Der Gypsy-Jazz-Musiker Gismo Graf tritt mit seinem Vater und seiner Schwester auf. Foto: Tom Maurer

Gismo Graf ist deutscher Sinto – seit drei Generationen lebt seine Familie überwiegend in Stuttgart. Doch plötzlich stellt sich dem Frontman des Gismo Graf Trios eine eigentlich völlig sinnlose Frage. Eine Stimme aus unserer Reihe „Zuhause ist hier“.

Gismo Graf gehört zu den international renommiertesten Gypsy-Swing-Musikern, als Frontmann des nach ihm benannten Trios ist der Gitarrist eine feste Größe in der Szene. Die Grafs leben seit Generationen in Deutschland, überwiegend in Stuttgart. Neben Gismo stehen auch sein Vater Joschi und seine Schwester Cheyenne auf der Bühne.

„Als deutschem Sinto stellt sich mir die – eigentlich völlig sinnlose – Frage: Wohin sollten wir denn bitte gehen?“, sagt der 31-Jährige angesichts der rechtsextremen Vertreibungsfantasien.

Erinnerung an die traumatisierenden Schicksale der Sinti-Familie

Ihn erinnern die aktuellen Geschehnisse und Entwicklungen „direkt an die grausamen und traumatisierenden Geschichten und Schicksale, die die Generation meiner Großeltern am eigenen Leib erfahren musste und mir von den älteren Sinti aus unserem Verwandtenkreis aus erster Hand erzählt wurden“.

Eigentlich versuche er sich als Musiker, weitgehend aus politischen Diskussionen herauszuhalten: „Aber ich finde es ziemlich beängstigend, dass man sich in der heutigen Zeit überhaupt noch mit solchen Themen auseinandersetzen muss.“

Aktuelle Debatte

Potsdamer Treffen
Das Recherche-Netzwerk „Correctiv“ hat über ein Treffen berichtet, das im November in Potsdam stattfand. Daran nahmen neben dem prominenten Rechtsextremisten Martin Sellner auch Vertreter der AfD und der CDU teil. Sellner stellte ein „Remigrations“- Konzept vor. Es sieht vor, bestimmte Menschen aus Deutschland zu vertreiben – auch welche mit deutscher Staatsangehörigkeit.

„Remigration“
Die AfD verwendet den Begriff „Remigration“ schon länger. Nach der Debatte um die Recherche teilte die Partei mit, dass es dabei nach ihrem Verständnis weder um deutsche Staatsangehörige noch um Vertreibungen ginge.