Der Einkauf im Internet bietet viele Vorteile, kritisiert werden aber die offensichtlichen Versuche von Manipulationen auf vielen Internetplattformen. Foto: dpa/Mohssen Assanimoghaddam

Die EU kritisiert offensichtliche Manipulationen der Verbraucher auf Internetplattformen und fordert Abhilfe.

Der Online-Handel boomt. Unter den Anbietern und deren Plattformen tummeln sich allerdings manche schwarzen Schafe. So versuchen viele Online-Shops, die Kunden mit verbotenen Mitteln zu manipulieren und zu Kaufentscheidungen zu drängen. Das hat eine Untersuchung der EU-Kommission in 25 europäischen Ländern zutage gefördert.

148 von 399 untersuchten Websites von Einzelhändlern etwa im Textil- und Elektronikbereich wurden beanstandet. Diese Manipulationen seien „eindeutig unrecht und verstoßen gegen die Verbraucherschutzregeln“, erklärt EU-Justizkommissar Didier Reynders in Brüssel.

Die beanstandeten Online-Shops wenden laut EU-Kommission vor allem drei Methoden an. Auf sehr vielen Websites werden etwa wichtige Informationen zum Kauf regelrecht versteckt oder so präsentiert, dass sie kaum erkennbar sind. Dazu gehören zum Beispiel Angaben zu den Lieferkosten eines Produktes.

Der Kunde wird zum Kauf gedrängt

Kritisiert werden auch die sogenannten Countdown-Zähler, die Verbraucher unter Druck setzen und mit willkürlich festgelegten Fristen zum Kauf drängen sollen. Manche Online-Anbieter drängen die Verbraucher auch durch die visuelle Gestaltung eines Angebots oder sprachliche Mittel zu bestimmten Entscheidungen – von Abonnements bis hin zu teureren Produkten oder Lieferoptionen.

Hervorgehoben werden in der EU-Untersuchung die Vergleichsportale zum Mieten eines Autos. Kritisiert wurde etwa, dass bei über der Hälfte der Anbieter nicht klar ist, ob man sich bei Problemen an den Mietwagenanbieter oder an das Portal wenden muss. Auch wird auf vielen dieser Seiten nicht klargemacht, welche Versicherungen in dem Mietvertrag beinhaltet sind und welche tatsächlich zusätzlich abgeschlossen werden müssen. Auch zusätzliche Kosten etwa für junge Fahrer werden nur selten klar ausgezeichnet.

Das Problem der gekauften Online-Bewertungen

Als Klassiker der Manipulation gelten die Bewertungen auf Online-Portalen, digitalen Marktplätzen und Buchungs-Websites. Auf rund zwei Dritteln der untersuchten Plattformen meldete die EU in ihrer Untersuchung größte Zweifel an, dass es sich um verlässliche Bewertungen eines Angebots handelt. Kritisiert wird auch, dass die Anbieter zu wenig unternehmen, um zu überprüfen, ob hinter den Bewertungen wirklich Menschen stehen, die das betreffende Produkt tatsächlich gekauft und benutzt haben.

Um die Masse an Daten auf den Online-Portalen zu erfassen, zu vergleichen und zu verarbeiten, wurde bei der Untersuchung erstmals eine speziell entwickelte Technologie auf der Basis von Künstlicher Intelligenz eingesetzt. So konnte bei ausgewählten Produkten über einen längeren Zeitraum zum Beispiel die Preisentwicklung überwacht werden. Gleichzeitig wurde festgestellt, ob der bei einer Rabattankündigung angegebene vorherige Preis auch tatsächlich der niedrigste Preis war, der in den 30 Tagen vor der Ankündigung der Preissenkung für das Produkt galt.

Die Vorschriften werden überarbeitet

EU-Justizkommissar Didier Reynders fordert nun die zuständigen nationalen Behörden dazu auf, gegen die monierten Praktiken der Online-Plattformen vorzugehen und sich mit den Händlern direkt in Verbindung zu setzen. Zudem betonte die Kommission in Brüssel, dass sich die Geschäftspraktiken im Online-Handel in den vergangenen Jahren dramatisch verändert hätten. Als Konsequenz werde überprüft, wie die Verbraucherschutzvorschriften an das digitale Zeitalter angepasst werden können.