Roboter sind wesentlicher Teil einer vernetzten Produktion Foto: dpa

Der in Deutschland geprägte Begriff der Industrie 4.0 hat inzwischen weltweit Eingang in den Sprachgebrauch gefunden. Er steht für die vierte industrielle Revolution, unter der allgemein die Vernetzung von Maschinen mit dem Internet verstanden wird.

Ludwigsburg - Ob das Thema Industrie 4.0 aber wirklich in den Fabriken dieser Republik angekommen, hat eine Studie der Porsche-Beratungs-Tochter MHP ermittelt, die am Montag in Ludwigsburg vorgestellt wurde. Die 227 Befragten kommen dabei hauptsächlich von Automobilherstellern oder Zulieferbetrieben sowie aus dem Maschinenbau und der Elektrotechnik.

Demnach ist die Kenntnis über Industrie 4.0 eng mit der Größe der befragten Unternehmen verbunden. So ist der Bekanntheitsbegriff laut Studie in Firmen mit 1000 bis 10 000 Mitarbeitern am höchsten, während Beschäftigte in kleinen Firmen oder ganz großen Konzernen damit meist noch nichts anfangen können. Am höchsten liegt der Anteil mit 92 Prozent im Maschinenbau, gefolgt von der Automobilindustrie mit immerhin 77 Prozent. Unterschiede gibt es neben der Branche auch in der Hierarchieebene. Je weiter oben, desto geläufiger ist das Thema. „Dies ist eine begrüßenswerte Tendenz, da der Wandel zu Industrie 4.0 auf jeden Fall eine Top-Management-Aufgabe ist“, heißt es dazu in der Studie.

Die Wichtigkeit ist unbestritten. Da die globalen Märkte zunehmenden Schwankungen ausgesetzt seien, werde es immer schwieriger, Produktmengen verlässlich vorherzusagen. Damit würden sich produzierende Unternehmen künftig in einem Umfeld wiederfinden, in dem es auf schnelle Reaktionsfähigkeit und unbedingte Kundenorientierung ankomme. „Die Fähigkeit, eine bei Terminen und Mengen höchst flexibel zu sein, gewinnt enorm an Bedeutung“, heißt es in der Einschätzung zur Bedeutung von Industrie 4.0. Eine intelligente Fertigung mit smarter Logistik, mitdenkenden Gebäuden und Produkten, die sich auch nach dem Verlassen der Fabrik noch verändern können, kann demnach das Problem zumindest entschärfen. „Die Objekte besitzen eine eigene Intelligenz und sind in der Lage, Aufgaben selbstständig zu verteilen und ausführen zu können.“

Während vier von fünf Befragten dem Wandel in der Produktion hin zur Digitalisierung eine „hohe oder sehr hohe Relevanz“ bescheinigen, gibt es laut Studie dennoch viele Hemmnisse, die einer Umsetzung im Alltag entgegenstehen. Ganz oben auf der Liste steht dabei die Frage nach dem, was hinten rauskommt. Die „fehlende Transparenz des wirtschaftlichen Nutzens“ ist zusammen mit der „notwendigen Anpassung von Prozessen und Arbeitsorganisation“ dabei die größte Hürde für eine schnelle Realisierung. Unsicherheiten ergeben sich auch bei Fragen der notwendigen Standardisierung, verfügbarer Fachkräfte sowie dem Schutz des eigenen Know-How. Für die Speicherung der riesigen Datenmengen müssten viele Unternehmen auf so genannte Cloud-Lösungen zurückgreifen, sensible Informationen also außerhalb ihrer eignen Server abspeichern.

Für die Experten von MHP ergibt sich aus der Befragung, „dass Unternehmen noch viele Aufgaben zu bewältigen haben“. So könnten etwa branchenspezifische Referenzbeispiele die Umsetzung der neuen Technologien erleichtern. Dies gelte vor allem für den Mittelstand. Wichtig sei zudem ein politischer Rahmen, um ausreichenden Datenschutz und -sicherheit trotz der zunehmenden Vernetzung zu gewährleisten. Die Zeit drängt, so das Fazit der Studie. „Für Leitanbieter gilt es, sich bereits heute mit dem Themenfeld zu beschäftigen und Mehrwerte durch die Umsetzung zu erschließen.“

Wissen, was wichtig ist – abonnieren Sie hier den StN-Newsletter