Mögliche Zukunftsperspektive für die Buocher Höhe (oberhalb von Korb) – in der Darstellung des Planungsverbands Unteres Remstal vom Frühjahr 2013 mit fünf Windrädern. Foto: Studio Kramer

Kein anvisierter Windpark im Raum Stuttgart erregt die Gemüter derart wie jener geplante auf der Buocher Höhe. Fast 2000 Einwendungen gingen beim Verband Region Stuttgart ein, unterstützt von der Initiative „Schützt die Buocher Höhe“. Jetzt inspizierte die CDU-Regionalfraktion das Areal.

Waiblingen/Remshalden - Der Nieselregen ist vorbei, die Sonne lacht am blauen Himmel, da lohnt sich am Dienstagnachmittag auf 519 Meter über Meereshöhe der Aufstieg zur nochmals 22,5 Meter höher gelegenen, rundum verglasten Aussichtsplattform des Buocher Wasserturms. Hier gibt’s beste Perspektiven – hinunter ins Remstal, hinüber gen Süden zur Schwäbischen Alb oder zum Stuttgarter Fernsehturm.

Und im Nordwesten zum Waiblinger Stadtwald. Das ist jenes Gebiet, in dem in einigen Jahren bis zu fünf Windräder – Nabenhöhe 140 Meter, höchster Rotorenpunkt 200 Meter – stehen könnten. Den Weg zu jenem Teilort der Remstalgemeinde Remshalden hatten gut zwei Drittel der insgesamt 29 christdemokratischen Regionalparlamentarier auf sich genommen. In der Kanzel parlierten sie intensiv mit dem für die Windkraft verantwortlichen Planungsdirektor des Verbands, Thomas Kiwitt, sowie mit Vertretern eben jener Bürgerinitiative, die einen Windpark dort vehement ablehnt.

Die Buocher Höhe ist umgeben von Remshalden, Weinstadt, den Berglen, Korb und Winnenden. De facto gehört dieses Waldgebiet jedoch zu Waiblingen – als eine Exklave circa fünf Kilometer östlich der eigentlichen Stadtgrenze. An Land gezogen hat Waiblingen diese Beute bereits im Mittelalter – als Gabe vermutlich des Hauses Württemberg im Jahr 1320. In den folgenden Jahrhunderten gab es immer wieder Streit um den Wald, der erst 1742 mit einem Vergleich beigelegt wurde – der Großteil blieb bei Waiblingen, ein kleiner Teil landete bei Großheppach.

Hansi Müller als prominenter Unterstützer

Streit gibt’s auch gut 270 Jahre später. Diesmal nicht um den Wald, sondern darum, was dort demnächst weithin sichtbar stehen könnte. Waiblingens OB Andreas Hesky wirbt seit längerem für einen Windpark in seinem Stadtwald. Per Resolution vom März 2013 stärkte der Waiblinger Gemeinderat dem Schultes den Rücken: Man bekenne sich zur Verantwortung, „zum Gelingen der Energiewende beizutragen“.

Prompt formierte sich speziell in der Nachbargemeinde Korb der Widerstand, mit Ex-Nationalkicker Hansi Müller als prominentem Unterstützer. In zahlreichen Leserbriefen an die Lokalzeitung wurden Heskys „rüde Pläne“ attackiert , fernab der eigenen Bürger die Buocher Höhe „rücksichtslos mit einer ganzen Galerie von Windrädern zuzupflastern im unfassbar minimalen Abstand zu bebautem Gebiet“.

Für 70 000 Euro komme vermutlich demnächst ein Windmess-Mast – damit „den Windriesen Tür und Tor geöffnet“ werde. Die Bürgerinitiative schaltete zudem eine ganzseitige Anzeige: „Warum ein laues Lüftchen einen Sturm der Empörung auslöst“.

Gegner geben nicht so schnell nach

Im Regionalparlament allerdings stieß der Standort Buocher Höhe in diesem Juli auf wenig Gegenwind – wenn auch mit Einschränkungen. Aus den bis zu acht Windrädern wird wohl nichts, analysierte Hesky hernach. Für fünf Windanlagen könnte es aber reichen. Sofern alles glatt läuft, wird in einigen Monaten mittels eines circa 100 Meter hohen Masts die sogenannte Windhöffigkeit auf der Buocher Höhe gemessen.

Dass die Gegner aber nicht so schnell kleinbeigeben werden, machten sie im Wasserturm deutlich. Angesichts des kärglichen Energiegewinns lohne sich der Aufwand mit neuen Zufahrtsstraßen, abgeholzten Bäumen, geschädigtem Naherholungsgebiet und einer „zerstörten Natur“ nicht. Bei Kiwitt wie auch bei den CDU-Regionalräten rannten die Aktivisten allerdings keine offenen Türen ein. Sicher handle es sich um eine besonders sensible Landschaft, andererseits sei das Windpotenzial gut und liege durchaus über dem Durchschnitt, so der Regionalplaner. Man komme auch auf Druck des Landes nicht drum herum, in der Region zumindest eine gewisse Zahl an Standorten auszuweisen – nachdem etwa durch den Wetterradar in Geislingen-Türkheim im Zehn-Kilometer-Radius „alle Standorte am Albtrauf wegfallen“ und auch im Bereich Esslingen wegen des Vogelschutzes „riesige Bereiche“ nicht in Frage kämen.