Christina Vollmer (links) und Stefanie Grams haben die Ausstellung gemeinsam entwickelt und gestaltet. Foto: Werner Kuhnle

Im Marbacher Torturm ist eine neue Ausstellung zu sehen – sobald Corona den Besuch ermöglicht.

Marbach - Der Torturm als Wahrzeichen der Stadt fristete in den vergangenen Jahren ein Schattendasein. Außen zwar schön saniert, war die 18 Jahre lang existierende Ausstellung im Inneren mit der Zeit aber thematisch und kuratorisch überholt. 2018 entstand daher die Idee, etwas Neues zu entwickeln. Erst sollten das einzelne Ergänzungen sein. Daraus geworden ist aber eine rundum neue Ausstellung in frisch gesäuberten und gestrichenen Räumen. Rund 40 000 Euro wurden dafür in die Hand genommen.

Mit einem Pressetermin am Mittwoch im Rathaus ist die Ausstellung vorgestellt worden. Vom Wochenende an soll dann auf den Online-Kanälen der Stadt ein Video die Lust auf einen Besuch wecken. Der wird möglich sein, sobald die Pandemie es zulässt. „Leider ist ja nicht absehbar, wann das sein wird. Deshalb wollten wir die Ausstellung zumindest auf diese Weise jetzt schon eröffnen. Eigentlich ist sie ja seit mehreren Monaten fertig“, sagt Bürgermeister Jan Trost, der ursprünglich auf ein Fest vor Ort gehofft hatte.

Ausstellung wirkt nicht überfrachtet

Auf den fünf Ebenen samt Treppenhaus wird mit lockerer, luftiger Gestaltung die Geschichte der Stadt und des Torturms thematisiert, garniert mit Anekdoten, Zitaten mit Bezug zu Marbach sowie Geschichten über Besuche wie von Theodor Heuss und Willy Brandt. Auch der Queen-Besuch 1965 fehlt nicht, über ihn ist zusätzlich ein Farbfilm zu sehen. Dass die aufgegriffene Stadtgeschichte bis ins Heute reicht, zeigt sich daran, dass auch das kultige Rad-Bergsprintrennen Cobble Hoppel in einem Film gezeigt wird. „Wir wollen den Besucher auf dem Weg nach oben begleiten und ihm einen inhaltlichen Mehrwert bieten“, sagt Christina Vollmer, die die Ausstellung mit Designerin Stefanie Grams und Stadtarchivar Albrecht Gühring umgesetzt hat. Denn eines sei klar: „Das größte Exponat ist die Aussicht“, weiß die aus Marbach stammende Vollmer, die das Museum im Adler in Benningen geleitet hat und heute am Stadtmuseum Gerlingen wirkt.

Im wahrsten Sinne des Wortes ein Höhepunkt: Um die Aussicht vom höchsten Punkt der Stadt zu bereichern, wird an jedem Fenster erläutert, was zu sehen ist. Das oberste Stockwerk ist sonst schlicht gehalten, damit weiterhin Trauungen und Treffen stattfinden können. „Dieser Nutzung wollten wir nicht im Weg stehen“, sagt Albrecht Gühring. Neu ist im Stockwerk darunter, in dem die Bedeutung der einstigen Glocke und der Uhr des Torturms erläutert werden, dass das Ziffernblatt der Uhr von innen, also von der Rückseite, betrachtet werden kann. Bislang war es durch „eine mysteriöse Milchglasscheibe“ verdeckt, so Gühring.

Angebot in der Stadt wird ergänzt

Bei der Eröffnung im kleinen Rahmen waren auch Vertreter des Schiller-Geburtshauses, des Tobias-Mayer-Museums, des Schiller-Nationalmuseums, des Fritz-Gekinger-Kunsthauses und der Ölmühle dabei. Sie äußerten ihre Freude darüber, dass neben Literatur, Technik, Wissenschaft und Kunst nun mit der Stadtgeschichte ein weiterer Schwerpunkt hinzukommt. Wenn auch klar sei, so Jan Trost, dass die Ausstellung „ein Stadtmuseum nicht ersetzen kann“. Angedacht ist, den Museumsflyer der Stadt zu überarbeiten und den Torturm mit aufzunehmen. Interessant sein dürfte das dann nicht nur für Auswärtige. Denn auch die Bürger von hier können ihren Torturm dann auf ganz neue Weise kennenlernen. Angedacht sind außerdem auch Wechselausstellungen.

Die Ausstellung im Torturm soll, sobald es erlaubt ist, zu den Öffnungszeiten der bisherigen Ausstellung zu sehen sein. Heißt: Von Montag bis Samstag kann an verschiedenen Orten wie der gegenüberliegenden Eisdiele der Schlüssel für eine Selbsterkundung ausgeliehen werden. Sonntags ist der Torturm dann von 11 bis 17 Uhr besetzt.