Ein Mitarbeiter des Landesamtes für Verfassungsschutz war am Tag des Heilbronner Polizistenmordes 2007 in der Neckarstadt. Das geht aus vertraulichen Dokumenten hervor, die den „Stuttgarter Nachrichten“ vorliegen.

Stuttgart/Heilbronn - Ein Mitarbeiter des Landesamtes für Verfassungsschutz war am Tag des Heilbronner Polizistenmordes 2007 in der Neckarstadt. Das geht aus vertraulichen Dokumenten hervor, die den „Stuttgarter Nachrichten“ vorliegen. Die Dokumente würden beweisen, dass sich der Geheimdienstler an diesem Tag in Heilbronn mit einem Islamisten habe treffen wollen, um diesen als Informanten für den Dienst zu gewinnen.

Im Zusammenhang mit einer Berichterstattung des Nachrichtenmagazins „Stern“ hatte das Innenministerium in Stuttgart betont, dass baden-württembergische Verfassungsschützer am 25. April 2007 weder an einer „in Heilbronn durchgeführten Observation“ des US-Militärgeheimdienstes teilgenommen hätten noch Zeugen des Mordes an Michèle Kiesewetter gewesen seien. Einzelheiten zu der Anwerbeoperation könnten jedoch nicht mehr nachvollzogen werden: Die für den Anwerbevorgang angelegte Akte wurde dem Bericht zufolge offenbar im Frühsommer 2012 vernichtet - ein halbes Jahr, nachdem die Polizei die Tatwaffe des Polizistenmordes im Zwickauer Unterschlupf des mutmaßlichen NSU-Trios gefunden hatte.

Lediglich ein Fahrtenbuch fand sich im Archiv des Landesamtes für Verfassungsschutz wieder. In dem habe ein Mitarbeiter des Dienstes notiert, er habe Stuttgart erst gegen 15 Uhr in Richtung Heilbronn verlassen. Der Mord auf der Heilbronner Theresienwiese soll nach Ermittlungen der Polizei gegen 14 Uhr verübt worden sein.

Verfassungsschützer widersprechen der offiziellen Darstellung, es habe sich um den Anwerbeversuch eines V-Mann aus der islamistischen Szene gehandelt. Sie behaupten, dass eine „hochrangige Zielperson aus dem Bereich des Rechtsextremismus“ angeworben werden sollte.