Lukas Laube will beim TVB Stuttgart durchstarten. Foto: Baumann

Der Kreisläufer ist schon Anfang des Jahres in die Handball-Bundesliga gewechselt – davon will er in der neuen Saison profitieren.

Trainingslager? Könnte schlimmer sein. Wenn Lukas Laube dieser Tage von der Terrasse des Hotels Theresa im Zillertal auf die Umgebung blickt, fühlt er sich an zu Hause erinnert. „Ein wenig ist das schon heimatnah.“ Der Handballer des TVB Stuttgart, mit dem er sich seit dieser Woche in der Saisonvorbereitung befindet, stammt schließlich aus der Schweiz – und dort kommt gefühlt jeder aus den Bergen. „In einer Stunde Fahrt bin ich zumindest immer dort“, sagt der Hobbykletterer Laube, der aus Aarau stammt, das zwischen Zürich und Bern liegt, um zwei geografische Eckpfeiler zu nennen – und der seit Februar in Stuttgart lebt und arbeitet. Handball eben.

Natürlich war die Nähe zu Süddeutschland auch ein Argument für den Wechsel, aber der 23-Jährige betont: „Ich wäre zu jedem Verein in der Bundesliga gegangen – das ist ein absoluter Traum von mir gewesen.“ Die stärkste Liga der Welt, auch wenn der Ruf zuletzt etwas gelitten hat wie der des Schweizer Bankgeheimnisses.

Die Bundesliga ist bei den Eidgenossen beliebt

So oder so: an der Beliebtheit der Bundesliga bei den Eidgenossen gibt es keinen Zweifel. Und Laube nennt gleich drei Beispiele, die zum Aufsteiger nach Eisenach gewechselt sind: Sein ehemaliger Trainer Misha Kaufmann vom HSC Suhr Aarau sowie zwei frühere Mitspieler. Der Kreisläufer selbst kam im Februar allerdings von seinem letzten Club Amicitia Zürich, wo er sich ganz unbewusst im vergangenen Sommer endgültig ins Blickfeld des TVB gespielt hatte.

Der damalige Chefscout (und heutige Trainer) Michael Schweikardt hatte den Spieler zwar schon auf dem Radar, „aber in dem Freundschaftsspiel gegen uns hat er sich nochmals in den Fokus gespielt“. Und ins Gedächtnis. Als dann der talentierte Fynn Nicolaus im Laufe der Saison mit dem Wunsch an die Verantwortlichen herantrat, seine Karriere künftig im Rückraum zu forcieren, erinnerten sich die Schweikardts, Trainer Michael und Geschäftsführer Jürgen, an Lukas Laube und intensivierten fortan das Werben um den Schweizer Nationalspieler. Der hatte zwar noch einen Vertrag in Zürich, dort wollte man dem Talent für seinen nächsten Karriereschritt aber keine Steine in den Weg legen. „Der Transfer war ein Vorgriff auf diese Saison“, sagt Michael Schweikardt. „Die Absicht war, dem Spieler das halbe Jahr Zeit zur Integration zu geben.“ Die ist nun abgeschlossen – und der Trainer zufrieden: „Die Zeit ist reif für Lukas Laube.“

Zehnmal mehr Zuschauer

Der wurde zunächst behutsam herangeführt und entsprechend auch nur relativ wenig eingesetzt: „Natürlich will man als Spieler immer mehr“, gibt der 100-Kilo-Kreisläufer zu, hat aber eingesehen, dass es für seine Entwicklung wichtig war, Geduld zu bewahren. Die hat er genutzt, um auch körperlich Gewicht aufzupacken. „Sein Vorteil ist, er kann Abwehr und Angriff spielen“, betont der Trainer, was die leidigen Wechsel überflüssig macht, während die Konkurrenten am Kreis ihre Stärken in der Offensive (Marino Maric) oder Defensive haben, wie der Schweizer Landsmann Samuel Röthlisberger, der schon seine siebte Saison beim TVB spielt und in der Nationalmannschaft des Nachbarlandes zudem mit Laube den Innenblock bildet. Schweikardt: „Davon profitieren wir natürlich auch.“

Wobei es für die beiden künftig nicht nur die Auftritte in der Bundesliga gibt, sondern Anfang nächsten Jahres dann auch bei der EM, bei der die Eidgenossen in Düsseldorf das Eröffnungsspiel gegen Deutschland bestreiten. Ein absolutes Highlight. „Das soll auch dem Handball in der Schweiz nochmals einen Schub geben“, sagt Laube. Nur mal als Kennziffer: In der Liga hatte er bei Zürich zuletzt vor um die 400, 500 Zuschauern gespielt, jetzt in Stuttgart vor 4000 bis 5000. „Bei meiner Premiere war das schon ein gewaltiger Unterschied.“ Laube, der noch ein Sport-Studium auf Lehramt zu beginnen plant, sagt: „Ich will den Zuschauern aber auch was zurückgeben.“

Los geht’s an diesem Sonntag (15.50 Uhr) gegen den Bundesliga-Konkurrenten HBW Balingen in Bittenfeld. Ein Jubiläumsspiel anlässlich des 125-Jahr-Bestehens des TBV: „Da sieht man, was für eine Tradition in diesem Verein steckt“, sagt Lukas Laube – und ist spürbar stolz, nun ein Teil davon zu sein.