Wenn schon das Brot auf dem Tisch verschimmelt ist, sieht es in Küche und Kühlraum oft nicht besser aus. Foto: dpa/Jens Kalaene

Von mangelnder Sauberkeit bis zum Etikettenschwindel bei den Zutaten listet der aktuelle Hygiene-Pranger etliche Verfehlungen auf. Betroffen ist nicht nur die Gastronomie, auch Supermärkte und ein Pflegedienst sind in die Kritik geraten.

Im Trickfilm Ratatouille läuft eine Ratte zu großer Form auf – und macht mit ihrem besonders ausgeprägten Riecher für guten Geschmack einen tapsigen Jungkoch zu einem gefeierten Star am Herd. In der Wirklichkeit sind Hygiene-Probleme in der Gastronomie ein fataler Ekel-Faktor – und in vielen Fällen ein Grund, sich lieber andernorts an den Tisch zu setzen. Wir haben die sieben schlimmsten Sünden beim Umgang mit Lebensmitteln im Rems-Murr-Kreis aufgelistet.

 

Die Last mit dem Putzen Mehr als ein Dutzend Lebensmittel-Sünder sind im Hygiene-Pranger für den Rems-Murr-Kreis aktuell aufgelistet, fast immer geht es um Probleme, die mit einem Lappen und einem guten Putzmittel zu beheben wären. Wiederholt auf einen laut dem Mängelbericht „schlechten Reinigungszustand“ stießen die Kontrolleure beispielsweise bei einem Imbiss im Waiblinger Schüttelgrabenring. Fliegenschiss und fettige Beläge fanden sich unter anderem auf Mixer, Wurstschneider, Kaffeemaschine und Hähnchengrill, den Kühlschrank hätten die Prüfer nach dem vorsichtigen Öffnen am liebsten gleich wieder zugeschlagen. Auch ein Winnender Grillhaus und ein Imbissbetrieb in Sulzbach kamen wegen massiven Problemen mit der Sauberkeit auf die Liste der Lebensmittel-Schlamper – verschmutzte Teigschüsseln, verdreckte Gemüsehobel und mit einer Schicht aus eingetrockneten Resten bezogene Knethaken gehörten noch zu den vergleichsweise appetitlichen Verfehlungen.

Nur nichts wegwerfen Wer in der Gastronomie auch Geld verdienen will, muss beim Wareneinsatz bekanntlich knapp kalkulieren. Nicht gedacht ist freilich an den Einsatz von Lebensmitteln, die durch lange Lagerung schlicht verdorben sind. In einer Murrhardter Gaststätte zogen die Kontrolleure beispielsweise Leberwürste mit einer stark schmierigen Darmoberfläche und einem altsauer-muffigen Geruch aus dem Verkehr, bei einer Pizzeria in Winnenden prägten von einer weißen Schicht bedeckte Salamischeiben, gräulich verfärbter Käse und bereits gärende Artischocken das Bild. „Nicht mehr für den Verzehr geeignet“, befanden die Kontrolleure auch bei gegarten chinesischen Nudeln und dem Rigatoni, die ein Lieferservice aus Welzheim auf der Karte hat – eine Laborprobe bestätigte den Verdacht auf einen deutlich erhöhten und damit gesundheitsschädlichen Keimgehalt.

Kühlung braucht es bei uns nicht Um Keime geht es auch, wenn bei der Kühlung von Lebensmitteln gespart wird. Den Vogel ab schoss ein Speiselokal aus Backnang, bei dem eine Kältemessung in der Kühltruhe eine Oberflächentemperatur von stattlichen 8,4 Grad ergab. In einer Kunststoffdose lagerte geschnittenes Schweinefleisch im eigenen Saft, der bereits muffig und untypisch roch und eine Schaumkrone aufwies. Noch besser waren nur die gegarten Garnelen, die in einer Metallschüssel lagen – und bei einer Temperatur von immerhin 24,6 Grad in der Kühltruhe nachzogen. Das Problem mit dem Etikettenschwindel Aus schicken italienischen Lokalen kennt man das Verfahren: Auf der Speisekarte wird mit fangfrischen Scampi geworben, auf den Tellern landen dann aber doch nur vergleichsweise preisgünstige Garnelen. Die schmecken zwar ebenfalls sehr lecker, sind aber nun mal nicht das, wofür der Kunde bezahlt hat. Das aus Schweinefleisch statt aus Kalb geklopfte „Wiener Schnitzel“ oder der nicht unbedingt immer vom Rinderrücken stammende Rostbraten sind ebenfalls Beispiele für den betriebswirtschaftlich begründeten Wunsch nach einer billigen Variante. Eine andere Form des Etikettenschwindels hat die Lebensmittelkontrolle im Rems-Murr-Kreis im Oktober in einem Hotel in Waiblingen angemahnt. In der Getränkekarte warb der Betrieb zwar wiederholt für seinen schmackhaften Johannisbeersaft. In die Gläser gefüllt wurde aber ein schwarzer Johannisbeer-Nektar.

