Gebhard Fürst ist Bischof der Diözese Rottenburg Stuttgart. Foto: dpa

Das Bistum Rottenburg-Stuttgart steckt nun weitere Millionen Euro in die Hilfe für Familien und Flüchtlinge und in die Bildung.

Stuttgart - Wohin mit dem vielen Geld? Diese Frage hat sich jetzt der Diözese Rottenburg-Stuttgart anlässlich des Rechnungsabschlusses für das Jahr 2015 gestellt. Denn der Überschuss an bisher nicht verplanten Mitteln beträgt 45,15 Millionen Euro und damit so viel wie noch nie. Das Geld soll, so hat es der Diözesanrat gerade beschlossen, vor allem Familien, Flüchtlingen und dem katholischen Schulwesen zugutekommen.

Mehr Geld für die Familien

So gehen zum Beispiel 3,5 Millionen Euro an die Familienpflegedienste, die bei Notlagen – etwa der schweren Erkrankung eines Elternteils – Unterstützung bieten. Die Lage dieser Einrichtungen sei seit Jahren angespannt, erklärt Johannes Warmbrunn, der Sprecher des Diözesanrats. Denn die Kostenerstattung der Krankenkassen für solche Hilfen seien unzureichend. Dies müsse sich ändern. Zusätzliche Mittel gehen ferner an die drei Familiendörfer der Diözese, die günstige Erholungsmöglichkeiten bieten, und sie fließen in den Ausbau von Familienzentren an den Kindergärten. Dort werden Angebote für verschiedene Generationen gebündelt.

Auch die Fonds für die Flüchtlingshilfe werden aufgestockt. Insgesamt hat die Diözese seit 2013 dafür 34,7 Millionen Euro lockergemacht. „Wir haben die moralische Pflicht, Flüchtlinge aufzunehmen und uns für Frieden einzusetzen“, sagt Warmbrunn dazu: „Jeder Mensch in Not ist unserer Nächster.“ Daneben wird das Kapital der Stiftung Katholische Schulen um 9 Millionen Euro erhöht, und in das Eugen-Bolz-Studentenwohnheim in Weinheim werden 6 Millionen Euro investiert. Damit korrigiert die Diözese übrigens ihren Kurs bei der Sanierung solcher Gebäude. Aus Spargründen hatte man davon eigentlich Abstand nehmen wollen.

Rekordeinnahmen und Rekordausgaben

Für das kommende Jahr erwarten die Haushalter im Ordinariat 520 Millionen Euro Kirchensteuereinnahmen, 2018 sollen es 530 Millionen sein. Damit werden neue Höchststände erreicht. Trotz der Rekorde: „Wir schwimmen nicht im Geld, denn wir haben auch Rekordaufgaben“, betont Willy Braun. Schließlich, so der stellvertretende Vorsitzende des Finanzausschusses, gebe es Risiken. Die Konjunktur werde sich wohl abschwächen. Es befänden sich die starken steuerzahlenden Jahrgänge auf dem Weg in den Ruhestand. Zudem könne eine Steuerreform nach der Bundestagswahl negativ auf die Kirchenkassen durchschlagen. Mit einem Stresstest sollen deshalb negative Szenarien finanziell durchgespielt werden. Und es soll eine umfassende Immobilienstrategie geben.

Die Diözese werde weiter sparsam wirtschaften und vorsichtig kalkulieren, meint daher der Generalvikar Clemens Stroppel. Einstweilen profitieren aber die Gemeinden vom Steuerhoch. Sie bekommen nächstes Jahr 5 Prozent und 2018 noch einmal 3 Prozent mehr. Auch die Seelsorge im karitativen Bereich wird gefördert. http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.finanzbericht-bistum-rottenburg-legt- vermoegen-offen.3e5aa1d6-0d67-4e96-8257-edb2d7b918d7.html