Rund 35 Millionen investiert Remseck in seine Neue Mitte – wenige Monate nach dem Spatenstich braucht die Stadt nun einen neuen Leiter für ihre Bauverwaltung. Foto: factum/Archiv

Nach nur zweieinhalb Jahren im Amt verlässt Karl Velte das Remsecker Rathaus schon wieder – trotz laufender Großprojekte. Er arbeitet von Sommer mit geringeren Bezügen.

Remseck - Das Remsecker Rathaus steht vor einem ungeplanten Personalwechsel: Wie der Baubürgermeister Karl Velte am Mittwoch mitteilte, wird er „auf eigenen Wunsch“ sein Amt zum 30. Juni niederlegen und zur Stadtverwaltung nach Bretten (Landkreis Karlsruhe) wechseln. Dort übernimmt er den Posten als Stadtbaumeister und Amtsleiter.

Der Zeitpunkt des Wechsels ist vor allem überraschend, da Velte erst seit gut zweieinhalb Jahren im Amt ist. Im April 2015 wurde er Stadtbaumeister in Rems-eck, seit Juni 2016 ist er einer von drei Bürgermeistern. Unter anderem um seine Stelle aufzuwerten, kehrte die Stadt zu einer Struktur mit drei Dezernaten zurück. Die Amtszeit von Velte dauert eigentlich noch bis 2024. In Bretten wird der 56-Jährige dagegen keinen Bürgermeisterposten mehr innehaben, sondern das Amt für Technik und Umwelt leiten. Nicht nur hierarisch, sondern auch in der Besoldungsstufe ist das ein Schritt zurück.

Zeitpunkt des Abgangs kommt überraschend

Der Ingenieur begründet den Wechsel vor allem mit der Nähe Brettens zu seinem Wohnort Maulbronn und den „spannenden Projekten“ und der „interessanten Perspektive“. Das Geschehen in Bretten habe ihn schon immer interessiert, es handele sich um eine „dynamische und moderne Stadt mit historischem Stadtkern“.

Im dortigen Rathaus erhalte er die Möglichkeit, das Stadtbauamt neu aufzustellen, zudem sei der finanzielle Rahmen ein anderer als an Rems und Neckar. Mit 56 Jahren sei der Wechsel noch einmal eine Möglichkeit, etwas komplett Neues anzufangen, sagt Velte.

Für die Stadt Rems-eck kommt der Wechsel an der Spitze der Bauverwaltung zu einer Zeit, in der die größten Bauvorhaben der Stadtgeschichte anstehen: Zum Beispiel eine neue Westrandbrücke über den Neckar. Im Mai 2019 startet zudem die interkommunale Remstalgartenschau, die am Zusammenfluss von Rems und Neckar endet. Genau dort läuft derzeit auch das größte Bauprojekt, wird auf dem Gelände des bestehenden Rathauses im Stadtteil Neckarrems doch die Neue Mitte mit Verwaltungssitz, Stadthalle, Marktplatz und Bibliothek für rund 35 Millionen Euro gebaut. Seit seinem Amtsantritt war es vor allem der Baubürgermeister, der die Pläne am Hechtkopf komplett überarbeitet hatte und den Wechsel des ursprünglich beauftragten Architektenbüros hin zu den jetzigen Planern vorantrieb. Dafür hatte er im Gemeinderat viel Zustimmung erhalten.

Atmosphärische Störungen im Rathaus?

Vielleicht auch deshalb sind alle Beteiligten sehr zurückhaltend, was die Kommentierung von Veltes Abgang angeht. Klar scheint, dass neben den genannten Gründen auch atmosphärische Störungen den Wechsel befeuert haben. Vor allem innerhalb der Verwaltungsspitze soll das Klima zuletzt schlecht gewesen sein. Offiziell will sich keiner der Beteiligten dazu äußern. Fachlich, das betonen Rathaus-Mitarbeiter wie Gemeinderäte unisono, habe sich Velte nichts zuschulden kommen lassen – im Gegenteil. So wird der 56-Jährige auch nach seinem Abgang den Bau eines Ärztehauses, das ein privater Geldgeber der Stadt an der Remstalstraße erstellt, weiter begleiten. Auch mit den Ludwigsburger Architekten der Neuen Mitte bleibe er in Kontakt, sagt Velte.

Er danke seinem Baubürgermeister für die geleistete Arbeit und wünsche ihm für die Zukunft alles Gute, sagt der Oberbürgermeister Dirk Schönberger. Geht es nach dem Rathauschef, soll die Stelle so schnell wie möglich, voraussichtlich schon in der kommenden Gemeinderatssitzung am 24. April, ausgeschrieben werden. Das Gremium muss sich aber nicht nur mit der Suche nach einem Nachfolger für Velte beschäftigen – auch die Umstände von dessen Abgang sollten dringend beleuchtet werden, meint ein Ratsmitglied. Schließlich seien noch einige Fragen offen.