13 Monate lange wurde das Obertürkheimer Jugendhaus für 2,9 Millionen Euro saniert. Die Gründerzeitvilla hat seinen Charakter bewahrt, präsentiert sich dennoch modern, nachhaltig und integrativ.
13 Monate lang gingen die Handwerker in der alten Villa in der Rüdener Straße ein und aus, seit dem 27. Januar gehört die Villa Jo wieder den Jugendlichen. „Mit einer kleinen Eröffnungsfeier haben wir unsere neuen Räume präsentiert“, sagt Steffen Brodbeck, der Leiter des Obertürkheimer Kinder- und Jugendhauses stolz. Die Stadt hat 2,9 Millionen Euro in die aufwendige Sanierung des historischen Kleinods gesteckt. Die Mittel wurden sinnvoll investiert. Obertürkheims Nachwuchs hat jetzt nicht nur ein äußerlich schmuckes, sondern auch im Innern ein attraktives Domizil. „Das Gebäude hat den Charme des 19. Jahrhunderts bewahrt, die Technik ist jetzt aber topmodern“, freut sich Brodbeck.
Ursprünglich wollte das Betreuerteam mit den Jugendlichen ein Raumkonzept aufstellen. Corona bremste die Workshops aus. Deswegen wurden die Ideen der Betreuer umgesetzt: Im Erdgeschoss wurden die Wände durchgebrochen. Entstanden ist der offene Bereich, der diesen Namen auch verdient: ein großer, verwinkelter Saal mit einer Theke, an der Getränke und Snacks ausgegeben werden können. Ein Kicker und eine Tischtennisplatte laden zum Spielen ein. Dank einer Trennwand kann der lichte Raum in zwei Bereiche abgetrennt werden. „Ein Fenster zum Treppenhaus ermöglicht uns, dass wir die Besucher sehen, die zu uns kommen“, sagt Brodbeck. Zudem erhellt Tageslicht den Raum. Überhaupt bestechen die Räume durch viel Tageslicht, freundlich-helle Bodenbeläge, einen bunten Anstrich des alten Treppengeländers und vor allem in den Obergeschossen einen traumhaften Blick ins Neckartal und die Weinberge. In den oberen Etagen befinden sich der große Werkraum, Büros, das Zockerzimmer, ein Seminarraum und eine moderne Studioküche.
Gesunde Ernährung
„Denn gesunde Ernährung hat in unserem Programm bereits eine Rolle gespielt, so haben wir während Corona zum Beispiel Kochboxen ausgeben, mit denen unsere jungen Besucher sich ein Gericht kochen konnten. Lebensmittel, gemeinsames Kochen und Rezepte-Testen sind wichtige Themen bei den Jugendlichen. In der neuen Küche können sie sich ausprobieren“, sagt Brodbeck. Dazu passt, dass das Jugendhaus vier Bienenstöcke aufstellen sowie Obst und Gemüse anbauen will. Das naturbelassene Hanggelände soll noch besser genutzt werden.
Energieneutrale Versorgung
In den wärmeren Monaten sind Gartenkonzerte mit Singern und Songwritern geplant. Die neue Rettungstreppe vom Obergeschoss samt kleiner Quergaube führt direkt zum Konzertplatz. „Die Villa Jo öffnet sich damit auch für jung gebliebene Erwachsene, die vielleicht einst hier ihre Jugend verbrachten.“ Auf der Quergaube werden in den kommenden Wochen noch Photovoltaikzellen montiert. Überhaupt hat Nachhaltigkeit beim Umbau eine große Rolle gespielt und wird dies in Zukunft weiter tun. Etliche alte Baumaterialien – alte Türen, Balken und Holzelemente – finden sich in den Räumen wieder. „Die beiden Wärmetauscher und die Photovoltaikanlage machen die 130 Jahre alte Villa Jo fast autark“, sagt Brodbeck. Besonders am Herzen liegt dem Betreuungsteam zudem die Integrationsarbeit. So hat man Skifreizeiten durchgeführt. Mit dabei: Jugendhausbesucher und zehn Teilnehmer der Nikolauspflege, der Stiftung für blinde und sehbehinderte Jugendhausbesucher durchgeführt. Das Deutsche Kinderhilfswerk hat dieses Projekt und beispielsweise auch Schulranzenspenden für Kinder von Geflüchteten finanziell unterstützt. „Wir werden weitere inklusive Ferienbetreuung anbieten und die Kooperation mit Behindertenorganisatoren in unseren Jugendhausalltag integrieren“, sagt Brodbeck.
Inklusion in Alltag integrieren
Das Jugendhaus hat Montag bis Donnerstag von 14 bis 20 Uhr und am Freitag von 14 bis 21 Uhr geöffnet. Zudem bietet das Villa Jo ein umfangreiches Kursprogramm wie Druckwerkstatt, Papierschöpfen, Tonwerkstatt und andere Kreativkurse an.