In Altbach hat es einen Anschlag auf eine Trauergemeinde gegeben – das hat jetzt für diverse Beteiligte Konsequenzen. Foto: dpa/Christoph Schmidt

Die Zahl der Festnahmen nach dem Friedhofanschlag in Altbach Anfang Juni steigt weiter. Jetzt sitzt ein 19-Jähriger aus Esslingen in Haft. Er soll den Handgranatenwerfer massiv verletzt und Rettungskräfte bedroht haben.

Die Tat hat die Region erschüttert – und zieht jetzt weitere Folgen nach sich. Seit Monaten gibt es immer wieder Vorfälle mit Schusswaffen, an denen zwei konkurrierende Gruppen beteiligt sind. Den traurigen Höhepunkt erreicht haben die Auseinandersetzungen am 9. Juni in Altbach (Landkreis Esslingen). Dort warf ein 23-Jähriger eine Handgranate in Richtung einer Trauergemeinde auf dem Friedhof. Nur glückliche Umstände verhinderten ein Blutbad, es gab aber zehn Verletzte.

Dazu gehört auch der mutmaßliche Täter. Der 23-Jährige war auf der Flucht von mehreren Teilnehmern der Beerdigung verfolgt und schwer verletzt worden. Ihnen wird versuchter gemeinschaftlicher Totschlag vorgeworfen. Bislang waren fünf dieser Angreifer identifiziert und festgenommen worden. Jetzt folgt der sechste.

Der 19-Jährige soll dem Werfer des Sprengkörpers Verletzungen zugefügt sowie die Rettungskräfte vor Ort bedroht haben. Kräfte des Landeskriminalamts Baden-Württemberg (LKA) und des Polizeipräsidiums Einsatz nahmen den Tatverdächtigen am frühen Mittwochmorgen in Esslingen fest und durchsuchten dessen Wohnung. Dabei stellten sie eine Schreckschusswaffe, 16 Platzpatronen und eine scharfe Patrone sicher. Noch am selben Tag kam der 19-Jährige in Untersuchungshaft.

Die Zahl der Inhaftierungen nach der Reihe von Schießereien und Auseinandersetzungen in der Region ist damit auf 32 gestiegen. 27 der Tatverdächtigen sitzen derzeit noch in Untersuchungshaft. Bereits am Mittwoch hatte das Landeskriminalamt zwei Erfolge vermeldet. Es wurden zwei Männer festgenommen. Bei beiden fanden die Ermittelnden Waffen. In einem Fall untersuche man, ob die Waffe bei einem Angriff auf eine Shisha-Bar in Plochingen Anfang April eine Rolle gespielt haben könnte.

Verdächtige in unterschiedlichen Gefängnissen

Innenminister Thomas Strobl spricht angesichts der Festnahmen in dieser Woche von einer „beeindruckenden Erfolgsbilanz der gemeinsamen Ermittlungskooperation der Polizeipräsidien Reutlingen, Stuttgart, Ulm und Ludwigsburg sowie des Landeskriminalamts“. Er listet auf, die Ermittler könnten nach etwa fünf Monaten gemeinsamer Arbeit nicht nur 32 Festnahmen vorweisen. Es sei zu über 60 Durchsuchungen und einer Abschiebung gekommen, man gehe rund 500 Spuren im Gesamtkomplex nach. Die Polizei habe Waffen im zweistelligen Bereich sichergestellt und dauerhaft aus dem Verkehr gezogen – darunter mehrere scharfe Schusswaffen und eine Maschinenpistole.

Dabei wird es aller Voraussicht nach nicht bleiben. Die Ermittler haben offenbar weitere Beteiligte der Schussserie im Blick. Auf der entsprechenden Liste beim LKA stehen mehrere Hundert Namen möglicher Beteiligter. Die Vielzahl an Festnahmen führt inzwischen auch zu einer ganz eigenen Logistik – damit die verfeindeten Gruppen hinter Gittern nicht wieder aufeinandertreffen, müssen sie getrennt werden. „Die Tatverdächtigen kommen in unterschiedliche Gefängnisse und werden übers ganze Land verteilt“, sagt LKA-Sprecher David Fritsch. Und wenn die Vorzeichen nicht täuschen, dürften sich die Haftanstalten bald weiter füllen.