Hier liegt die Leber: Das Organ ist unverzichtbar und erfüllt viele lebenswichtige Aufgaben Foto: Zacharie Scheurer/dpa

Die Leber ist unverzichtbar für den Stoffwechsel des Körpers. Ist sie erkrankt, hat das Einfluss auf den gesamten Organismus. Sie in Schuss zu halten und einer Fettleber vorzubeugen, ist deshalb sehr wichtig.

Dass Übergewicht, Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung zu vielen Krankheiten führen können, ist den meisten klar. Ein Organ, das erheblich davon betroffen ist, bringen viele jedoch immer noch vor allem mit übermäßigem Alkoholkonsum in Verbindung: die Leber. Aber sie kann verfetten. Obwohl dieses Vorgang kaum zu spüren ist, kann er gesundheitsgefährdende Folgen haben. Ein Überblick:

Was ist eine Fettleber?

Steatosis hepatis – Fettleber: Gemeint ist damit eine übermäßige Ansammlung von Fett in dem Organ. Die Medizin unterscheidet zwischen der nicht-alkoholischen Fettleber (NAFL) und der alkoholischen Fettleber (AFL). In Deutschland kommt die nicht-alkoholischen Fettleber häufiger vor.

Wie verbreitet ist die nicht-alkoholische Fettleber?

Die Deutsche Leberstiftung warnt: Die nicht-alkoholische Fettleber sei ein „stetig steigendes Gesundheitsproblem“, und zwar bei Erwachsenen und Kindern. Dabei sind Hauptrisikofaktoren bekannt und oft vermeidbar. Nämlich: ungesundes Essen, zu wenig körperliche Aktivität und Übergewicht.

In Deutschland leben laut Zahlen des Berufsverbandes der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte – Gastroenterologen – rund eine Millionen Menschen mit einer nicht-alkoholischen Fettleber.

Der Verband schätzt, dass bei rund jeder und jedem Fünften die Leber schon eine Fibrose entwickelt – das sind Gewebeveränderungen, die auf lange Sicht zu schwerwiegenden Entzündungen, Vernarbungen und Leberkrebs führen könnten.

Hilft Abnehmen bei nicht-alkoholischer Fettleber?

Ja! Gerade das Abnehmen entlastet die Leber. Schon bei zehn Prozent Gewichtsverlust könne sich die Fettmenge der Leber normalisieren, sagt der Mediziner Hans-Martin Frühauf, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Geriatrie im Ameos Klinikum St. Marien in Oberhausen. „Ein 100 Kilogramm schwerer Patient kann also, wenn er 10 Kilo abnimmt, nahezu 100 Prozent des Leberfetts verlieren.“

Was sind Ursachen und Risikofaktoren einer Fettleber?

Bei der alkoholischen Fettleber (AFL) ist es übermäßiger Alkoholkonsum. Bei etwa drei Viertel der Menschen mit einer nicht-alkoholischen Fettleber wiederum ist ein sogenanntes metabolisches Syndrom die Ursache – also eine Kombination aus Übergewicht, Bluthochdruck und erhöhtes Fett- und Blutzuckerwerten.

Bei etwa einem Viertel der Betroffenen sind es andere Gründe wie zum Beispiel genetische Faktoren oder bestimmte Erkrankungen – und vor allem Bewegungsmangel. „Unabhängig von der Ernährung erhöht eine sitzende Tätigkeit und eine inaktive Lebensweise das Risiko, eine Fettleber zu bekommen“, erklärt Elke Roeb, Abteilungsleiterin mit Schwerpunkt Gastroenterologie am Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM). „Recht neu unter den Ursachen ist der übermäßige Konsum industriell hergestellter konzentrierter Fruktose, die oft in Getränken zu finden ist.“

Was sind die Folgen einer Fettleber?

• Steatohepatitis: Eine einfache Fettleber stellt noch keine Gefahr dar, wie Roeb erläutert, die auch Kuratoriumsvorsitzende der Deutschen Leberstiftung ist. Allerdings bleibt es in vielen Fällen nicht dabei: Denn die Fettleber kann sich entzünden – sogenannte Steatohepatitis.

