Am 27. Oktober sollen bis zu 120 Flüchtlinge in die Halle der Raichberg-Realschule einquartiert werden. Es ist zurzeit völlig offen, wie lange sie dort bleiben werden. Foto: Jürgen Brand

Der im Jahr 2014 gegründete Freundeskreis Ost engagiert sich für Flüchtlinge in Unterkünften im Stadtbezirk Stuttgart-Ost und -Mitte. Die ehrenamtlichen Helfer organisieren dort beispielsweise Deutsch-Unterricht und Hausaufgabenbetreuung.

S-Ost - Voraussichtlich in der letzten Oktober-Woche werden bis zu 120 weitere Flüchtlinge im Stadtbezirk Stuttgart-Ost untergebracht. Wie berichtet, soll die Turn- und Versammlungshalle Ost der Raichberg-Realschule interimsweise zur Flüchtlingsunterkunft werden. Nach Angaben der Stadt sollen die Flüchtlinge voraussichtlich am 27. Oktober dort einquartiert werden.

Im Stuttgarter Osten gibt es zurzeit bereits sieben Quartiere, in denen Flüchtlinge untergebracht sind. Bei fünf davon handelt es sich um Wohnungen, in denen bis zu sechs Menschen leben. Im Stadtteil Frauenkopf hat die katholische Kirche zwei Wohnungen für zurzeit 16 Menschen zur Verfügung gestellt. Die größte Zahl von Flüchtlingen lebt zurzeit in Wohnungen der SWSG in der Rotenbergstraße, dort sind aktuell 105 Personen untergebracht.

Caritas und Arbeiterwohlfahrt kümmern sich

Betreut werden die Menschen, die überwiegend aus Afghanistan, Syrien und dem Irak sowie aus Nigeria und Somalia stammen, von ganz unterschiedlichen Vereinen und Institutionen. Im Stuttgarter Osten engagieren sich bis jetzt vor allem die Arbeitsgemeinschaft Dritte Welt (AGDW) und der Caritas-Verband in den kleineren Unterkünften, die Arbeiterwohlfahrt (AWO) kümmert sich um die Menschen in der Rotenbergstraße. Wer die Flüchtlinge in der Raichberg-Turnhalle unterstützen wird, ist noch offen. „Die Versorgung und Betreuung der Menschen wird derzeit mit möglichen Trägern besprochen“, teilt die Stadt auf Anfrage mit. „Wir suchen hier mit Hochdruck nach guten Lösungen. Es ist klar, dass auch die Freien Träger durch die wirklich ausgezeichnete Betreuung der bestehenden Unterkünfte am Limit sind.“

Unterstützt werden die Verbände vom Freundeskreis Ost, der sich vor allem in den Flüchtlingsunterkünften Landhausstraße und Rotenbergstraße engagiert. Der Freundeskreis entstand im Sommer 2014, als sich abzeichnete, dass in der Landhausstraße eine Flüchtlingsunterkunft entstehen würde. Diese befindet sich zwar im Stadtbezirk Mitte, allerdings kommen die meisten ehrenamtlichen Helfer des Freundeskreises aus dem Stuttgarter Osten. Initiatorin war Christina Eiermann, die auch als Kirchengemeinderäten in der Friedensgemeinde engagiert ist.

Ehrenamtliche organisieren Deutsch-Kurse

In der Landhausstraße zogen die ersten Flüchtlinge Anfang 2015 einen, es handelt sich dort um acht Familien mit insgesamt 40 Personen, 23 davon sind Kinder. Im September, also erst vor wenigen Wochen, wurden im Saal des Gebäudes dort Schlafplätze für 20 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge geschaffen. Die 14 bis 17 Jahre alten Flüchtlinge werden vom Jugendamt betreut. Die Unterkünfte in der Rotenbergstraße sind seit Ende Juli belegt. Auch dort leben überwiegend Familien mit Kindern.

Der Freundeskreis mit seinen 60 bis 70 aktiven und weiteren rund 100 passiven Mitgliedern kümmert sich in vielfältiger Form um die Menschen in den Unterkünften. Manche Helfer geben in ganz kleinen Gruppen Deutschunterricht, andere verbinden Handarbeiten mit der Vermittlung von ersten Deutschkenntnissen. Für die Schüler unter den Flüchtlingen wird eine Hausaufgabenbetreuung organisiert, auch Nachhilfe gehört zum Angebot des Freundeskreises. Außerdem versuche man, Freizeitaktivitäten zu organisieren, sagt Christina Eiermann. Dazu gehöre beispielsweise die Begleitung zum Sport etwa in Vereinen oder auch einmal ein Konzertbesuch.

Ob die Kapazitäten des Freundeskreises Ost ausreichen, um sich auch für die in der Turnhalle der Raichberg-Realschule erwarteten mehr als 100 Flüchtlinge einzusetzen, kann Christina Eiermann noch nicht einschätzen. „Ich habe die Information darüber einmal in unserem Freundeskreis-Verteiler weitergeleitet“, sagt sie. „Allerdings sind die Aktiven jetzt schon ziemlich eingebunden.“