, liest man in den Kommentaren.
Die Stadtverwaltung Stuttgarts ist dagegen der Ansicht, dass der Grünanteil Stuttgarts mit knapp 70 Prozent im Vergleich zu anderen Städten gut sei. Oliver Hillinger, der Sprecher der Stadt, räumt aber ein, dass es vor allem in den sehr dicht bebauten Gebieten in den Stadtbezirken Süd, West und Ost an schnell erreichbaren kleinen Grünanlagen mangele.
Insgesamt kümmert sich die Stadt um 185 000 Bäume – dazu gehören rund 40 000 einzeln stehende Bäume entlang der Straßen. Die Bäume in den Waldgebieten sind bei dieser Zahl nicht hinzugezählt. Dort stehen – statistisch gerechnet nach den Durchschnittszahlen der letzten Bundeswaldinventur – noch einmal rund drei Millionen Bäume.
Schaut man sich nur diese Waldfläche an, braucht sich Stuttgart mit einem Anteil von 23,5 Prozent der Fläche ebenfalls nicht zu verstecken. Freiburg liegt mit 42,6 Prozent weit vorne, weil die Markung weit in den Schwarzwald hineinreicht, Karlsruhe hat mit 25,6 Prozent geringfügig mehr Wald, aber Ulm (18,8 Prozent) und Mannheim (12 Prozent) rangieren deutlich hinter Stuttgart.
Dass sich viele Stuttgarter mehr Bäume und Grünflächen wünschen, dürfte nicht nur mit dem Wunsch nach mehr Lebensqualität zusammenhängen, sondern auch mit der Hitze im Sommer. Wegen der starken Bebauung und dem dichten Straßennetz heizt sich die Kesselstadt viel stärker auf als etwa ein Dorf auf der Schwäbischen Alb. Experten zufolge sei es in Städten schon bei normaler Witterung zwei bis drei Grad wärmer als auf dem Land, in Hitzeperioden seien auch acht Grad Differenz keine Seltenheit.
Bäume kühlen ab und spenden Schatten
Tatsächlich spüren die Bäume in Stuttgart den Klimawandel deutlich. Stadtsprecher Oliver Hillinger sagt: „Die sehr trockenen Sommermonate in den Vorjahren schädigen die Bäume zunehmend, so dass zukünftig mit großer Wahrscheinlichkeit mit weiteren Ausfällen im städtischen Baumbestand zu rechnen ist.“ Trotzdem sei es das Ziel, langfristig die Zahl der Bäume weiter zu erhöhen.
Teilweise werden die Straßenbäume auch gegossen. Es gibt eine Gießflotte, an der sich der Abfallwirtschaftsbetrieb Stuttgarts sowie das Garten-, Friedhofs- und Forstamt beteiligen. Zudem werden Gartenbaufirmen beauftragt.
Eine Kritik in der Umfrage von Heimat-Check betraf auch die Sauberkeit in den Parkanlagen. Es sei teilweise zu dreckig dort. Andere forderten „mehr Investitionen in die Sauberkeit und Pflege der Grünanlagen“. Die Stadt betont, dass die Parks und auch die Spielplätze mehrmals in der Woche gereinigt würden. Eine tägliche Reinigung sei aber nicht machbar. Daher könnten Besucher manchmal dennoch weggeworfenen Müll oder überquellende Mülleimer sehen. „Insbesondere in der Stadtmitte ist der Nutzungsdruck auf die wenigen Parks eben sehr hoch“, so Oliver Hillinger.
Die Bedeutung von Grün in Städten wird aber auch bundesweit zunehmend erkannt: Das Bundeskabinett hat kürzlich den Entwurf eines Klimaanpassungsgesetzes verabschiedet. Die Stadt Augsburg, dessen historisches Zentrum zwar schön, aber kaum grün ist, erhält acht Millionen Euro für Baumpflanzungen aus einem Bundesprogramm. In Stuttgart wurde bereits im Jahr 2012 ein Konzept zur Klimaanpassung entworfen. Dieses soll nun fortgeschrieben und im Herbst beschlossen werden.