Nicht so genau nahm es der Barkeeper übrigens auch mit der Sauberkeit. Bei der Überprüfung der Zapfanlage zeigten sich milchig-trübe Ablagerungen am den Bierfluss regelnden Schankdorn, die Kühltheke für Getränke wies nicht nur weißliche Versporungen an den Rändern, sondern auch schwarzen Schimmelbelag am Verdampfer auf. Apropos Johannisbeernektar: Auch ein Fernost-Lokal in Waiblingen fiel mit einem ähnlich gelagerten Etikettenschwindel auf. Statt Saft von Maracuja und Cranberry gab es vor Ort nur den wesentlich günstigeren Nektar, auch das „hausgemachte Wasabi“ konnte das den Gästen gemachte Versprechen nicht einlösen: Bei der Kontrolle stellte sich heraus, dass es sich nur um eine billige Meerrettichzubereitung handelt, die im Betrieb aus einem Pulver und Wasser nur noch kurz angerührt wird.

Die Sache mit der Mindesthaltbarkeit

Dass es einen Hobbykoch möglicherweise nicht gleich umbringt, wenn er Lebensmittel auch nach dem Ablaufdatum noch auf den Tisch bringt, ist richtig. Anders sieht es bei einem Pflegedienst aus, der mit betagten Patienten zu tun hat. Bei einer Kontrolle eines Backnanger Betriebs fand sich nicht nur ein fast vier Jahre abgelaufenes Curry-Ketchup, sondern auch Zwiebelmettwurst, Joghurtdressing, Saitenwurst, Spätzle, vorgekochte Kartoffeln, Wurstsalat, Sauce Hollandaise, Sprühsahne, Schokokuchen, Spritzgebäck und Semmelknödelmasse teilweise weit jenseits der Mindesthaltbarkeit.

Die Sorgen mit den tierischen Gästen

Mäusekot im Müsli und am Spätzlesteig nagende Schaben – tierische Gäste sind das Horrorszenario jedes Küchenchefs. Wegen einer hinter einer Saladette liegenden toten Maus ist beispielsweise ein Sushi-Lokal zum Bußgeld-Spitzenreiter der Landeshauptstadt Stuttgart geworden. Weil auch die Temperatur beim rohen Thunfisch mit neun Grad nicht stimmte und am Reiskocher die Speisereste klebten hatte der betroffene Gastronom einen Denkzettel in Höhe von 2750 Euro erhalten. Mit dem Bußgeld einverstanden war er nicht, wegen des Einspruchs landete die Sache vor dem Amtsgericht. Und das machte nach Durchsicht der im Lokal gemachten Aufnahmen einen Strafbefehl über 5000 Euro draus. An Rems und Murr hingegen gab es – abgesehen von auf dem Putenschinken nistenden Fruchtfliegen keine tierischen Beanstandungen.

Und immer wieder die Eiswürfelmaschine Wenn es ein Küchengerät gibt, das Gastro-Betriebe verlässlich in die Schlagzeilen bringt, ist es die Eiswürfelmaschine. Viel zu oft wird der kleine Helfer auf der Schanktheke bei der Reinigung schlichtweg vergessen, die Folge sind Schimmelsporen und wahlweise roter, gelber oder grauer Schleim. Selbst Betriebe, die es eigentlich besser wissen müssten, tappen wiederholt in die Schimmel-Falle. So landete ein Hotel aus dem Rems-Murr-Kreis bereits 2019 wegen der Eiswürfelherstellung am Hygiene-Pranger. Nur drei Jahre später stießen die Prüfer erneut auf Eiswürfel mit Ekel-Faktor.