Die Schafe im Naturschutzgebiet dienen als natürliche Rasenmäher. Foto: dpa

Es ist nicht lange her, dass der Frau, die im Eichenhain in Stuttgart-Sillenbuch ihre Schafe und Ziegen hatte weiden lassen, alle Tiere weggenommen worden ist. Nun weidet seit Kurzem eine neue Herde im Naturschutzgebiet.

Sillenbuch - Es war eine tragische Geschichte, die sich in den vergangenen Monaten und Jahren im Eichenhain abgespielt hatte. 2015 hatte die Stadt Stuttgart eine Schäferin angeworben, damit diese mit ihren Tieren den wertvollen Magerrasen in dem Naturschutzgebiet bewirtschaftet. Schon ein Jahr später gab es erste Probleme, die Kritik an der Tierhaltung wurde immer lauter: Die mehr als 250 Tiere seien unterernährt und krank. Die Schäferin selbst klagte über mangelnde Förderung seitens der Stadt, weshalb sie das Futter nicht bezahlen könne.

Im April 2018 kündigte die Stadt Stuttgart schließlich den Beweidungsvertrag mit der Frau und forderte sie auf, den Eichenhain zu verlassen. Weil sie dieser Aufforderung nicht nachkam, ließ die Stadt die Schafe entfernen und zu einem landwirtschaftlichen Anwesen in Esslingen bringen. Doch auch dort gab es Probleme. Schlussendlich verhängte sowohl die Stadt Stuttgart als auch das Landratsamt Esslingen der Schäferin gegenüber ein Tierhaltungsverbot.

Die Schafe sind aus Nellingen hergewandert

Nun gibt es Neuigkeiten: Laut einer Pressemitteilung des Stuttgarter Regierungspräsidiums (RP) weiden seit Kurzem im südlichsten Zipfel des Eichenhains wieder Schafe. Die neue Herde des Schäfers Tibor Wodetzky stammt aus einem Stall in Nellingen. Vor Kurzem sind die Tiere von dort nach Riedenberg gewandert. Die Schafe haben den Weg in zwei Etappen zurückgelegt, da zu der Herde auch viele junge Lämmer gehören, die weite Strecken noch nicht am Stück gehen können. Derzeit wechseln die Schafe alle paar Tage ihren Standort, bis alle Heideflächen abgeweidet sind. Im Hochsommer sollen sie ein weiteres Mal kommen und die nachgewachsenen Wiesen abgrasen.

Die Abweidung ist laut RP auch deshalb nötig, um den Magerrasen langfristig zu erhalten und qualitativ zu verbessern. Der Mitteilung zufolge hätten in den vergangenen Jahren die „Beeinträchtigungen – insbesondere durch die zunehmende Freizeitnutzung der Heideflächen – zugenommen.“ Im Winter 2017/2018 wurde deshalb bereits großflächig gerodet. Der Kahlschlag hat unter anderem bewirkt, dass weniger Fläche im Schatten liegt und mehr rare Pflanzen blühen können sowie unter anderem die Population des Heidegrashüpfers angewachsen ist.

Kahle Stellen durch Freizeitnutzung

Zusätzlich zum neuen Schäfer wurde auch ein neuer Landwirt beauftragt, der auf Landschaftspflege in schwierigen Lagen spezialisiert ist. Er soll in den kommenden Monaten dafür sorgen, Waldweiden zu etablieren und die schützenswerten Arten der Magerrasen zu bewahren. Außerdem sollen kahle Stellen wieder bepflanzt werden. Laut dem RP sind diese kahlen Stellen vor allem durch die zunehmende Freizeitnutzung entstanden. Genau aus diesem Grund sollen künftig auch die Waldheim-Kinder und Betreuer die Sommerferien nicht mehr im Eichenhain verbringen dürfen (wir berichteten).