Maximilian Vogt hat schottische Hochlandrinder eingebürgert. Foto: Caroline Holowiecki

Seit Kurzem weiden am Ostfilderfriedhof in Stuttgart-Sillenbuch vier zottelige Ochsen. Ihr Besitzer will Mädchen und Jungen die Natur und die Landwirtschaft nahebringen. Die Hochlandrinder sind aber auch sonst die Stars im Stadtbezirk.

Sillenbuch - An die Schafe und Ziegen im Eichenhain haben sich die Sillenbucher längst gewöhnt, jetzt gibt es tierische Neubürger im Stuttgarter Stadtbezirk. Ende September sind vier schottische Hochlandrinder auf eine Wiese am Ostfilderfriedhof gezogen. Und sind dort der Hingucker schlechthin.

Klug, aber manchmal etwas biestig

Gerade mal anderthalb Jahre alt sind die vier Halbbrüder. Alle sind sie höchstens elf Tage auseinander. Dennoch spricht ihr Besitzer Maximilian Vogt von komplett unterschiedlichen Charakteren. Der schwarze Mike ist klug, aber manchmal etwas biestig. „Wenn es ihm reicht, kommt er mit dem Horn.“ Purzel ist leicht ängstlich. Korbinian, den Chef, aber auch Kuschelbär der tierischen Truppe, kann man 24 Stunden striegeln, und es reicht ihm immer noch nicht. Und Kasper ist auch sehr freundlich, aber nicht so schlau. „Er macht alles mit, aber er übernimmt nicht die Führung“, erklärt der 42-Jährige und bürstet hingebungsvoll das lange rotbraune Fell. „Das sind alles Schnuffel“, sagt er und umarmt Kaspers breiten Kopf.

Mit der Liebe zu seinen Tieren will er anstecken. Bauer Max – so nennt er sich selbst – arbeitet pädagogisch mit Kindergärten und Schulen. Sein Ziel: Verständnis für Naturschutz, für Landwirtschaft und Tierhaltung, für Ernährung und Biologie bei Kindern und Jugendlichen wecken. „Entweder die Klassen kommen auf die Weide, oder ich packe die Tiere in den Anhänger und fahre hin.“ Seine Erfahrung: Die meisten Mädchen und Jungs haben noch nie ein Rind angefasst.

Die Hörner sind schon gut ein Meter groß

Bei Korbinian, Kasper und Co. geht das gut. Die zahmen Zottel lassen sich streicheln und striegeln. Ausgewachsen sind die Jungtiere noch nicht. Die jetzt schon stattlichen Hörner erreichen noch eine Länge von gut einem Meter – jeweils. Aktuell wiegen die Tiere an die 350 Kilo, erklärt Maximilian Vogt. Bis zu 800 können es mal werden. „Ich habe noch nie erlebt, dass ein Kind Angst hatte“, sagt Bauer Max. Und auch die Spaziergänger bleiben massenhaft am Elektrozaun stehen und freuen sich über den ungewöhnlichen Anblick. „Au ja, die sind hier die absoluten Stars. Wenn ich hier bin, kann ich Vorträge halten“, sagt Maximilian Vogt.

Das Know-how hat er augenscheinlich. Neben Steinmetz und Diplom-Bildhauer hat Maximilian Vogt auch den Beruf des biologisch-dynamischen Landwirts gelernt, wie er berichtet. Aktuell kommt Ausbildung Nummer drei dazu: am Priesterseminar der Christengemeinschaft. Und natürlich verlangt auch das Wuschel-Quartett einiges an Zeit. „Ich wollte nicht so viele Tiere, damit ich ihnen gerecht werden kann. Die Arbeit mit Tieren ist die Sahne auf dem Kuchen“, sagt er über die Landwirtschaft. In Augsburg, wo er zuletzt gelebt habe, habe er Naturschutzflächen beweidet, in Stuttgart sei er noch auf der Suche nach solchen Möglichkeiten. Bis dahin hofft er, im Winter auf eine Streuobstwiese nebenan zu dürfen. Dann bleiben die Sillenbucher Neubürger noch eine Weile länger im Bezirk.

Weitere Infos unter: www.cattlehighschool.de