• Leberfibrose: Daraus kann sich eine Leberfibrose entwickeln. Dieser folgt oft eine Leberzirrhose – eine großteilige Vernarbung des Lebergewebes. Die Leber kann dann nicht mehr richtig arbeiten. Im weiteren Verlauf kann eine Zirrhose zu Leberkrebs führen.

• Leberkarzinom: Leberkrebs kann sich aber auch schon zu einem früheren Zeitpunkt entwickeln. Bei einer nicht-alkoholischen Fettleber könne es auch ohne Zirrhose zu einem Karzinom kommen.

• Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Neben den Folgen für die Leber steigt mit einer Steatohepatitis die Wahrscheinlichkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie das Risiko für Tumore im gesamten Körper.

• Krampfadern: Auch medizinische Notfälle können die Folge einer Fettleber sein, wie Rainer Günther, Leiter der Hepatologie am Universitätsklinikum Kiel erklärt: „Wenn die Leber verhärtet, kann das Blut sie nicht mehr durchströmen und staut sich davor. Das wiederum führt oft zu Krampfadern in der Speiseröhre.“ Kommt es zu einer Blutung, verliert der Betroffene schnell viel Blut. Es besteht die Gefahr, innerlich zu verbluten.

Beeinflusst eine kranke Leber andere Organe?

Gastroenterologen weisen darauf hin, dass die Leberverfettung häufig eine Begleiterkrankung einer umfassenderen Stoffwechselstörung ist.

Ein Großteil der Betroffenen hat Bluthochdruck, Adipositas oder Typ-2-Diabetes. Wobei das wechselseitig zu sehen ist: So kann eine Fettleber auch die Entwicklung eines Diabetes begünstigen.

Generell hat eine kranke Leber Einfluss auf andere lebenswichtige Organe, erklärt Leber-Experte Frühauf. Patienten mit Fettleber haben demnach vermehrt Probleme mit Herz und Kreislauf. „Die Folge können Herzschwäche, Durchblutungsstörungen und ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt sein.“

Welche Symptome weisen auf eine Fettleber hin?

Gar keine! „Die Leber macht keine Schmerzen“, betont Günther. Eine ausgeprägte Tagesmüdigkeit kann, muss aber kein Anzeichen sein. Das ist einer der Gründe, weshalb Günther gemeinsam mit Kollegen einen Lebertest entwickelt hat. Durch diesen Fragebogen können Interessierte ihr eigenes Risiko ermitteln und das Ergebnis gegebenenfalls vom Arzt abklären lassen.

Meist sei die Fettleber ein Zufallsbefund, sagt Elke Roeb. Es gibt aber auch Diagnose-Methoden wie das CAP-Verfahren oder die Elastographie.

Wie behandelt man eine Fettleber?

Ihr kann vor allem durch Abnehmen, mehr Bewegung und gesunde, kalorienreduzierte Ernährung entgegengewirkt werden. „Meist sieht man nach sechs Monaten schon Ergebnisse“, erläutert Günther. Medikamente gibt es zur Zeit nicht.

Mitunter wird ein Stent, eine Art Röhre, in die Leber eingesetzt. Günther: „Ist die Leber etwa durch eine Zirrhose oder Krebs stark geschädigt, kommt nur noch eine Transplantation infrage.“

Beugt Alkoholfasten einer Fettleber vor?

Wer regelmäßig und viel Alkoholisches trinkt, zieht das Organ dadurch sehr in Mitleidenschaft, warnt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Der Abbau von Alkohol im Körper sei für die Leber „ein echter Kraftakt“. Deshalb rät sie nicht nur dazu, beim Alkoholkonsum immer am Limit zu bleiben.

Man sollte auch regelmäßig für einige Wochen komplett auf Bier, Wein und Schnaps verzichten. So kann sich die Leber regenerieren.