Die Ludwigsburger Tanz- und Theaterwerkstatt hat in diesem Sommer ihr 40-jähriges Bestehen gefeiert. Foto: Archiv/Ralf Poller/Avanti

Der Ruf der Tanz- und Theaterwerkstatt und des Theatersommer in Ludwigsburg nach mehr Geld verhallt ungehört. Wie geht es nun weiter?

Der Appell von Peter Kratz hätte eindringlicher nicht sein können. Der Ludwigsburger Theatersommer mit seinem Angebot, das sich zum Teil speziell an Kinder richtet, stehe an einem „Wendepunkt“, warnte der Intendant der Ludwigsburger Kulturinstitution unlängst im Bildungs- und Sozialausschuss (BS).

Mehr als 32 Jahre ist Kratz inzwischen für das Theater, das in der Region und im Land keinen Vergleich scheuen muss, verantwortlich. Er ist das sprichwörtliche Mädchen für alles: Geschäftsführer, Regisseur und Intendant in Personalunion. „Ein Jahr mache ich auf jeden Fall noch“, sagt Kratz. Was anschließend passiere, werde man sehen. Das dürfte für seine eigene Zukunft, aber auch für die des Theatersommers gelten. Zuversicht klingt anders. Wobei die zurückliegende Spielzeit in der ausklingenden Pandemie zwar wieder nicht einfach war, aber trotzdem als Erfolg gewertet werden kann, und so Anlass zu Optimismus geben könnte.

25 000 Euro an Sponsorengeldern müssen her

Demgegenüber steht die finanzielle Situation, und die überlagert die positive künstlerische Entwicklung. Immerhin: die Stadt wird die Kürzungen, die sie im vergangenen Jahr bei den Zuschüssen vorgenommen hatte – vorbehaltlich der Zustimmung des Gemeinderats – wieder zurücknehmen. Eigentlich ist das aber zu wenig, was man auch in der Verwaltung weiß. Die Förderung um 15 000 bis 16 000 Euro zu erhöhen, sei eigentlich schon im vergangenen fällig gewesen, heißt es. Dennoch: Das Geld gibt es auch in diesem Jahr nicht – und das, obwohl Reparaturen im Theater dringend nötig wären, außerdem gelten in der kommenden Spielzeit neue Mindestlöhne für die Darsteller. Mindestens 25 000 Euro an Sponsorengelder müssen zusammenkommen, damit der Plan einigermaßen aufgeht. „Da die Stadt Ludwigsburg aber nicht in der Lage scheint, die extrem gestiegenen Energiekosten und Personalausgaben durch eine Zuschusserhöhung zu kompensieren, bleibt uns nichts anderes übrig, als alle Möglichkeiten von Einsparungen in Betracht zu ziehen, die sich natürlich auf das Programm auswirken können“, sagen die Organisatoren.

Bürgermeisterin Renate Schmetz verweist auf die angespannte Haushaltssituation in Ludwigsburg und ein „generelles Problem der Finanzierung der Kulturlandschaft“. Heißt: Ausnahmen mit höherer Förderung soll es keine geben, auch wenn andere Vereine diese auch dringend nötig hätten. Peter Kratz sagt zur Förderung seines Herzensprojekts: „Auch in guten Zeiten, als Geld da war, ist nichts passiert.“

Tanz- und Theaterwerkstatt hätte gerne 20 000 Euro mehr gehabt

Ein weiteres Beispiel ist die Tanz- und Theaterwerkstatt (TTW), die seit 40 Jahren zum kulturellen Leben in Ludwigsburg gehört. Auch sie hätte gern 20 000 Euro mehr von der Stadt gehabt, etwa um die Löhne der Mitarbeiterinnen etwas anzupassen. Die seien über die Maßen belastet, weil sie viel Zeit aufwenden müssten, um zusätzliche Gelder zu akquirieren. Von Programmen, Stiftungen und privaten Spendern hat die TTW nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr mehr als 180 000 Euro generiert.

Kultur sei kein Luxus in guten Zeiten, sagt Bettina Gonsiorek. „Kultur ist die Treiberin des Zusammenhalts der Gesellschaft“, formuliert die Leiterin der Werkstatt, „der TTW geht es in erster Linie um kulturell-künstlerische Bildung und Demokratisierung der Gesellschaft.“

Von den Gemeinderäten gab es jüngst im BS zwar reihum Anerkennung für die Anstrengungen, eine Lanze brach nur Hubertus von Stackelberg (SPD) für TTW und Theatersommer. „Wenn ein Projekt wie der Theatersommer stirbt, das können wir nie wieder aufbauen.“ Deshalb gelte es im Zuge der Haushaltsberatungen zu überlegen, wie die Institutionen auf sichere Füße gestellt werden können. Den ersten Entwurf bringt die Verwaltung in der kommenden Woche ein.