Die Polizei hatte mit mehreren Hundert Beamten ein Auge auf die feiernde Menge auf dem Stuttgarter Schlossplatz. Foto: 7aktuell.de/Oskar Eyb

Die Polizei stellt wie im Vorjahr Gruppen von Nordafrikanern fest, die sich in der City treffen – aber keine Probleme machen. Der Oberbürgermeister lobt die Einsatzkräfte.

Stuttgart - Es ist ein kollektives Aufatmen zu vernehmen in der Stadt: Nachdem im vergangenen Jahr Stuttgart aufgrund der Vorfälle in der Silvesternacht in einem Atemzug mit Köln genannt worden war, konnten Landes- und Bundespolizei dieses Mal zum Jahresanfang erleichtert berichten, dass ihre Strategie der massiven Präsenz aufgegangen sei. „Es kam uns sogar ruhiger vor als ein ganz normaler Samstagabend in Stuttgart“, sagte Daniel Kroh, der Sprecher der Bundespolizeiinspektion Stuttgart. Kroh war in der Nacht im Dienst und setzte Meldungen über den Nachrichtendienst Twitter für die Bundespolizei ab. „Wir haben nur positive Rückmeldungen bekommen, sowohl auf unseren Tweets als auch in persönlichen Gesprächen“, sagt er. Die Bürger hätten sich sicher gefühlt, und Übergriffe wie im vergangenen Jahr seien keine geschehen.

Dass das Konzept der massiven Polizeipräsenz aufgegangen sei, stellten nicht nur die Sicherheitsbehörden fest. Auch aus dem Rathaus kam am Montag eine positive Rückmeldung: Der Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) bedankte sich bei den Einsatzkräften der Feuerwehr, der Polizei, des Technischen Hilfswerks und den städtischen Mitarbeitern: „Die vielen Hundert Beamten und Mitarbeiter haben auf ihre private Silvesterfeier verzichtet und dafür gesorgt, dass in Stuttgart friedlich gefeiert werden konnte. Das verdient Lob und Anerkennung“, sagte Kuhn. „Die hohe Präsenz war ein wichtiger Beitrag für eine insgesamt ruhige Neujahrsnacht“, fügte er hinzu.

Die Polizei war mit mehreren Hundert zusätzlichen Beamten präsent in der Stadt

Die Präsenz war in der Nacht nicht zu übersehen. An Seitenstraßen, die zum Schlossplatz führten, standen Einsatzkräfte bereit. Am Rotebühlplatz waren mehrere Mannschaftswagen positioniert. Man konnte sich in Stuttgarts Zentrum nur wenige Meter bewegen, bevor man wieder vor Polizeibeamten stand. Die Zufahrten zum Schlossplatz waren mit Betonbarrieren geschützt, die auch schon am Weihnachtsmarkt gestanden hatten.

Es ist im Nachgang immer schwierig zu beurteilen, ob die feiernde Menge so harmlos war, dass auch ohne die Polizeipräsenz nichts geschehen wäre. Anzeichen dafür, dass es zu Konflikten hätte kommen können, waren vorhanden. Auch in diesem Jahr kamen wieder mehrere Hundert Männer, die dem Aussehen nach vermutlich aus Nordafrika und dem arabischen Raum stammten, nach Stuttgart. Bis zu 500 vor allem nordafrikanisch wirkende Männer sollen es gewesen sein, von denen viele sich – vermutlich wegen der Kälte – in der Klett-Passage aufgehalten haben sollen. Auch auf dem Schlossplatz und in der Königstraße seien Gruppen junger Männer aus diesen Ländern unterwegs gewesen, sagt der Polizeisprecher Olef Petersen. „Wir mussten eingreifen, als Böller in die Menge geworfen wurden, auch haben wir mehrere Personen kontrolliert“, fügt er hinzu. Mehr Anlass zum Einschreiten habe es jedoch nicht gegeben.

Auch Wirte loben die Einsatzstrategie der Polizei

Nicht nur aus dem Rathaus kam am Montag Lob für die Polizeipräsenz. Auch die Wirte in der Stadt wussten es zu schätzen, dass es ruhig geblieben ist: „Unsere Gäste haben sich über die massive Präsenz zwar gewundert. Wir haben aber zu allen gesagt, dass es uns so lieber ist, als wenn etwas passiert“, fasste Christoph Wiggers, der Inhaber der Voir Skybar im Bahnhofsturm, die Nacht zusammen. Nur kurz habe es mal Probleme gegeben, als Gäste wegen der gesperrten Klett-Passage nicht zur Bar durchkamen. Die Bundespolizei hatte – wie berichtet – die Passage gesperrt und geräumt, weil viele Menschen mit Bahnen angekommen seien, um in der Innenstadt zu feiern. Negative Äußerungen über die von der Polizei beschriebenen Gruppen habe er keine gehört.

Die Polizei zieht eine insgesamt positive Bilanz. Ob ein ähnlicher Einsatz an kommenden Großereignissen wieder erforderlich sei oder gar am kommenden Jahreswechsel erneut geplant sei, lasse sich noch nicht sagen. Bis dahin könne sich die Lage ja erneut ändern, so die Sicherheitskräfte.